Ard

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Ard
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Ardistan und Dschinnistan II
nur erwähnt:
Ardistan und Dschinnistan I

Lage der Hauptstadt Ard

Ard ist die Hauptstadt von Ardistan in Karl Mays Doppelroman Ardistan und Dschinnistan. Früher war die Stadt der Toten die Hauptstadt, doch seit dem Austrocknen des Flusses Ssul ist sie verödet und wird nur mehr als Verbannungsort verwendet. Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar kommen als Gesandte des Dschirbani zum Mir von Ardistan nach Ard.

Jetzt, als wir den Kamm erreichten, hielten wir unwillkürlich unsere Pferde an, denn der Anblick, der sich uns von hier aus bot, war überraschend schön, war sogar selten schön. Vor uns lag ein weiter, weiter, rundum von Bergen eingeschlossener Talkessel, den vier Flüsse durchzogen, die sich grad unter uns vereinigten. An den Ufern dieser Flüsse lag Haus an Haus und Garten an Garten, so weit unsere Blicke reichten. In den Gärten herrschte die Palme vor. Es war fast so, wie wenn man von den Baradafelsen aus auf Damaskus herunter schaut, nur noch viel schöner. Die Häuser zeigten alle möglichen Baustile. Auch Gotteswohnungen gab es in großer Zahl und, wie es schien, von jeder geschichtlichen Art. Wir sahen geschlossene und offene Säulentempel; links drüben ein Bau, der einem indianischen Teokalli glich, und rechts, auf der andern Seite, eine hoch und massig gebaute Chinesenpagode. Dazwischen ragten schlanke, mohammedanische Minarets in die Lüfte. Hier und da stand auch ein kleineres, bescheideneres Haus, mit einem christlichen Kreuze auf dem Dache. Sollten das etwa Kirchen sein?
Vor allen Dingen stieg grad im Mittelpunkte der Stadt ein wunderbar komponierter und gegliederter Bau aus Stein zum Himmel auf, der unsere Blicke auf sich zog und gar nicht wieder von sich lassen wollte. Das Mittelstück desselben, ein großes, kühnes Kuppelwerk, wurde nach Nord, Süd, Ost und West von vier gewaltigen Türmen flankiert, welche ganz gewiß die Höhe des Kölner Domes hatten, einander auf das genaueste glichen und, unten massig geschlossen, sich nach oben hin immer feiner und feiner filigranisierten, so daß ihre Spitzen sich in Äther zu verwandeln und ganz in ihm zu verschwinden schienen. An diese vier Haupttürme schlossen sich nach den vier Himmelsrichtungen wieder Kuppeln an, aber kleinere, die eine Interpunktion von gleichmäßig kleineren Türmen bekamen und in eine weitere Folge von immer tiefer herabsteigenden Kuppeln, Türmen und Türmchen verliefen, bis der hoch aufgeschwungene Grundgedanke die Erde wieder erreichte, aus der er gestiegen war. War das (ein) christlicher Dom? Etwa die Kathedrale?[1]

Anmerkungen

  1. Karl May: Der Mir von Dschinnistan. In: Deutscher Hausschatz 1908/09, 4. Kap., S. 185.