Ännchen von Tharau

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Ännchen von Tharau ist der Titel eines Liedes, das von Karl May erwähnt wurde.

Zugeschrieben wurde der Text oft Simon Dach (* 29. Juli 1605 in Memel; † 15. April 1659 in Königsberg), einem deutschen Dichter der Barockzeit.[1] 1778 wurde das Gedicht von Johann Gottfried Herder ins Hochdeutsche übertragen und und 1827 von Friedrich Silcher mit einer neuen Melodie unterlegt. In dieser Vertonung ist das Lied heute allgemein bekannt.

bei Karl May[Bearbeiten]

Der Simon-Dach-Brunnen in Klaipeda, Litauen (früher Memel)

In Karl Mays Erzählung Christi Blut und Gerechtigkeit:

Sie trat hinter die spanische Wand zurück. Jedenfalls trug sie den 'Talisman' auf ihrem Herzen. Als sie wieder hervortrat, überreichte sie mir ein Notenblatt, welches vielfach zusammengeschlagen und in ein viereckiges Stück Schafleder gefaltet war. Ich öffnete es und fand – – das 'Aennchen von Tharau', in D-dur arrangiert für gemischtes Soloquartett. So viel ich suchte, es war keine Unterschrift, kein Name zu finden.
"Schefaka, diesen Talisman kann ich lesen; er ist in meiner Muttersprache geschrieben. Aber er muß nicht gesprochen, sondern gesungen werden. Soll ich ihn dir vorsingen?"
"Effendi, wenn du das wirklich thun wolltest!"
"So höre!"
Ich sang ihr alle Verse dieses Liedes vor. Ich habe nie so gern und mit solcher Hingebung gesungen als jenes einfache Lied in dem Jilack Scheri Schirs. Als ich geendet hatte, stand die ganze andere Abteilung des Hauses und auch der Platz vor demselben voller Menschen. Niemand wagte, ein Wort zu sagen. Die Macht des deutschen Liedes hatte die rauhen Seelen der Kurden ergriffen, obgleich sie den Text nicht verstanden.[2]

Die Absicht, in einer dreiaktigen Posse den "Alten Dessauer" auf die Bühne zu bringen, teilte Karl May am 16. Oktober 1892 seinem Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld mit. Über ein Ständchen, das sechs adelige Stifts-Fräuleins dem Dessauer bringen (eine Verballhornung des Volkslieds Ännchen von Tharau), ist dieses ächt deutsche, zwergfellerschütternde Stück (sic!) nicht hinausgekommen.[3]

Sonstiges[Bearbeiten]

Wie aus einer Zuschrift an das Karl-May-Haus hervorgeht, wurde 1942 bei der Aufführung des Stückes Winnetou in Hohenstein-Ernstthal bei Winnetous Tod das Ännchen von Tharau statt das (zu NS-Zeiten unerwünschten) Ave Maria gesungen.[4]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May selbst erwähnt den Verfasser nicht.
  2. Karl May: Christi Blut und Gerechtigkeit, in: Vom Fels zum Meer, 1882, S. 355.
  3. Der Brief ist abgedruckt im Karl-May-Jahrbuch 1918, S. 259 f. und in der Karl-May-Chronik I, S. 442.
  4. Exponat des Monats Juli 2012.

Weblinks[Bearbeiten]