Ein inneres Land (Gedicht)

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Ein inneres Land, später auch Sitara genannt, ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

          Ein inneres Land.
Schau dir die Menschen geistig an;
  Dein leiblich Aug sieht weiter nichts,
Als was es eben sehen kann
  Im Schein des äußerlichen Lichts.
Es wohnt in einem andern Lichte
  In ihm ein andres, zweites Sein,
Und dieses zu erkennen, richte
  Den andern Blick in ihn hinein.
Es dehnt sich da ein weites Land
  Oft abgrundstief, oft steil empor.
Es dürstet da der Wüste Sand,
  Es spritzt der Sumpf, es weint das Moor.
Es rauscht der Wald; es stehn zur Ernte
  Der Garten und das Feld bereit,
Und sonnig hell steigt das entfernte
  Gebirge auf zur Ewigkeit.
Und dieses Land ist reich belebt
  Von flüchtgen Wesen ohne Zahl.
Das lacht und weint, das sorgt und strebt,
  Bald hoch empor, bald tief zu Thal.
Es sind die rührigen Gedanken,
  Die niemals schweigen, nimmer ruhn,
Heut aufrecht gehn und morgen schwanken,
  Hier Gutes und dort Böses thun.
Schau dir die Menschen geistig an,
  Dann siehst du diese andre Welt,
Die ihr Gebiet nicht Jedermann
  Bequemlich vor die Augen stellt.
Dann tagt wohl auch in deinem Innern
  Die Welt, die dort vorhanden ist,
Um dich zu mahnen, zu erinnern,
  Wie viel du ihr noch schuldig bist.[1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Am 18. Dezember 1900 erschien ein Gedichtband Mays mit dem Titel Himmelsgedanken im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld.[2] In dieser Ausgabe ist das Gedicht auf den Seiten 338 und 339 enthalten. Der auf der folgenden Seite abgedruckte Aphorismus lautet:

Bist du Dichter, so beobachte dich einmal recht aufmerksam während der Arbeit. Du wirst gewiß bemerken, daß Gedanken und Reime aus ganz verschiedenen Richtungen kommen.[3]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Himmelsgedanken, S. 338 f.
  2. Hainer Plaul/Gerhard Klußmeier: Illustrierte Karl-May-Bibliographie, S. 244.
  3. Karl May: Himmelsgedanken, S. 340.

Weblinks[Bearbeiten]