Christentum

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Das Christentum ist vor dem Islam und dem Hinduismus die größte Religion der Erde.

Inhalte und Richtungen[Bearbeiten]

Das Christentum ist eine gestiftete, monotheistische und missionierende Religion. Seine Wurzeln liegen im Judentum, in Palästina, zur Zeit der römischen Herrschaft zu Beginn des 1. Jahrhunderts. Das Christentum geht zurück auf die Anhänger des jüdischen Wanderpredigers Jesus von Nazaret. Jesus wird von den Christen als der Christus (der Gesalbte), also der jüdische Messias, verehrt.

Eine der Besonderheiten des Christentums ist die Lehre von der "Dreifaltigkeit". Nur wenige Splittergruppen lehren sie nicht, so die "Zeugen Jehovas", für die Christus folglich auch nicht Gott ist, und die "Wahre Jesus Kirche‎", für die Christus alleine Gott ist.

Dreifaltigkeit[Bearbeiten]

Die Dreifaltigkeitslehre besagt, dass es - wie schon das Judentum lehrt - nur einen einzigen Gott gibt,[1] dass dieser eine Gott aber drei Personen beinhalte, wesensgleich und nur ein Gott, jede "Person" eine Hypostase der gleichen Gottheit, nicht aber eine eigenständige göttliche Substanz. Diese drei "Personen", Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist, sind gemeinsam und jede der einzige Gott.

Natur Jesu[Bearbeiten]

Unterschiede in der Auffassung gibt es zunächst einmal in der Frage der menschlich-göttlichen Natur Jesu, eine Frage, die bereits zum ersten Schisma führte: einige glauben, dass Jesus erst in seinem Tod oder bei seiner Auferweckung von den Toten Gott wurde, quasi von Gott dazu erhoben wurde, andere glauben, dass beide Naturen, die göttliche und die menschliche, in ihm nebeneinander existierten, er wäre also gespalten gewesen in Jesus, den Sohn Mariens und den Gott Jesus, den Sohn Gottes. Die mit weitem Abstand aber größten Gruppen - alle orthodoxen, katholischen und evangelischen Kirchen - lehren hingegen, dass Jesus zugleich, in einem und untrennbar ganz Gott und ganz Mensch war, also nicht in zwei parallelen, sondern in einer Doppelnatur.

Liebe[Bearbeiten]

Der Kern der christlichen Religion rührt nach ihrem Selbstverständnis aus der bedingungslosen Liebe Gottes gegenüber den Menschen. In dieser Liebe, in der sich Gott offenbart bzw. sich selbst erschließt, wird die Beziehung Mensch-Welt-Gott geklärt. Wie alle Religionen mit Exklusivitätsanspruch versteht sich das Christentum selbst entweder als der alleinige Ort, an dem sich Gott den Menschen zugewandt hat oder zumindest als der Ort, an dem er dies in angemessenster, geklärtester und unüberholbarer Weise getan hat. Nach der ersten Position werden alle anderen Religionen als Versuche des Menschen angesehen, mit seinen Anstrengungen und "Werken" Gott, oder dem, was er dafür hält, zu gefallen und sich ihm zu nähern; die andere Position sieht diese Versuche als unzureichend geklärte. Diese Klärung, die in Gottes Offenbarung geschieht, ist jedoch für beide dieser Positionen ein Geschenk (Gnade) Gottes und nicht durch aktives Tun des Menschen zu erreichen.

Dies wird von allen drei großen Richtungen so gesehen und so basierte denn auch die Trennung zwischen der orthodoxen und der römischen Kirche nicht auf Glaubensfragen, sondern allein auf macht-, kirchen und kulturpolitischen Differenzen.

