Georg Martin

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Georg Martin war Vorsitzender des Katholischen kaufmännischen Vereins Laetitia e. V. Augsburg.

Georg Martin, Hetty Heide und Karl May[Bearbeiten]

Am 28. Mai 1909 schrieb der Augsburger Redakteur Hans Rost an Karl May und lud ihn nach Augsburg ein:

Der hiesige kathol[ische] kaufmännische Verein Lätitia würde sich glücklich schätzen, wenn Sie ihm während des Winters 1909/10 die Ehre Ihres werten Besuches zu Teil werden ließen.[1]

Einen Tag später bat Georg Martin im Namen der Laetitia Karl May um einen Vortrag in Augsburg, und legte seinem Schreiben ein Programm des Vereins bei.[2] Dieser Brief wurde vermutlich positiv beantwortet.

In Mays Antwort an Hans Rost vom 2. Juni heißt es:

Also einen Vortrag! Ich habe "ja" gesagt, für Dezember, obgleich ich nie wieder öffentlich sprechen wollte. Hauptbedingung: Alles still und ruhig! [...] Das Uebrige sagt Ihnen Herr Martin wohl selbst.[3]

Als Termin für den Augsburger Vortrag wurde der 8. Dezember festgelegt. Am 2. November erwähnte die mit Karl und Klara May befreundete Leserin Hetty Heide, die dem Vortrag auch beiwohnen wollte, Georg Martin in einem Brief an Karl May:

Ich stehe in regem Briefwechsel mit Herrn G. Martin, der mir sehr liebenswürdig entgegengekommen ist, mir Plätze reservierte [...][4]

Am 15. November schrieb Hetty Heide an Mays Ehefrau Klara:

Als ich dann den ersten Brief des Herrn Georg Martin erhielt, überraschte mich der Briefkopf, auf dem zu lesen stand: Katholischer kaufmännischer Verein Laetitia, Augsburg. Ich kenne den Verein. Es ist ein ausgesprochen konfessioneller und untolerant gegen Andersgläubige.[5]

Von einem Besuch Martins bei ihr berichtete Hetty Heide Klara May in einem Brief vom 29. November:

Gestern morgen um 12 Uhr habe ich den ersten ersten Vorsitzenden der Laetitia und den Schriftführer des Vereins, Herrn Georg Martin und Herrn [Fritz Sauer ...] bei mir empfangen [...] Die beiden Herren, die hier ich weiß nicht aus welchem Grunde zu thun hatten, baten tags zuvor um die Erlaubnis, mich besuchen zu können, was ich doppelt gern gewährte, da sie mir unsre Billetts zum Vortrag, sowie auch eine Anzahl der – sehr geschmackvollen – Programme mitbrachten. Es ist dann eine Stunde lang von Karl May [...] gesprochen worden [...] Die Herren haben uns gut gefallen. Es sind bescheidene, gute Menschen, die mit klugen und toleranten Augen in die Welt sehen, und die Superiorität ihres Katholikentums nicht allzusehr betont wissen wollen.[6]

Am 3. Dezember schrieb Georg Martin einen Brief als Antwort auf ein nicht bekanntes Schreiben Karl Mays vom 27. November. Darin versprach Martin, die gewünschten Plätze für Adele Einsle und Klara May zu reservieren. Weiterhin heißt es:

Es kommt uns ferner wirklich hart an, uns Ihrem Wunsche zu fügen, Sie weder vom Bahnhofe abholen noch zurückbegleiten zu dürfen [...] Vielleicht dass Sie [...] sich doch entschliessen, einem kleinen Kreise [...] die Ehre eines kurzen Besuches nach dem Vortrag in unserem Vereinslokale zu erweisen, wir würden uns dadurch äusserst glücklich schätzen.[7]

Ebenfalls am 3. Dezember berichtete Hetty Heide Klara May von einem weiteren Besuch Georg Martins bei sich.[8]

Karl Mays Vortrag am 8. Dezember im Augsburger Schießgrabensaal wohnte Georg Martin selbstverständlich bei. Am 14. Dezember dankte er May im Namen seines Vereins für diesen Abend in einem Brief, der von allen Vorstandsmitgliedern unterzeichnet wurde:

Durch Ihren meisterhaften Vortrag haben Sie zu Ihrem Ruhme als Schriftsteller auch noch den neuen als Redner ernten können, & begeistert & hingezogen lauschte Alles Ihren vernehmlichen, eindringlichen Worten [...] Veni, vidi, vici!,[9] darf man hier sagen!

