Karl Gerok

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Friedrich Karl (von) Gerok (* 30. Januar 1815 in Vaihingen an der Enz; † 14. Januar 1890 in Stuttgart) war ein deutscher Theologe und Lyriker.

Karl Gerok und Karl May[Bearbeiten]

Erwähnungen im Werk Karl Mays[Bearbeiten]

allgemein[Bearbeiten]

"Meinst, daß es nicht ganz schlecht klingt?"
"Schlecht, schlecht! Wo denkst hin! Ich will Dir sagen, Fex, daß ich viel Unterricht und viele Lehrern hab. Ich hab in kurzer Zeit viel lernen müssen und manches Gedicht kennen lernt, weil ichs ja singen mußt, von Heine, von Gehrock, von berühmten Andern, aber keins hat mir so sehr gefallen, und keins ist so ergreifend wie dieses. [...]" (Karl May: Der Weg zum Glück)[1]

Ich möchte heim (Palmblätter, S. 74 f.)[Bearbeiten]

"Lieber Franz," sagte die Frau. "Hast Du den Zettel mit dem schönen Liede noch?"
"Ja."
"Die Mutter möchte es gern noch einmal hören."
Er holte den Zettel und setzte sich auf den unteren Bettrand. Die Frau hatte die beiden Hände der Mutter ergriffen. Die Kinder falteten die Händchen; der Vater wischte sich noch einmal die Augen und las dann die herrlichen Strophen Gerok's:
"Ich möchte heim. Mich zieht's dem Vaterhause,
Dem Vaterherzen zu,
Fort aus der Welt verworrenem Gebrause,
Zur stillen, tiefen Ruh.
Mit tausend Wünschen bin ich ausgegangen;
Heim kehr ich mit bescheidenem Verlangen.
Noch hegt mein Herz nur einer Hoffnung Keim:
Ich möchte heim!
Ich möchte heim, bin müd von Deinem Leide,
Du arge, falsche Welt;
Ich möchte heim, bin satt von Deiner Freude;
Glück zu, wem sie gefällt.
Weil Gott es will, will ich mein Kreuz noch tragen,
Will ritterlich durch diese Welt mich schlagen,
Doch tief im Busen seufz' ich insgeheim:
Ich möchte heim!"
"Heim, heim, heim!" erklang es in leisem, frommem Echo von den Lippen der Sterbenden. "Weiter, weiter, mein guter Schwiegersohn!" Er trocknete sich die Thränen und las weiter:
"Ich möchte heim; ich sah in sel'gen Träumen
Ein bess'res Vaterland;
Dort ist mein Theil in ewig lichten Räumen;
Hier hab ich keinen Stand.
Der Lenz ist hin; die Schwalbe schwingt die Flügel,
Der Heimath zu, weit über Tal und Hügel;
Sie hält kein Jägergarn; kein Vogelleim –
Ich möchte heim!
Ich möchte heim; trug man als kleines Kindlein
Mich einst zu Spiel und Schmaus:
Es freute mich ein leichtes, kurzes Stündlein,[2]
Dann war der Jubel aus.
Wenn sternhell noch der Brüder Auge blitzte,
In Lust und Spiel ihr Herz sich erst erhitzte,
Trotz Purpuräpfeln, goldnem Honigseim:
Ich wollte heim!
Ich möchte heim; das Schifflein sucht den Hafen;
Das Bächlein läuft in's Meer.
Das Kindlein legt im Mutterarm sich schlafen.
Und ich will auch nicht mehr.
Manch Lied hab ich in Lust und Leid gesungen,
Wie ein Geschwätz ist Lust und Leid verklungen.
Im Herzen blieb mir noch der letzte Reim:
Ich möchte heim!"
Er war zu Ende. Ein langer, langer, tiefer Athemzug ging durch die Kammer. Von wem? Sie warteten, daß die Mutter noch Etwas sagen werde – vergebens! (Karl May: Der verlorne Sohn)[3]

Behüt Dich Gott (Palmblätter, S. 87)[Bearbeiten]