Katholische und evangelische Kirchen[Bearbeiten]

Geschichtlicher Hintergrund / Ursache der Spaltung[Bearbeiten]

Ganz anders das Schisma zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche: durch die Sünde, also bie Abwendung von Gott, wird Gott vom Menschen gekränkt. Der Mensch, der sich von Gott abwendet, verliert "die ewige Seligkeit", "die Anschauung Gottes". Er verliert sie schon dadurch, dass er als fehlerhafter, immer wieder fehlender Mensch geboren wird, als Kind und als Kindeskind sündiger Menschen ("Erbsünde"). Es liegt nicht in des Menschen Macht, sich vor Gott gerecht zu machen. Nur alleine die unendliche Liebe und Barmherzigkeit Gottes kann den Menschen rechtfertigen. Dem Menschen bleibt allerdings, aus eigenem Zutun dieses Geschenk göttlicher Gnade anzunehmen oder es von sich zu weisen. - Hier nun war die römische Kirche insofern auf Abwege geraten, als sie im Trachten nach "dem schnöden Mammon" die Annahme des Geschenkes für das Geschenk selbst setzte und im Ablasshandel Seligkeit und Straferlass zu verkaufen vorgab (Trachten nach weltlicher Macht war schon immer die größte Versuchung und der häufigst beschrittene Irrweg der Kirchen!).

Martin Luther nun prangerte dies an und eine Aussöhnung des Doktors der Theologie mit der Kirche scheiterte an deren Unnachgiebigkeit. Da nun aber der Reformbedarf in der Kirche und das gottlose Treiben weiter Teile besonders des höheren Klerus unübersehbar waren, folgten viele Christen der Lehre Luthers. Diese Reformation aber wurde nun zu einem "Selbstläufer", einer Sammelbewegung, in der sich alle mit der Kirche Unzufriedenen zusammenfanden, um sich gegenseitig wieder zu bekämpfen, weil sie zu unterschiedliche Lehren verbreiteten. Allen gemeinsam waren die Rechtfertigungslehre als Glaubensgegensatz zur katholischen Kirche und die Ablehnung des Papsttums und der Unfehlbarkeit von Päpsten und Konzilen als Gegensatz der Organisations- und Machtstruktur.

Diverse Divergenzen und Übereinstimmungen[Bearbeiten]

Unterschiede - aus Sicht der katholischen Kirche eklatante und unüberbrückbare Unterschiede - gibt es zwischen den evangelischen Kirchen in der Glaubensauffassung des Abendmahles: Luther und mit ihm die Lutheranischen Kirchen glaubten und glauben, dass im Abendmahl Christus selbst real präsent ist. Im krassen Widerspruch dazu steht der Calvinismus, der lehrt, dass es sich bei der Abendmahlsfeier nur um ein frommes Symbol handle, Brot und Wein also eben nur Brot wie jedes Brot und Wein wie jeder Wein seien. Und dazwischen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Lehrmeinungen.

Ein weiterer signifikanter Unterschied ist die "Apostolische Nachfolge" der katholischen und orthodoxen Kirchen: sie besagt, dass nur ein Bischof einen Priester weihen kann und nur ein Priester die Konsekratien - die Wesensverwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi - in sakramentaler Gültigkeit erlangen kann. Nach Lutherischem Verständnis hingegen handelt jeder ordinierte Pfarrer "in persona Christi". - Dennoch scheint hier durchaus eine Annäherung und vor allem eine Akzeptanz möglich, die bei den anderen Auffassungen der reformierten Kirchen ausgeschlossen ist.

Ökumene[Bearbeiten]

Im Rahmen der Ökumene bemühen sich die christlichen Kirchen, soweit wie möglich aufeinander zuzugehen und, soweit sich die Unterschiede in der Glaubenslehre nicht ausgleichen lassen, wenigstens zu einem christlichen Miteinander zu gelangen. Dabei wäre es durchaus denkbar, dass - schon um den staatsrechtlichen Vorteil des Vatikans optimal zu nutzen - der Papst zum Sprecher aller Christen wird, soweit es gemeinsam verfasste Beschlüsse, Resolutionen und Aktionen betrifft, ohne den anderen Kirchen gegenüber irgendwelche Sonderrechte oder Befugnisse zu haben, während er innerhalb der katholischen Kirche sein Amt unverändert wahrnimmt. Damit könnte das Christentum erstmals wieder mit einer Stimme sprechen und wenigstens die unstrittigen Grundzüge seiner Lehre wieder gemeinsam verkünden: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst."

