Haddedihn

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Haddedihn
Elbsandsteingebirge.jpg

Durch die Wüste
Durchs wilde Kurdistan
Der Schut
Am Jenseits
Im Reiche des silbernen Löwen I

Die Hadidiyin (arabisch: حديديين) sind ein arabischer Stamm (ashira), dessen Mitglieder hauptsächlich zwischen den Städten Aleppo im Norden Syriens und Mossul im Norden des Irak, zwischen den Städten Viranşehir und Mardin im Süden der Türkei sowie in As-Salt und Al Qweismeh in Jordanien leben.

Der Name Hadidiyin (auch Hadidyin oder Hadidiyun transkribiert) kann mit „Eisenleute” übersetzt werden, und so wird er von manchen darauf zurückgeführt, dass sie früh die Eisenschmelze beherrschten. Nach vorherrschender Meinung kommt der Stamm ursprünglich aus der Region Hedschas im Westen der arabischen Halbinsel und geht auf die Quraisch[1], genauer auf deren Clan der Haschemiten zurück. Gründungsvater soll Muhammad bin Najm Al-Din Al-Droubi gewesen sein, auf dessen Beinamen „Ajjan al-Hadid“ der Stammesname beruht. Muhammad bin Najm Al-Din Al-Droubi soll ein Enkel Husseins und damit ein Ururenkel Mohammeds gewesen sein.

Spätestens ab der Regierungszeit des osmanischen Sultans Mehmed IV (1648-1687) bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts lag das Stammesgebiet hauptsächlich nördlich des Dschabal Sindschar[2] in Mesopotamien. Die Hadidiyin waren in dieser Zeit dem Stamm der Taï tributpflichtig.

Schon um etwa 1600 begann der mächtige Stamm der Shammar von der arabischen Halbinsel aus nach Mesopotamien vorzudringen, und Anfang des 19. Jahrhunderts gewannen sie die Oberhand über die anderen Stämme. So wurden die Taï und damit auch die Hadidiyin den Shammar tributpflichtig. Mehrere Clans (fukhdh) der Hadidiyin wurden aus ihrem angestammten Gebiet verdrängt.

Das ganze 19. Jahrhundert hindurch gibt es Berichte von europäischen — überwiegend englischen — Reisenden, die mit Hadidiyin zusammengetroffen sind. Diese Begegnungen fanden hauptsächlich zwischen Aleppo und Mossul, aber auch sehr weit südlich am Euphrat etwa mittig zwischen Basra und Hilla statt und verliefen ausnahmslos freundschaftlich.

Die Hadidiyin werden als ein friedliebender und wohlhabender Stamm geschildert, dessen Ehrlichkeit berühmt war. Im Winter vertrauten die Bewohner von Aleppo und von Mossul ihnen ihre Schafe an, die sie auf ihre Wanderungen mitnahmen und weideten. Dafür erhielten sie einen Teil der Wolle und der Milchprodukte. Die Hadidiyin führten aber zu dieser Zeit bereits keine rein nomadische Lebensweise mehr. Im Sommer und Herbst blieben sie, zumindest einige ihrer Clans, ortsfest und betrieben Ackerbau. Die bei Aleppo ansässigen Hadidiyin zogen dann im Herbst in die Gegend südwestlich von Deir ez-Zor,[3] um ihre und die ihnen anvertrauten Tiere dort zu weiden.

Zu der türkischen Obrigkeit pflegten sie ein gutes Verhältnis und entrichteten ihr die verlangten Steuern, anders als manche anderen Beduinenstämme und zusätzlich zu dem Tribut an die Shammar. Es kam vor, dass sie den Türken Hilfstruppen im Kampf gegen andere Stämme stellten.

bei Karl May[Bearbeiten]

Eine Schammararaberin auf einem Kamel

Bei Karl May sind die Haddedihn ein Beduinenstamm, aber gleichzeitig auch eine Unterabteilung — also eigentlich ein Clan — des Stammes der Schammar. Zu Beginn des Orientzyklus ist Mohammed Emin deren Scheik. Nach dessen Tod in den kurdischen Bergen wird die Führung des Stammes von seinem Sohn Amad el Ghandur übernommen. Nachdem dieser in der Folge der Ereignisse, die zu Rihs Tod führen, auf diese Würde verzichtet, wird für eine Übergangszeit der Stamm vom Oberhaupt der in den Stamm aufgenommenen Ateïbeh, Scheik Malek, geführt, bis schließlich Hadschi Halef Omar, der Freund und Diener Kara Ben Nemsis, zum Stammesführer gewählt wird und dies auch jahrelang bleibt.

Amad el Ghandur wurde mit Vorwürfen überhäuft. Er nahm sich das so zu Herzen, daß er seine Würde als Scheik freiwillig niederlegt; sie wurde einstimmig Malek, dem einstigen Scheik der Ateïbeh, dem Großvater Hannehs, zuerkannt. Nach dessen Tode wird mein Hadschi Halef Omar Scheik der Haddedihn sein.[4]

Durch mehrere, dank Kara Ben Nemsi glücklich verlaufene kriegerische Auseinandersetzungen mit ihren Nachbarn haben die Haddedihn so etwas wie eine lokale Vorherrschaft errungen. Ihre Bewaffnung ist durch Tributzahlungen der umliegenden Beduinenstämme für die lokalen Verhältnisse gut bis vorzüglich. Sie sind Züchter hervorragender Pferde.

