Dein Engel (Gedicht)

Aus Karl-May-Wiki
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Dein Engel ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

          Dein Engel.
O glaube nicht, du seist verlassen,
  Wenn dir kein Mensch zur Seite steht.
Lern nur den leisen Hauch erfassen,
  Der, wenn du klagst, dich lind umweht.
Es zieht ein sinnenfremdes Mahnen
  Dein geistig Wesen zu sich hin:
"Willst du, willst du denn gar nicht ahnen,
  Daß ich, dein Engel, bei dir bin?"
O wolle nicht darüber trauern,
  Daß dich kein Mensch im Herzen trägt.
Dort, jenseits unsrer Kirchhofsmauern,
  Giebts einen Puls, der für dich schlägt.
Er hat für dich schon hier geschlagen,
  Und fühlst du ihn, so sagt er dir:
"Du wirst auf Flügeln stets getragen;
  Ich bin dein Engel; glaub es mir!"
O laß dir nicht ins Auge steigen
  Des Leides stille Thränenfluth.
Wiß, daß grad in den schmerzensreichen
  Geschicken tiefe Weisheit ruht.
Grad in des Lebens schwersten Stunden
  Spricht tröstend dir dein Engel zu:
"Durchs Leiden hast du mich gefunden;
  Ich bin getrost; nun sei's auch du!"[1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Am 18. Dezember 1900 erschien ein Gedichtband Mays mit dem Titel Himmelsgedanken im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld.[2] In dieser Ausgabe ist das Gedicht auf den Seiten 173 und 174 enthalten. Der auf der gegenüberliegenden Seite abgedruckte Aphorismus lautet:

Ein bekannter Herrscher hat in der Ueberwallung seines Pflichtgefühles den Ausspruch gethan, daß die Fürsten die ersten Diener ihrer Völker seien. Die Wahrheit aber ist, daß jeder Fürst in Gottes Stellvertretung der Vater seines Volkes mit allen Vaterpflichten und Vaterrechten sein soll.[3]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Himmelsgedanken, S. 173 f.
  2. Hainer Plaul/Gerhard Klußmeier: Illustrierte Karl-May-Bibliographie, S. 244.
  3. Karl May: Himmelsgedanken, S. 175.

Weblinks[Bearbeiten]