Christentum in anderen Religionen[Bearbeiten]

Viele Lehren des Christentum haben andere Religionen übernommen, ohne dabei selbst zu christlichen Religionen zu werden. Die wohl prominentesten sind der Islam und die Jesiden. Der Koran beruht größtenteils auf christlichen und jüdischen Lehren und Vorschriften, ohne dass man feststellen könnte, dass der Sinn und das tiefere Verständnis dieser Einzelvorschriften/Lehren/Überlieferungen mit eingeflossen seien.

bei Karl May[Bearbeiten]

Karl May war ein zutiefst gläubiger Mensch. Evangelisch erzogen wurde er 1856 konfirmiert. Ob und in welchem Maß er während seiner Seminarzeit in Plauen und danach bis zu seiner langen Haftstrafe in Waldheim mit dem Katholizismus in Berührung kam, ist nicht bekannt; spätestens aber, als er in katholischen Gottesdiensten Orgel spielte, lernte er ihn kennen und zumindest teilweise auch schätzen, wie aus manchen Stellen seiner Werke und auch seinem Ave Maria ganz klar hervorgeht.

In den meisten seiner Werke will er expressis verbis der "Lehrer seine Leser" sein - in allen ist er Verkünder seines Glaubens: das Böse verliert, das Gute gewinnt. Oft nach harten und schweren Kämpfen, letztlich aber immer. Weil Gott das Gute ist, die personifizierte Liebe. Der gute Mensch vergibt. Immer. Weil Gott gesagt hat: Du sollst auch Deine Feinde lieben. Darum hilft Gott denen, die ihre Feinde lieben und ihnen vergeben. Immer. Jederzeit. Wie auch er vergibt. Immer. Und jederzeit. Diese immerwährende und stets zu erlangende Vergebung ist eines der Zentralmotive Mays: In buchstäblich allerletzter Sekunde noch ist Gott bereit, auch dem schlimmsten Sünder zu vergeben, wenn dieser nur ehrlich und aufrichtig bereut. Wehe aber dem, der da glaubt, er könne seine Spielchen treiben mit dem Herrn, seinem Gott: erbarmungslos und ohne weitere Gelegenheit zur Reue wird er verstoßen und verworfen.

Um dieses Zentralmotiv der vergebenden Liebe rankt sich Mays gesamtes Werk. Doch daneben hat er noch weitere wichtige Motive aus dem Glauben, eines der Wichtigsten – wenn nicht das wichtigste Nebenmotiv überhaupt – ist das des Pharisäertums: Da sind zunächst einmal die sittlich-moralisch eifernden Missionare, von scheinbarer Heiligkeit und heuchlerischer Frömmelei angefüllte Irrlehrer, die unduldsame Härte statt milden Erbarmens lehren, dicht gefolgt von den macht- und profitsüchtigen Nominalchristen, die den Genozid an den Indianern ebenso auf dem Gewissen haben, wie die totale Verschlossenheit der Opfergemeinschaft gegenüber allen Missionsversuchen aus der Tätergesellschaft. Und dazu gehören natürlich auch die kultur- und gesellschaftsimanenten Pharisäer wie der eigene in Mein Leben und Streben erwähnte Gevatter.[2] Dabei macht May insofern keinen Unterschied zwischen den Konfessionen, als er keine von seinen berechtigten Vorwürfen ausnimmt, sehr große Unterschiede jedoch insoweit, als er gezielt jeder Konfession die von ihr typischerweise am Ort des Geschehens begangenen Fehler vorwirft und je nach zu erwartendem Publikum auch gegebenenfalls seine Erzählungen umarbeitet. Er zieht sich dabei aber keineswegs ein Mäntelchen an und setzt sich auch keine Maske auf, er sagt die reine Wahrheit, wenn er erklärt: "Ich schreibe nieder, was mir aus der Seele kommt, und ich schreibe es so nieder, wie ich es in mir klingen höre. Ich verändere nie, und ich feile nie. […] meine Seele soll zu den Lesern reden […] ich will eindringen, will Zutritt nehmen in seine Seele, in sein Herz, in sein Gemüt."

