Leserbrief 133

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Der 133. Leserbrief in Mays Broschüre "Karl May als Erzieher" und "Die Wahrheit über Karl May" oder Die Gegner Karl Mays in ihrem eigenen Lichte von einem dankbaren May-Leser lautet:

"Ich nehme mir die Freiheit, Sie, hochgeehrter Herr, heute mit meinem Schreiben zu belästigen; bitte, nicht böse sein! Wie komme ich aber dazu, Ihnen einen solchen Brief zu schreiben? Denn einen solchen Brief, wie ich Ihnen schreibe, hat gewiß niemand unter den Tausenden und Abertausenden Ihnen gesandt. Bitte zu lesen und zu staunen! So war die Sache - - Eines Abends kam ich zu einem meiner Freunde. Er saß beim Fenster, las ein Buch - - und weinte! Als ich eintrat, wischte er schnell die Thränen aus den Augen und klappte das Buch zu, es war der II. Band "Winnetou". Wir unterhielten uns über allgemeine Gegenstände; ich stand auf, nahm das Buch in die Hand und sagte: "Was können das für Geschichten sein, daß Du bis zu Thränen gerührt wurdest?" Ich meinte, er werde es in Abrede stellen, wurde aber enttäuscht, denn er sagte: "Wer dieses Buch liest und nicht weint, den möchte ich wirklich sehen wollen." Ich sah, nähertretend, eine Indianer- und eine Europäergestalt als Titelbild und lachte ihn aus, dass er wegen einer Indianergeschichte weine. Es entspann sich nun zwischen uns eine förmliche Debatte, die damit endete, dass ich probeweise den I. Band von "Winnetou" lesen sollte. Ich nahm ihn mit nach Hause und da eben nicht anderes zu thun war, begann ich gleich den I. Band zu lesen. Zunächst las ich einige Seiten gleichgiltig durch. Dann verwandelte sich diese Gleichgiltigkeit in Aufmerksamkeit und als ich etwa 80 Seiten gelesen hatte, war ich so erregt und so gespannt, dass ich - - gar nicht schlafen gehen wollte! Ja, ich las bis 2 Uhr und - - - Allah-Wallah-Tallah!! Wie dachte ich über Indianerbücher! Ich hielt nämlich niemals auf solche Mordgeschichten, wie sie in 25-Pfennig-Büchern zu lesen sind und nur der Jugend Unheil bringen. O! lieber Herr Karl May, wie großartig ist die Wirkung eines guten Buches!! Wenn es mir die Zeit erlaubte, las ich nichts anderes als ein von Ihnen verfaßtes Buch, und wie wirkte diese Lecture auf mich!! - - - Ich weinte, weinte bittere Thränen; ich wurde so ganz anders! Ich kenne mich selbst nicht mehr!! Zu Anfang schrieb ich, es wäre das einzige Schreiben dieser Art unter den vielen Stößen von Briefen! Aber ich weiß, daß Sie gewiß es nicht unbeachtet bei Seite schieben, und hoffe, (wenn es auch längere Zeit dauern wird,) von Ihnen, Herr May, ein e i g e n h ä n d i g e s Schreiben zu erhalten, daß mir große Freude bereiten wird, wenn auch gerade nicht sofort von Ihnen Antwort kommt. - Ich werde geduldig warten! Ich bitte jetzt um etwas Aufmerksamkeit, denn ich will Ihnen - - - eine förmliche Beichte ablegen. - - - Wozu? - - Nun, ich weiß, dass es Sie freut, wenn Ihretwegen aus einem Saulus ein Paulus wird. Wenn - ich gestehe es, aus einem wirklichen Taugenichts, der zu allen Streichen und Bosheiten mit Wort und That der Erste war, ein Mensch wurde, der jetzt sich nicht mehr wiederkennt. Keine Strafe und Ermahnung von meinen Eltern wirkte. Alle Worte gingen in ein Ohr hinein, aus dem andern kamen sie heraus. O wie ganz anders wurde es, als ich einige Ihrer Bücher las!! Ich weinte, blieb einen Sonntagnachmittag zu Hause und dachte nach, was zu thun sei. Ja ich fasste einen Entschluss.! Montags Nachmittag ging ich in die Kirche! Um zu - - - beichten! Ja, ich beichtete alles was meine Seele beschwerte. Bisher gelang mir alles, was ich unternahm, verkehrt! Mir fehlte der Segen Gottes, mir fehlte die Gnade ein wahrer Christ zu sein. O! wie weit wäre ich gekommen. Im Laufe der Zeit wäre ich immer tiefer in den Schlamm der Sünden gesunken, bis ich darin verschwunden wäre; der Schlamm hätte mich begraben! Und so kam die Rettung (ich muß es so nennen!) in Gestalt Ihrer tief ergreifenden Bücher. Ich langte darnach - ein Entschluß - ein Ruck! - und ich war gerettet! Wie leicht war meiner armen Seele!! Zentner waren von ihr gefallen! Und ich? Nun, was ich thue und beginne, alles bringt mir Glück und Segen, alles gelingt mir, weil es Gott wohlgefällig ist! - - Tausend und Millionenmal sei Ihnen gedankt, Gott möge Ihnen seinen Segen geben! Denn durch Sie allein habe ich das gefunden, was meine Seele bedurfte. Ich bin zur Ueberlegung gekommen, die mir endlich diesen, vorerwähnten Entschluß verlegte. Es ist kein Wunder, dass Sie Thaten glücklich vollführten, die andern unmöglich schienen. Denn wer auf Gott vertraut, hat wohl gebaut, und ich habe es selbst erlebt, dass der Gute dem Bösen überlegen ist."
T.
Beamter der Finanzwache.
Übersicht über die Leserbriefe

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