Zauberer

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Werke mit
Zauberer
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Im Reiche des silbernen Löwen IV

Der Zauberer ist eine Traumfigur aus Kara Ben Nemsis Großem Traum.

Er tritt zunächst als Der Warnende mit kalten Augen dem im Traum als Ustad[1] in die Ruinen der Dschamikun eindringenden Kara Ben Nemsi entgegen und warnt ihn vor dem Herrscher der Unterweltsschatten, dem Zauberer, einer mächtigen Persönlichkeit, die jeden, der ihr [sc. der Schatten] dunkles Reich betritt, zum Schatten macht, verzaubert oder tötet.

Beim Rundgang durch die Ruinen bemerkt Kara Ben Nemsi, dass er von einem Wesen mit schneeweißem Haar und einem Blick so spitz wie die Klinge eines Dolches[2] beobachtet wird. Der Beobachter ist der Zauberer, der Kara Ben Nemsi zunächst als Ustad anspricht, den er für seinen größten Feind auf dieser Erde hält. Beim Gespräch plustert er sich gewaltig auf und spricht mit fester, starker Stimme.

Je mehr Kara Ben Nemsi ihm aber Gegenpart bietet, desto mehr schrumpft er zusammen.

Unterdessen wird Kara Ben Nemsi im Traum bewusst, dass er träumt und gar nicht der Ustad ist, sondern eben Kara Ben Nemsi, was sofort auch seinem Gegner auffällt.[3]

Als der merkt, dass er Kara Ben Nemsi nicht gewachsen ist, versucht er, ihn ins unterirdische Bassin zu stoßen. Kara Ben Nemsi weicht aber aus und stößt ihn selbst hinunter.

Er springt dann hinterher, erlöst im Bassin die Opfer des Zauberers und diesen selbst auch: Er veranlasst die - vermeintlichen - "Opfer", auf Rache zu verzichten, und spricht den Zauberer bezüglich des an ihm - Kara Ben Nemsi - Begangenen von aller Schuld frei, woraufhin ihn auch die "Opfer" freisprechen[4], um damit zu erfahren, dass sie selbst die Schuld an ihrem Los trugen, die sie sich somit selbst vergeben haben.

»Ihr gebt mich frei, sagt Ihr? Laßt das die letzte Torheit sein, die hier von Euch geschieht! Wer stürzte Euch? Nicht ich! Es war die Angst vor mir, die Furcht vor dem Gespenste! Dazu der Stolz, der sich zu beten schämte! Ihr dünktet Euch so groß und so erhaben und wagtet es doch nicht, mir Stand zu halten, daß ich euch sagen konnte, wer ich sei! Und wenn ich es nun jetzt Euch sagen wollte, so könntet Ihr es doch unmöglich fassen, weil Geisterwahn nicht schnell, nicht plötzlich heilt. Doch merkt Euch das erlösend wahre Wort: Wer keinen Schatten wirft, der kann kein Wesen sein und wird vom Menschheitskörper nicht empfunden. Wenn eine Schuld, ein Frevel auf mir ruht, so seid Ihr wohl die Letzten, Allerletzten, an die ich mich um Gnade wenden würde. Denn daß Ihr's wißt: Wer mir verzeiht, hat nur sich selbst verziehen. Und weil Ihr dies getan, so will ich Euern Wahn und Euern Selbstbetrug nicht länger strafen. Ihr habt gesühnt; so geb ich Euch denn Eure Schatten wieder: Es werde also Licht!«[5]

Kara Ben Nemsi führt die Erlösten aus den Ruinen heraus.

Der Zauberer, der sich draußen wieder in den Warnenden – jetzt mit freundlich ernsten Zügen und weichem, väterlichen Blick – verwandelt, folgt Kara Ben Nemsi ins Hohe Haus, redet mit ihm und verabschiedet sich bei Sonnenaufgang mit einem Kuss von ihm.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Im Reiche des silbernen Löwen IV. Band XXIX der Gesammelten Reiseerzählungen, Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg i. Br. 1903, S. 314, hier online - alle weiteren Seitenangaben beziehen sich, soweit nicht anders angegeben, auf die gleiche Ausgabe.
  2. S. 316 f.
  3. S. 325 f.
  4. S. 344.
  5. S. 345 - Durch diese Textstelle zeigt Karl May zugleich den wahren Charakter und die Aufgabe des "Zauberers": er prüft Charakter und Intention, straft und vergibt, warnt und schützt, schafft Licht und Dunkelheit; als "Gespenst" verkannt ist er in Wahrheit mit gottgegebenen Vollmachten ausgestattet.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen zu Figuren in Karl Mays Werken finden Sie auch im Karl May Figurenlexikon.
Die zweite Auflage dieses Werkes finden Sie online auf den Seiten der KMG.