Es waren leise, lieblich melodirte As-dur-Klänge, welche unter den Fingern des Grafen entstanden; ebenso leise und mildtönig begann Leni:
"Behüt Dich Gott, geliebtes Kind,
In Deinen Locken spielt der Wind;
Das Hündlein wedelt, springt und bellt,
Dein Muth ist frisch und schön die Welt.
Behüt Dich Gott!"
Die Stimme der Sängerin hatte sich erhoben. Sie hatte einen Klang, einen Klang, der gar nicht zu beschreiben war. Bereits diese wenigen Takte rissen das Publikum hin; doch wagte man es nicht, einen Laut, ein Geräusch hören zu lassen. Nur Blicke flogen von Aug zu Aug, als das "Behüt Dich Gott" verklungen war, und diese Blicke waren für die Sängerin eine wenigstens ebenso große Ehre, wie ein lauter Beifall es gewesen sein würde.
Das schöne Lied Carl Geroks klang weiter:
"Behüt Dich Gott, mein Herz ist schwer,
Ich kann Dich hüten nimmermehr,
Doch send ich Dir als Engelswach
Geflügelte Gebete nach:
Behüt Dich Gott!
Behüt Dich Gott an Leib und Seel
Vor Sünd und Schand, vor Fall und Fehl,
Dein kindlich Herz, vom Argen rein,
O hüt es wohl wie Edelstein;
Behüt Dich Gott!"
War das wirklich Gesang, den man hörte? Ja, ein herrlicher, herrlicher Gesang! Und doch war es keiner, sondern es war die Sprache eines von Liebe und Sorge überfließenden Mutterherzens zu dem scheidenden Kinde. Da gab es keine gekünstelte Melodie, mit Cadenzen, Läufen und Trillern; ja, das schien gar keine Melodie zu sein. Es waren Seelenworte, nicht gesungen, sondern gesprochen, obgleich Text, Begleitung und Stimme eine einzige, ergreifende Harmonie bildeten.
Dann kam der Trost für jeden Scheidenden:
"Behüt Dich Gott, ein starker Hort,
Sein Scepter reicht von Ort zu Ort;
Sein Arm gebeut, sein Auge schaut
So weit der liebe Himmel blaut.
Behüt Dich Gott!
Behüt Dich Gott – und nun zum Schluß
Von Mund zu Mund den letzten Kuß,
Von Herz zu Herz das letzte Wort:
Auf Wiedersehn hier oder dort!
Behüt Dich Gott!"
Leni hatte geendet. Kein einziger Laut des Beifalles erscholl; keine leise Bewegung ließ sich hören, nicht das Rauschen einer Falte oder das Geräusch einer Fußspitze. Eine wirkliche Grabesstille herrschte für einige Augenblicke. Dann aber erhoben sich sämmtliche Personen wie auf   e i n   Commando von ihren Stühlen und eilten auf die Sängerin zu. (Karl May: Der Weg zum Glück)[4]

Abendregen nach Psalm 68,10 (Palmblätter, S. 154)[Bearbeiten]