Des weiteren sind die Haddedihn bei May ein mutiges, aber gastfreundliches und offenes Volk. Nicht nur die Ausgestoßenen um Malek werden aufgenommen, auch die keineswegs mit weltlichen Gütern gesegneten Halef und Omar Ben Sadek werden vom Stamm akzeptiert und integriert. Diese beiden sind durch ihr langes Zusammensein mit Kara Ben Nemsi sozusagen kontaminiert worden und neigen dem Christentum zu (ohne dass May klar stellen würde, ob sie nun regelrecht konvertieren). In ihrem Gefolge wiederum nehmen es auch die übrigen Haddedihn mit den Vorschriften des Islam nicht mehr ganz so ernst, wie es Hanneh in "Am Jenseits" ausdrückt. Dennoch zieht in dieser Erzählung eine Gruppe Haddedihn los, um die Wallfahrt nach Mekka zu machen.

Die ungewöhnliche Schreibweise Haddedihn gibt einen Hinweis auf Karl Mays Quelle. Sie stammt von Nikolaus Napoleon Wilhelm Meißner, der Werke des englischen Reisenden und Forschers Austen Henry Layards ins Deutsche übersetzt hat und kommt sonst nirgends vor. Im englischen Original heißt es Haddedeen. Layard war auf dem Weg von Mossul nach Hatra[5] auf eine Gruppe Haddidiyin getroffen und erwähnt ihr gutes Verhältnis zu den Schammar.[6]

Etliche von Layards sehr lebendigen und detaillierten Beschreibungen der Schammar übernimmt May für die Haddedihn — die bei ihm ja zu den Schammar gehören — , so das Bild des wandernden Beduinenstammes und der seltsamen Traggestelle, in denen die Frauen auf den Kamelen sitzen,[7] Kara Ben Nemsis Besuch im Frauenzelt[8] (den in Wirklichkeit eine Frau aus Layards Gruppe machte) oder die Geschichte des Bruchs der Gastfreundschaft durch den Scheik Sofuk.[9]

Literatur[Bearbeiten]

  • Wolff, Joseph: Missionary Journal Vol. II, James Duncan / L. B. Seeles and Sons / R. B. Seeley and Burnside, London 1828.
  • Layard, Austen Henry: Niniveh ans Its Remains Vol. I, Seventh Thousand, John Murray, London 1849.
  • William F. Ainsworth: Travels and Researches in Asia Minor, Mesopotamia, Chaldea, and Armenia Vol. II, John W. Parker, London 1852.
  • Smyth, Warington Wilkinson: A Year with the Turks, Redfield, New York 1854.
  • Layard, Austen Henry: Niniveh und seine Ueberreste, Neue wohlfeile Ausgabe Dyk'sche Buchhandlung, Leipzig 1854.
    Inventar-Nr. KM0689 in Karl Mays Bibliothek.
  • Anonym: Rambles in the Deserts of Syria and among the Turkomans and Bdaweens., John Murray, London 1864.
  • Petermann, Julius Heinrich: Reisen im Orient, 2. Band, 2. Ausgabe., Veit & Comp., Leipzig 1865.
    Inventar-Nr. KM0522 in Karl Mays Bibliothek.
  • Blunt, Anne: Bedouin Tribes of the Euphrates, Harper & Brothers, New York 1879.
  • Le Correspondant, Tome Cent Vingt-quatrième, Bureaux du Correspondant, Paris 1881.
  • Haut-Commissariat de la République française en Syrie et au Liban (Hrsg.): Les Tribus Arabes de Syrie, Édition provisoire, Beyrouth 1922.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Der Stamm, dem Mohammed angehörte; von Karl May Koreïschiten genannt
  2. Von Karl May des öfteren als „Dschebel Sindschar” oder „der Sindschar” erwähnt.
  3. In diesem Gebiet treffen Kara Ben Nemsi und Halef im dritten Band von Karl Mays Orientzyklus nach ihren Abenteuern in Kurdistan wieder auf die „Haddedihn”
  4. Karl May: Der Schut. Carl May's gesammelte Reiseromane, Band VI, Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, Anhang, S. 644.
  5. Die Ruinen von Hatra waren im 19. Jahrhundert das Ziel mehrerer Forschungsreisender, und May erwähnt sie als 'El Hather' im Orientzyklus
    Karl May: Von Bagdad nach Stambul Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 354.
  6. Layard, Austen Henry: Niniveh und seine Ueberreste, Neue wohlfeile Ausgabe Dyk'sche Buchhandlung, Leipzig 1854, S. 52-53.
    Inventar-Nr. KM0689 in Karl Mays Bibliothek.
  7. Layard: Niniveh und seine Ueberreste, S. 54.
    Karl May: Giölgeda padiśhanün. Reise-Erinnerungen aus dem Türkenreiche. In: Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, 7. Jahrgang 1880/1881, Nr. 31, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, S. 494
  8. Layard: Niniveh und seine Ueberreste, S. 59-60.
    Karl May: Giölgeda padiśhanün. Reise-Erinnerungen aus dem Türkenreiche. In: Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, 7. Jahrgang 1880/1881, Nr. 31, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, S. 496
  9. Layard: Niniveh und seine Ueberreste, S. 65-66.
    Karl May: Giölgeda padiśhanün. Reise-Erinnerungen aus dem Türkenreiche. In: Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, 7. Jahrgang 1880/1881, Nr. 31, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, S. 495