Rafael Schermann

Aus Karl-May-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Rafael Schermann

Rafael Hirsch Schermann (* 18. März 1879 [1] in Krakau; † verm. um 1940) war ein polnischer Graphologe, Telepath und Hellseher.

Leben[Bearbeiten]

Als Versicherungskaufmann von Beruf, arbeitete er zunächst in der Krakauer Filiale der Phoenix Versicherung und der Unternehmenszentrale in Wien. Mit Graphologie beschäftigte er sich autodidaktisch.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der österreichischen Armee. 1918 hielt er im Wiener Konzerthaus den ersten öffentlichen Vortrag. Danach gab er eine Reihe von Vorträgen in Berlin, der Schweiz, der Tschechoslowakei, Budapest, Polen und Rumänien. Zwischen 1923 und 1924 bereiste die Vereinigten Staaten von Amerika.

1927 siedelte er nach Berlin über.

Er verfasste mehrere Bücher und war Darsteller in den Filmen "Das Geheimnis der Schrift" (1924; früherer Titel "Zwischen Ehe und Flirt"), "Vier Nächte einer schönen Frau" (1924), "Der Schriftmagier", (1919) "Die Tragödie einer Frau" (1924) and "Der Fall Schermann" (1919), die auf seinen Fällen basieren.

Sein Tod ist nicht geklärt.

Rafael Schermann und Karl May[Bearbeiten]

Er fertigte ein graphologisches Gutachten zu Karl May an, das am 2. Dezember 1928 im Berliner Tageblatt veröffentlicht wurde. Er analysierte anhand einer Manuskriptseite aus "Old Surehand":

Grosser kräftiger Mensch. Etwas eingefallene Wangen. Scharfer, bisweilen stechender Blick. Pflegt abgerissen, mit Kommandostimme zu reden; wenn er mit einem Begrüssungswort ins Zimmer tritt, ist’s wie ein Donner. Heiteres, in manchem kindliches Gemüt, fühlt sich immer frisch und jung und würde es nicht gern hören, wenn jemand auf seine Jahre anspielte. Ist am liebsten arbeitend, in seinen vier Wänden, hat für Gesellschaften und das grosse Leben nicht viel übrig: Wald, Wiese, Kuhstall ziehen ihn an, womöglich möchte er dort schreiben.
Denn Schreiben ist wahrscheinlich sein Beruf. Wenn er Schriftsteller ist, so ist er einer von farbiger, schweifender Phantasie, er schreibt viel und mühelos, wie ein anderer etwas hinerzählt. Erlebtes verknüpft er und Erdachtes wie der Detektiv aus einer Kleinigkeit einen ganzen Kriminalfall rückläufig rekonstruiert, so genügt ihm ein geringfügiges Erlebnis als Anregung zu wildbewegten romantischen Schilderungen. Das Leben hat ihn, nicht immer ohne seine Schuld, hart angefasst, schlimme Schläge erlitt und parierte er – nicht zuletzt dadurch, dass er sich in sein Phantasieland flüchten konnte, das ihm am Ende die wirklichere Wirklichkeit wurde. Gibt es eine Willensfreiheit, so hat er einmal vor der Wahl gestanden, ein grosser Abenteurer zu werden oder ein grosser Abenteurerromancier; er hat sich nach kurzem Versuch, Abenteuer zu erleben, dafür entschieden, solche zu beschreiben, und Seiten seines Charakters, die ihm selbst und anderen vielleicht eine Gefahr hätten werden können, künstlerisch sublimiert.

Angeblich wusste Schermann bei seiner Analyse nicht, von wem die Textprobe stand. Da aber in der benutzten Textstelle das Schlagwort "Old Shatterhand" vorkommt (wie Hartmut Vollmer anmerkt), liegt der Urheber nahe.

Werke[Bearbeiten]

  • Die Schrift lügt nicht! Erlebnisse., 1928.

"Schicksale des Lebens" (Krimi-Reihe)

  1. Die drei Testamente des Fürsten X.
  2. Um eine halbe Minute ...
  3. Der Selbstmord des Toten
  4. Seine Braut, der Hochstapler
  5. Du bist schuld!
  6. Hilfe! : Mörder!

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. nach anderen Quellen 1879

Literatur[Bearbeiten]

  • Hartmut Vollmer: Die "Schatten Winnetous" im Berliner Tageblatt von 1928. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 91
  • Schermann, Raphael W In: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert, Band 1. K.G. Saur, 2002 S. 1194
  • Schermann, Raphael W. In: Salomon Wininger: Grosse jüdische National-Biographie: mit mehr als 8000 Lebensbeschreibungen namhafter jüdischer Männer und Frauen aller Zeiten und Länder, Bd 5. Druck "Orient", 1936 ss. 411-412
  • Max Hayek: Der Schriftendeuter Rafael Schermann. Leipzig, E.P. Tal & Co., 1921
  • Max Hayek: Das Geheimnis der Schrift. Eine Studie über den Graphologen Rafael Schermann. Leipzig, Wien: Verlag der Wiener Graphischen Werkstätte [1923]
  • E. S. Bagger: Psycho-Graphology: A Study of Raphael Schermann, London 1924.
  • O. Fischer: Experimente mit Raphael Schermann. Ein Beitrag zum Problem der Graphologie, Telepathie und des Hellsehens, Berlin /  Wien 1924.
  • A. da Silva Mello: Mysteries and Realities of this World and the Next, London 1958.

Weblinks[Bearbeiten]

  • Eintrag in der polnischen Wikipedia.