Ave Maria (Gedicht)

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"Ave Maria"-Vertonung von Karl May
In Ernste Klänge – Seite 1 ...
... und Seite 2.

Text[Bearbeiten]


Es will das Licht des Tages scheiden;
Nun bricht die stille Nacht herein.
Ach, könnte doch des Herzens Leiden
So, wie der Tag vergangen sein!
Ich leg' mein Flehen dir zu Füßen;
O, trag's empor zu Gottes Thron,
Und laß, Madonna, laß dich grüßen
Mit des Gebetes frommem Ton:
Ave, ave Maria!


Es will das Licht des Glaubens scheiden;
Nun bricht des Zweifels Nacht herein.
Das Gottvertrau'n der Jugendzeiten,
Es soll mir abgestohlen sein.
Erhalt', Madonna, mir im Alter
Der Kindheit frohe Zuversicht;
Schütz' meine Harfe, meinen Psalter;
Du bist mein Heil, du bist mein Licht!
Ave, ave Maria!


Es will das Licht des Lebens scheiden;
Nun bricht des Todes Nacht herein.
Die Seele will die Schwingen breiten;
Es muß, es muß gestorben sein.
Madonna, ach, in deine Hände
Leg' ich mein letztes, heißes Fleh'n:
Erbitte mir ein gläubig Ende
Und dann ein selig Aufersteh'n!
Ave, ave Maria!

im Werk[Bearbeiten]

Das dreistrophige Ave Maria wird von den deutschen Siedlern für den sterbenden Winnetou gesungen. Karl May schildert diese Szene in seiner Erzählung Im "wilden Westen" Nordamerika's; sie wurde beim Verlag Heinrich Theissing, Köln, in der katholischen Zeitschrift Feierstunden im häuslichen Kreise im Jahre 1883 veröffentlicht. Dabei hat das Lied aber nur zwei Strophen; die mittlere wird erstmals in der autobiografischen Skizze Freuden und Leiden eines Vielgelesenen abgedruckt. Selbst in Winnetou III, in den Gesammelten Reiseerzählungen fehlt die zweite Strophe. Erst in der Ausgabe letzter Hand – der Illustrierten Ausgabe – erscheint der vollständige Text.

Vertonungen[Bearbeiten]

In der Zeitschriftenfassung und den ersten Buchausgaben des Textes Ave Maria berichtet der Ich-Erzähler, dass er das Gedicht vor einer Reihe von Jahren in Chicago für einen Freund, einen Musikdirektor, geschrieben habe. Dieser Freund habe dieses Ave Maria dann vertont und die Aufführung sei ein großer Erfolg gewesen. In der illustrierten Buchausgabe ist der Ich-Erzähler selbst der Komponist.

Karl May hat dieses Gedicht tatsächlich selbst vertont: die Komposition fand ihre erste Veröffentlichung im Juni 1897 im Deutschen Hausschatz. Diese Fassung ist gesetzt für Männerchor und steht in Es-dur. Es wird von der Redaktion erwähnt, dass eine weitere Komposition des Ave Maria von Karl May demnächst veröffentlicht werden wird.[1] Im August 1897 (Heft 46) erschien dann eine Vertonung des Ave Maria von Joseph Schildknecht.

Die ein Jahr später erschienene Erstausgabe der Mappe Ernste Klänge, Heft I, brachte, ebenso wie die spätere Auflage, die jedoch in schlichterem Gewande und ohne den Zusatz Heft I erschien, das Ave Maria zusätzlich in einer B-dur-Fassung für gemischten Chor. In der Radebeuler und Bamberger Ausgabe wurde später die Männerchor-Fassung weggelassen.

Für weitere Vertonungen siehe Ave Maria (Vertonungen).

Sonstiges[Bearbeiten]

  • Ave Maria zählt zusammen mit Vergiß mich nicht zu den einzigen Kompositionen, die Karl May zu Lebzeiten veröffentlichen ließ. Aus Mays Nachlass sind ein gutes Dutzend weiterer Lieder und Gedichtvertonungen erhalten, die der gescheiterte Lehramtsanwärter um 1864 in seiner Funktion als Chorleiter für den Ernstthaler Gesangsverein Lyra schrieb.
  • Inzwischen gibt es mehrere Einspielungen der Lieder, u.a. auf der dem Band Karl May und die Musik beiliegenden CD.
  • Im fünften und letzten Teil des Hörspiels Winnetou von Kurt Meister aus dem Jahre 1956 ist zunächst von den bayerischen Siedlern die dritte Strophe des Liedes aus der Ferne zu hören, was Winnetou tief bewegt und ihn dazu veranlasst, sie später – während er mit dem Tode ringt – zu bitten, dieses Lied noch ein letztes Mal für ihn zu singen. Kurz danach stirbt er. Bei dieser Fassung handelt es sich nicht um die May-Vertonung, sondern um einen Männerchorsatz in langsamem, getragenem 6/4-Takt.
  • 1908 wurde das Gedicht ins Italienische übersetzt und im März auf Mays Musik in der großen Pfarrkirche in Budapest-Köbánya gesungen.[2]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl-May-Chronik II, S. 48.
  2. Karl May und die Musik, S. 278.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]