Leitung (Gedicht)

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Leitung ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

          Leitung.
Es wird ein Engel dir gesandt,
  um dich durchs Leben zu begleiten.
Er nimmt dich liebend an der Hand
  und bleibt bei dir zu allen Zeiten.
Er kennt den Weg, den du zu gehen hast,
und trägt mit dir der Erde Leid und Last.
Es wird ein Engel dir gesandt,
  dem sollst du dich gern anvertrauen.
Auf ihn soll stets und unverwandt
  das Auge deiner Seele schauen.
Er trägt zu deinem Schutz das Schwert des Herrn
und ist dir nie mit seiner Hülfe fern.
Es wird ein Engel dir gesandt,
  dem sollst du niemals widerstreben,
Und hast du ihn vielleicht verkannt,
  so zwing ihn nicht, dich aufzugeben,
Denn bautest du auf deine Kraft allein,
es würde nur zu deinem Unglück sein.[1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Manuskript[Bearbeiten]

Das Gedicht wurde – so Karl May in einem undatierten Brieffragment an seine Frau Emma – von Friedrich Schiller per Geisterkontakt diktiert. Mays Beschäftigung mit dem Spiritismus wird hier ebenso klar, wie seine große Verehrung für den Klassiker Schiller und sein Glaube an die Existenz von Schutzengeln.

Da gestand ich meinen Lieben, daß ich ohne ihre Hülfe nicht dichten könne, und siehe da, mein Friedrich kam und antwortete: "Setz Dich, und schreib!" Ich nahm das erste, beste Stückchen Papier und den Bleistift und schrieb. Er führte mir nicht etwa die Hand wie beim Schreiben eines Mediums, sondern ich schrieb wie ganz gewöhnlich; er aber stand bei mir und dictirte mir jedes einzelne Wort mit deutlich vernehmbarer Stimme. [...] Womit habe ich solche Engelnähe, solche Führung der Hohen, Himmlischen, solche Liebe, Güte und Bereitwilligkeit der Seligen verdient? Ich habe den Zettel [mit diesem Gedicht] sofort auf besseres Papier gezogen und sende ihn Dir, meine Emma, damit er nicht den Zufälligkeiten der Reise unterworfen ist. Er ist mir ein köstliches, unbezahlbares Geschenk. Hebe ihn ja so heilig auf, als ob er mich 10,000 Mark und noch mehr gekostet hätte! Du mußt nämlich bedenken, mein Friedrich schrieb in Weimar doch![2]

In der Karl-May-Chronik II ist dieses Fragment dem 3. Juni 1899 zugeordnet. An diesem Tag hielt sich Karl May während des ersten Teils seiner Orientreise in Luxor auf.

Himmelsgedanken[Bearbeiten]

Am 18. Dezember 1900 erschien ein Gedichtband Mays mit dem Titel Himmelsgedanken im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld.[3] In dieser Ausgabe ist das Gedicht auf den Seiten 308 und 309 enthalten. Der auf der gegenüberliegenden Seite abgedruckte Aphorismus lautet:

Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist ein so natürliches, daß es keiner Erklärung bedarf. Wer das Verhältnis zwischen Gott und Mensch mit Hülfe des Verstandes erklären will, der entweiht die heilige Natürlichkeit desselben und wird, weil er es nicht zu durchschauen vermag, Satzungen aufstellen, welche unmöglich die Wahrheit enthalten können.[4]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

  • Karl May: Himmelsgedanken. Gedichte. Union Verlag Berlin [Ost] 1988, S. 150. ISBN 3-372-00103-6 [Neusatz]
  • Karl May: Himmelsgedanken. In: Karl May: Lichte Höhen. Lyrik und Drama. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 1998, S. 225 f. ISBN 3-7802-0049-X [modernisierter Neusatz]
  • Karl May: Himmelsgedanken. Gedichte. Books on Demand GmbH Norderstedt 2005, S. 308 f. ISBN 3-8334-2518-0 [Reprint]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Himmelsgedanken, S. 308 f.
  2. Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik II. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2005, S. 243 f. ISBN 978-3-7802-0170-6
  3. Hainer Plaul/Gerhard Klußmeier: Illustrierte Karl-May-Bibliographie, S. 244.
  4. Karl May: Himmelsgedanken, S. 310.

Weblinks[Bearbeiten]