"Ich bin an der Reihe," lächelte sie, "und darf keine Unordnung aufkommen lassen."
"Also wollen Sie?"
"Freilich."
"Den Abendregen?"
Er sagte das Wort mit besonderer Betonung, als Nachklang ihrer Unterhaltung draußen im Augarten. Sie nickte zustimmend, und er geleitete sie an das Instrument.
Schon der Einleitung war anzuhören, daß man jetzt ein ganz eigenartiges Musikstück zu hören bekommen werde. Die Töne perlten leise, leise und heimlich, wie Regentropfen, welche an das Fenster klingen und eigenthümlich melodisch auf die Schiefer und Ziegeln des Daches schlagen.
Ebenso heimlich, melodiös tröpfelnd erklangen die Töne von Leni's Lippen:
"Horch, was klopft auf Busch und Baum?
Fenster auf, zu lauschen!
Hör ich durch den Gartenraum
Engelsflügel rauschen?
Nein, aus dunkler Wolke fließt
Leiser, linder Segen;
Sieh, wie sanft es niedergießt!
Sei uns tausendmal gegrüßt,
Süßer Abendregen!"
Es war für den Componisten eine sehr schwierige Aufgabe gewesen, dieses herrliche Lied Geroks in Musik zu setzen. Die Begleitung hatte den niedertröpfelnden, leisen Abendregen zu malen. Aber die Lösung war ihm auf das Beste gelungen. Die innig mit einander verbundenen Töne glichen harmonischen Tropfen, welche vom Himmel thauen, wenn nach einem heißen, sengenden Tage die Sonne hinter Wolken verglüht ist und dann der gütige Abend der Erde das erquickende Naß spendet, welches der verbrannten Flur das Leben wiedergiebt.
Dann tritt der fromme Landmann an das Fenster, lauscht der linden Melodie des tropfenden Segens und faltet die Hände, um aus dankerfülltem Herzen ein Gebet emporzusenden.
So fromm und gut klangen auch die weichen, herzlichen Töne der Sängerin:
"Linde legt sich schon der Staub,
Balsamduft umwittert;
Stille hält das durstge Laub,
Das vor Wonne zittert.
Trunken schlägt die Nachtigall
In Jasmingehegen,
Und vermischt mit Flötenhall
Deiner Tropfen leisen Fall,
Linder Abendregen!
O, wie wehn so feucht und weich
Die verkühlten Lüfte!
O, wie wogen würzereich
Nachtviolendüfte!
Was der Dürre sich verschloß,
Oeffnet sich dem Segen;
Mach aus meines Herzens Schooß
Auch des Dankes Düfte los,
Holder Abendregen!"
Jetzt modulirte die Begleitung in ein sanftes, klagendes Moll über, denn es giebt auch im Seelenleben des Menschen Tage der Dürre, wo nur ein Thränenregen die Qual lösen, den Schmerz besiegen und das Herz wieder mit Hoffnung erfüllen kann:
"Sag, was kommt so mildiglich
Gleich wie Du geflossen?
Thränen sind es, die in sich
Lang ein Mensch verschlossen.
Aber endlich fühlt sein Herz
Inniges Bewegen;
Thränen fließen niederwärts,
Lösen den verjährten Schmerz
Wie ein Abendregen.
Rausche, rausche immerfort
In der Abendstille;
Bricht auch schon ein Sternlein dort
Aus der Wolkenhülle,
Und indeß wir uns zur Ruh
Leichten Herzens legen,
Säußle vor dem Fenster Du,
Sing ein Schlummerlied uns zu,
Milder Abendregen!"
Diese letzte Strophe war in belebterem Tempo gehalten. Es glänzten ja hier und da wieder Sterne am bisher verhüllten Firmament, und der Abendregen hatte, nachdem die lechzende Erde erquickt war, nur noch die beruhigten Müden in Schlaf zu singen. Die runden, perlenden, zauberhaften Töne der Sängerin schwebten auf den Klängen des Piano wie schwimmende Sterne durch den Raum und verklangen nach und nach so lieb, so mild wie goldene Himmelsaugen, welche sich leise zum Horizonte senken, um hinter demselben zur Ruhe zu gehen. (Karl May: Der Weg zum Glück)[5]

Frühlingsglaube (Palmblätter, S. 169)[Bearbeiten]

"Was mag es sein, was sie vorliest?" fragte Haller.
"Ich glaube, das Buch sind Geroks Palmblätter," antwortete der Berliner. "Ja, horchen Sie! Jetzt liest sie den Frühlingsglauben:
Und schau ich Gottes Welt im Frühlingslicht,
Wenn junges Grün erglänzt auf allen Triften,
Wenn Blüthenschnee aus dürren Aesten bricht,
Und Lustgesang ertönt in blauen Lüften,
Dann hoff ich wieder, und noch glaub ich nicht
An die Erfüllung schon der letzten Schriften,
Wo krachend unsere sündenmorsche Welt
In Flammen des Gerichts zusammenfällt."
"Herrlich, herrlich!" flüsterte der Kleine. (Karl May: Die Liebe des Ulanen)[6]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Der Weg zum Glück. In: Karl Mays Werke, S. 30693 (vgl. KMW-II.27, S. 614 f.).
  2. In Geroks Palmblättern lautet diese Zeile: Ich freute mich ein leichtes, kurzes Stündlein.
  3. Karl May: Der verlorne Sohn. In: Karl Mays Werke, S. 22637–22639 (vgl. KMW-II.17, S. 2103 f.).
  4. Karl May: Der Weg zum Glück. In: Karl Mays Werke, S. 34325–34327 (vgl. KMW-II.31, S. 2948–2950).
  5. Karl May: Der Weg zum Glück. In: Karl Mays Werke, S. 34335–34338 (vgl. KMW-II.31, S. 2955–2957).
  6. Karl May: Die Liebe des Ulanen. In: Karl Mays Werke, S. 17584 (vgl. KMW-II.11, S. 1379).

Weblinks[Bearbeiten]