Karl May schreibt aus seinem Glauben und er schreibt, ohne dabei auf die theologischen Unterschiede zwischen den christlichen Glaubensbekenntnissen weiter einzugehen. Gleichwohl sind sie ihm bewusst und er kennt sie weit besser als die meisten seiner Leser, die von wenigen Ausnahmen abgesehen doch nur das wissen, was ihnen die eigene Kirche predigt. May hingegen hat praktische Erfahrungen mit diesen Unterschieden und er ist ihnen gegenüber auch keineswegs indifferent, nein, er kennt – und ignoriert sie: ein Gott, ein Erlöser, für eine Menschheit. Das ist sein unerschütterlicher Glaube, den er schon lange vor seinem Spätwerk verkündet: Schickt uns Männer, die mit einer Stimme reden! Die Schismen können, da es doch nur eine Wahrheit geben kann, wie es ja auch nur einen gibt, der das Leben ist, nur Irrwege sein, zwischen denen er für sich den richtigen Weg zu finden hat:

Weil wir nicht Theil nehmen wollen an Eurer Uneinigkeit. Die Lehre der Christen ist gespalten. Wenn Ihr uns einmal sagen könnt, daß Ihr einig seid, so werdet Ihr uns willkommen sein. Wenn die Christen des Abendlandes uns Lehrer senden, von denen jeder anders lehrt, so thun sie sich selbst den größten Schaden. Azerat Esau sagt in Eurem Kitab: 'Im jol de gertscheklik de ömir de - ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.' Warum haben die Abendländischen so viele Wege, so viele Wahrheiten, da es doch nur den Einen gibt, der das Leben ist?

lässt Karl May schon Pir Kamek in Durch die Wüste sagen.[3] Vielleicht ist dies eine der ersten Stellen, in denen May das ausdrückt; die letzte ist es sicher nicht, es folgen noch viele.

Dieser Glaube, im Seminar erschüttert, in der Haft neu gefunden, ist noch nicht fertig, er muss erst wachsen und sich entwickeln, fertig ist anfangs nur das Grundgerüst aus Liebe und Vergebung. Es mündet nach 25 Jahren im Weg zum Edelmenschen. Diese Entwicklung ist, da er ja Lehrer seiner Leser sein will, auch und gerade im Glauben, sehr leicht an der Entwicklung seiner Protagonisten nachzuvollziehen: Old Shatterhand/Kara Ben Nemsi ist Mays Urbild des christlichen Menschen und viele seiner Helden waren oder wurden Christen wie z.B. Winnetou (siehe Nottaufe) und Hadschi Halef Omar. Dabei zeigt sich, dass sein Spätwerk keineswegs jenen abrupten Bruch mit seinen vorherigen Werk darstellt, wie immer wieder behauptet wird: diesen Bruch gibt es zwar ohne jeden Zweifel, doch er liegt nur in der Form vor, in der literarischen Gestaltung, in dem gezielt symbolischen Charakter seines Spätwerks, der nicht nur in dem so oft als Grund genannten Kulturschock durch seine große Orientreise bedingt, sondern wohl viel mehr noch die Reaktion auf die Hetze gegen ihn selbst ist: ein nachträgliches Plausibelmachen seiner "Old-Shatterhand-Legende". Der Inhalt aber, der religiöse Kern, die innere Substanz, der Glaube hat keinen Sprung gemacht, sondern sich nur kontinuierlich weiterentwickelt: Was sind die Schutzengel des Winnetou-Clans anderes als eine der möglichen und wünschenswerten Umsetzungen des dreifachen Gebotes der Liebe, der zu Gott, zu dem Nächsten und zu sich selbst. Dann und damit erst kann wahr werden, was der Engel zu Weihnachten verkündet: Et in terra pax - Und Friede auf Erden! Bis dahin aber gilt: Selig, wer bis an das Ende / An die ew'ge Liebe glaubt!

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. So spricht der HERR:
    Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.
    Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
    Du sollst dir kein Bildnis machen noch irgendein Gleichnis, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist:
    Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen,
    aber Barmherzigkeit erweist an vielen tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.
    2 Mos 20,1-6
  2. Karl May: Mein Leben und Streben, Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg i. Br. o. J. (1910), S. 78. Onlinefassung)
  3. Karl May: "Giölgeda padishanün". In: "Deutscher Hausschatz in Wort und Bild", Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, S. 144 des Reprints. (Onlinefassung)