Weiterhin berichtete er über die Einnahmen des Abends, die größtenteils der Jugendabteilung der Laetitia und dem Reservefond für das Vortragsbudget zugute kämen.[10]

Am 10. Februar 1910 dankte Georg Martin Hetty Heide für verschiedene Drucksachen über Karl May und äußerte sich besonders zu Adolf Droops Karl May. Eine Analyse seiner Reise-Erzählungen:

Als kritischer Leser der Werke Karl May's, speciell der Bände ab Nr. 25,[11] die ein Kriterium besonders herausfordern, haben die Ausführungen & Zusammenstellungen des Herrn Dr. Droop meinen vollen Beifall gefunden. Was er da über epische Breite, über lange Dialoge, über Widersprüche, Sprachfehler, Stilblüten etc. [...] schreibt, ist auch meine Ansicht & bin ich gleichfalls der Meinung, dass es May vielfach an der säubernden Hand über das Geschriebene mangeln liess [...] Ich bin auch mit Dr. Droop & vielen Anderen der Meinung, dass May besser daran getan hätte, seine kernige Darstellungsweise der Anfangswerke beizubehalten, als seine neueren Werke derart mit phylosophischen [sic] Betrachtungen zu durchsetzen [...]

Weiterhin erwähnte Martin die Angriffe Ansgar Pöllmanns auf Karl May. Dazu heißt es:

Unparteiisch betrachtet scheint mir die Affaire für Karl May immer brenzlicher zu werden; aus der Luft kann doch das Alles nicht gegriffen werden.[12]

Hetty Heide sandte später diesen Brief an Mays. In einem Brief vom 24. März fragte sie Klara May:

Was sagten Sie zu dem Briefe von Martin? Ich bitte Sie sehr, ihn mir gelegentlich zurückzugeben und mir auch zu schreiben, ob mit Augsburg irgendetwas sich ereignete, denn ich muß Martin noch ein paar Zeilen darauf antworten. Es sähe ja lächerlich aus, wollte ich den Brief ignorieren und damit den Anschein erwecken, er habe mich beleidigt. Nein, da weiß ich solche Ansichten doch besser zu behandeln![13]

Am 4. April wiederholte Hetty Heide die Bitte um Rückgabe des Briefs.[14] Drei Tage darauf erbat sie sich, da Klara May es behalten wollte, das Schreiben auf 2 Tage aus, um eine Abschrift davon zu machen.[15]

Nach Mays verlorenem Prozess gegen Rudolf Lebius (geborener Verbrecher) berichtete Georg Martin am 10. Mai Hetty Heide über dessen Resonanz in der Augsburger Presse. Er selber bezog dazu folgendermaßen Stellung:

[...] ich kann aber auch heute [...] diesen Vortragsabend absolut nicht bedauern, wenn er unserem Verein in uns nicht wohlgesinnten Kreisen vielleicht auch als Blamage angekreidet wird, das schadet nichts, die Genugtuung bleibt uns doch, dass eben wir Karl May den Augsburgern brachten [...] Im Grossen und Ganzen ist also hier die Meinung für Karl May's Werke nicht viel geschwunden [...] Wir wünschen dem jetzt so viel angefeindeten Manne von Herzen, dass ihn seine Neider nun endlich einmal in Ruhe lassen möchten![16]

Am 16. Mai sandte Hetty Heide auch diesen Brief an Klara May.[17] Über eine Reaktion Karl Mays oder weitere Korrespondenz mit Georg Martin ist nichts bekannt.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Schmid (Hrsg.): Augsburger Vortrag, S. 14.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 529.
  3. Schmid (Hrsg.): Augsburger Vortrag, S. 14.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 576.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 582.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 588 f.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 593.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 594.
  9. Lateinisch: Ich kam, ich sah, ich siegte!
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 606.
  11. Diese Nummer trägt der Band Am Jenseits, der als Beginn von Mays Spätwerk angesehen wird.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 40 f.
  13. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 64 f.
  14. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 72.
  15. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 75.
  16. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 144 f.
  17. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 152.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.