Ein stummes Opfer

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Ein stummes Opfer. Erzählung aus dem indischen Aufstande ist eine Erzählung von Robert Kraft, deren früheste deutschsprachige Veröffentlichung für 1898 nachgewiesen ist.

Inhalt[Bearbeiten]

John Murray, der wegen einer Knieverletzung das Haus nicht verlassen kann, hat mehrere Freunde zu Besuch. Einer der Gäste stößt versehentlich eine brennende Lampe um, worüber die Tochter des Hauses erschreckt und sich nun Spott über die Schreckhaftigkeit des weiblichen Geschlechts gefallen lassen muss. Dass veranlasst den Mann, der die Lampe umgestoßen hatte, eine Geschichte über den kürzlich verstorbenen Colonel Malcolm Stuart zu erzählen, um zu beweisen, dass auch Frauen ein tapferes Herz haben:

1857 ist Stuart in Indien, in Gwalior, stationiert. Bei einer Tigerjagd werden er und sein Diener Ramal schwer verletzt und im Haus eines Brahmanen gepflegt. Dort verliebt sich Stuart in die Tochter des Hauses, Kunti, die seine Gefühle erwidert. Der Brahmane hasst die Engländer und weist einen nach Stuarts Genesung vorgebrachten Antrag um Kuntis Hand zurück. Kunti und Stuart stehen aber weiter in einem heimlichem Briefkontakt und Kunti teilt ihrem Geliebten dabei auch mit, dass im Hause ihres Vaters heimliche Gespräche stattfänden, Feinde Englands aus und ein gingen und Waffen an die Bevölkerung verteilt würden. Die Engländer glauben sich in Gwalior allerdings sicher, auch nachdem in anderen Teilen Indiens ein Aufstand losgebrochen ist. Eines Abends findet Stuart Kunti in der Garnison vor, da sie ihn vor dem unmittelbar bevorstehenden Ausbruch des Aufstandes auch in Gwalior warnen will. Da sie aber zwei Stunden auf ihn hatte warten müssen, ist es bereits zu spät. Noch während ihrer Warnung bricht der Aufstand los, beiden gelingt aber die Flucht und sie können sich in einem Wäldchen verstecken. Um Nahrungsmittel zu beschaffen, geht Kunti in ein nahegelegenes Dorf, dort werden aber Aufständische auf sie aufmerksam, die vermuten, dass sie zu geflohenen Engländern gehört. Sie verfolgen sie, fangen sie vor dem Wald ab und konfrontieren sie mit dem Vorwurf. Da Kunti nicht geständig ist, wird sie gefoltert und getötet, wobei sie aber stumm bleibt, um den Geliebten nicht auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Sie weiß, dass es sein Tod wäre, wenn er ihr zu Hilfe kommt. Stuart hat die Indier zwar gehört, weiß aber nicht um die Gefahr, in der Kunti schwebt und versteckt sich vor den Verfolgern. Erst am Abend findet er die Leiche Kuntis. Der junge Offizier schlägt sich nun nach Khanpur durch, reiht sich wieder in die englischen Truppen ein und übt schließlich beim Kampf Mann gegen Mann um Gwalior blutige Rache für die Getötete. Stuart blieb auch nach diesen Geschehnissen weiterhin ein schneidiger Offizier, allerdings hat man ihn nie wieder lächeln sehen, da sein Herz in dem Wäldchen geblieben ist.

Editiongeschichte[Bearbeiten]

Der früheste bekannte deutschsprachige Abdruck der Erzählung erschien 1898 im 7. Heft des 33. Jahrganges von Das Buch für Alle in der Union Deutsche Verlagsgesellschaft.

In Reporter. Illustriertes Welt-Blatt wurde der Text 1902 in den Nummern 30 und 31 des 8. Jahrgangs abgedruckt.

1903 erschien ein Abdruck in Illustriertes Unterhaltungsblatt. Belletristische Wochenschrift für die Familie und Jedermann, die auch als Wöchentliche Beilage zum Liebenwerdaer Kreisblatt und als Beilage zum Kölner Tageblatt erschien.

1914 erfolgte ein Abdruck in den Nummern 11, 12 und 13 des 12. Jahrgangs von Der Erzähler.

2004 wurde die Erzählung im Band Die Abgottgottschlange und anderes veröffentlicht, der als Band 4 der Reihe Gesammelte Romane und Novellen in der Edition Braatz & Mayrhofer erschien. Zudem waren dort noch Robert Kraft, der Verfasser unseres neuen Romans "Die Abgottschlange", schreibt uns über seinen Lebensgang, Die Abgottschlange, Nur eine Negerin, Das Totenschiff, Ein Abenteuer in den deutschen Kolonien, In der Kolonie und Marokkanische Gaukler enthalten.[1]

Übersetzungen[Bearbeiten]

Am 24. Oktober und 31. Oktober 1897 wurde die Erzählung unter dem Titel Een stom offer - Verhaal uit den Indischen opstand in den Niederlanden in den Nummern 58 und 59 des 10. Jahrgangs von Zondagsblad. Bijvoegsel van het Nieuwsblad van het Noorden veröffentlicht.[2]


Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Thomas Braatz: Robert Kraft. Umfassende, reich illustrierte Bibliographie zum 100. Todestag, Leipzig & Wien, 2016, S. 145 ff.
  2. Braatz: Bibliographie, 2016, S. 845.