Johanna Spindler

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Marie Johanna Spindler geborene Bickelmann (* 13. Mai 1855[1] in Dresden; † 1918) war seit 1880 die Ehefrau des 1900 verstorbenen Dresdner Schriftstellers Johann Christian Hermann Spindler, der für Münchmeyer gearbeitet hatte. Beide hatten u.a. einen Sohn namens Carl Theodor Hermann Spindler, der als Maurerpolier (Italienisches Dörfchen Dresden) und Baumeister in Reichenberg arbeitete.

Leben[Bearbeiten]

Marie Johanna entstammt einer angesehenen Dresdner Gastronomenfamilie. Sie ist Enkelin, mütterlicherseits, des Dresdner Genre- und Landschaftsmalers Johann Theodor Eusebius Faber (1772 - 1852). Sie war Stickerin. Sommer 1876 gebar sie eine uneheliche Tochter namens Anna Marie Sidonie. Am 25. August 1880 heiratete sie den damaligen Barbier Christian Hermann Spindler. 1882 wurde die Tochter Johanna Louise, 1885 die Tochter Karoline Philippine Mathilde geboren.

Johanna Spindler, Karl und Klara May[Bearbeiten]

Am 5. April 1904 besuchte Karl Mays Frau Klara die Witwe Spindler in Reichenberg bei Moritzburg, wo sie eigentlich deren Mann sprechen wollte, der aber bereits vier Jahre zuvor verstorben war. In ihrer Zeugenaussage vom 29. November 1907 berichtete Johanna Spindler über den Besuch:

Ich erzählte bei dieser Gelegenheit Frau May, was ich von der Münchmeyerschen Geschäftsführung wußte. Frau May fragte mich dann, ob ich ihrem Manne dies bezeugen würde. Ich bejahte das.

Bereits einen Tag später besuchte Frau Spindler Karl und Klara May deswegen in der Radebeuler Villa "Shatterhand".[2]

Am 10. April schrieb Johanna Spindler einen Brief an Karl May:

Mein Mann erzählte mir immer, mit welchem Enthusiasmus [Heinrich Gotthold] Münchmeyer von seinem Dr. May sprach; er stellte ihn meinem Mann als Muster hin und forderte ihn auf, in der Art und Weise wie Dr. May zu schreiben. Münchmeyer hat uns selbst versichert, dass das Waldröschen riesenhaft geht und dass es eine Goldgrube sei [...] Münchmeyer nahm an den Manuskripten stets eigenhändige Abänderungen vor [...]

Wegen einiger Beleidigungen hat Münchmeyers Witwe Pauline am Amtsgericht Dresden Privatklage gegen Frau Spindler erhoben, ein Verfahren ist dazu aber nicht eröffnet worden.[3]

An Karl Mays Rechtsanwalt Rudolf Bernstein sandte Johanna Spindler am 10. Juli 1904 Belege über den Aufenthalt ihres Mannes in Dresden bis 1884, der von Pauline Münchmeyer bestritten worden war.[4]

Am 22. Dezember 1904 dankte Frau Spindler Klara May brieflich für ein angekündigtes Weihnachtsgeschenk und schrieb weiterhin:

Eine Hand voll gemeiner Menschen z. B. Münchmeyer die zeitlebens nur von Anderer Schweiß und Blut gelebt haben sind nicht im Stande Karl May moralisch todt zu machen, wir glauben gerade das Gegentheil, es wird ihn erst populär machen.[5]

Karl May leistet am 11. Februar 1907 den Parteieneid und gewinnt damit zunächst den Münchmeyer-Prozess. Als Zeugin stand u. a. Johanna Spindler zur Verfügung.[6]

Daraufhin erstattete Oskar Gerlach, der Anwalt Pauline Münchmeyers, am 15. April 1907 Anzeige gegen May und Genossen wegen Meineides und Verleitung dazu. Zu den Genossen zählte Gerlach auch Frau Spindler.[7] Am 29. November wurde Johanna Spindler daraufhin vernommen und sagte zu Karl Mays Gunsten aus und berichtete von einem Besuch Mays bei ihrem Mann (vermutlich im Jahre 1889).[8] Über die Vernehmung berichtete sie am Abend des 18. Mai, als sie bei Klara May in Radebeul zu Besuch war:

Als ich über Ihren Mann gut aussagte, versuchte [der Untersuchungsrichter] Larrass mich dadurch zu einer anderen Aussage zu beeinflussen, daß er mir sagte: "May ist aber doch ein schwer vorbestrafter Mensch!"[9]

Am 8. Januar 1909 wurde das Meineids-Verfahren mangels Beweises eingestellt.[10]

Am 25. August 1910 benannte sein neuer Anwalt Franz Netcke Karl May die Zeugen für den erneuten Münchmeyer-Prozess, die am 21. September vor dem Dresdner Landgericht vernommen werden sollen. Unter ihnen findet sich auch der Name Johanna Spindlers.[11] Tatsächlich kam es an diesem Tag zwischen 9 Uhr morgens und 2 Uhr nachmittags zu dieser Vernehmung.[12]

Weitere Kontakte zwischen Johanna Spindler und den Mays sind nicht bekannt.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Datum nach Heiratsurkunde; in der Sekundärliteratur abweichend 1858
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 324.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 325.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 361.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 439.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 154 f.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 184.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 324 f.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 390.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 479.
  11. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 280.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 313.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.