Sprechendes Leder

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Die Botschaft in "'Weihnacht!'" - Illustration von Claus Bergen

Sprechendes Leder nennt Karl May Botschaften von Indianern, die zumeist geritzte und gefärbte "Bildergeschichten" auf einem Lederstück sind.

In "Weihnacht!"[Bearbeiten]

Es war ein vierfach zusammengelegtes Lederstück von der Größe eines Papierbogens. Man konnte auf keiner Seite ein Zeichen oder sonst etwas bemerken, was darauf hätte schließen lassen, daß es irgend eine Bedeutung, irgend einen andern Zweck gehabt hätte, als überhaupt jedes Lederstück hat.

Aber der Trick wird schnell deutlich:

»Dieses Lederstück ist oder vielmehr sind eigentlich zwei Stücke Leder!«
»Unmöglich! Das hätte man doch fühlen und auch an den Rändern sehen müssen.«
»Pshaw! Wir haben da zwei sehr fein zubereitete Waschbärfelle vor uns, welche zusammengeklebt sind. Das eine ist der Brief und das andere die Decke.«

Der Ich-Erzähler bittet um Wasser und eine Schere:

Als sie beides brachte, schnitt ich auf allen vier Seiten den Rand des Leders weg und legte dieses so in die Schüssel, daß das Wasser darüberstand; dann mußten wir warten, bis der Klebstoff aufgelöst war. Inzwischen hatten wir Zeit, die eiserne Herdplatte durch ein gelindes Feuer zu erwärmen, um den Brief darauf trocknen zu lassen, weil das Trocknen in der Luft zu lange gedauert hätte. [...] Nach einer halben Stunde nahm ich das Leder aus dem Wasser und konnte die beiden Teile wie zwei auf einander geklebte Papiere auseinander ziehen; sie konnten sie nicht unterscheiden; ich aber sah trotz der Nässe, welcher Teil die Decke gewesen und welcher der Brief war; diesen letzteren legte ich, die Schriftseite nach oben, auf die warme Ofenplatte, mußte aber sehr aufpassen, daß die Schrift ja nicht durch die Wärme zum Zerfließen kam. Dann wurde der Brief zwischen zwei Lampen auf den Tisch gelegt.

Wie die Empfängerin feststellt, handelt es sich bei der Botschaft um "keine geschriebenen Buchstaben sondern eingeschnittene rote Punkte, Striche und Figuren!". Der Ich-Erzähler kann die Zinnoberschrift natürlich entiffern.

In Unter der Windhose/Old Surehand II[Bearbeiten]

Ich schlug das Leder, welches aus einem gegerbten Hirschfelle geschnitten war, auseinander. Der Inhalt bestand aus einem zweiten Lederstücke aus Büffelkalbfell, nur von den Haaren befreit, mit Kalk gebeizt und zu Pergament geglättet. Es war zweimal zusammengeschlagen. Als ich es auseinander gefaltet hatte, sah ich eine Reihe von Figuren, in roter Farbe hervorgebracht, in der Zeichnung ganz ähnlich der berühmten Felseninschrift von Tsitßumovi in Arizona gehalten. Ich hatte ein Dokument in Indianerschrift in Händen, eine solche Seltenheit, daß ich gar nicht sogleich an das Entziffern dachte, sondern in die Hütte eilte, um Will Salters diesen Schatz zu zeigen. (Unter der Windhose)

Dieses sprechende Leder wurde von Winnetou geschrieben. Old Shatterhand erhält es als Erinnerung.