Clemens von der Kettenburg

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Clemens von der Kettenburg

Clemens Freiherr von der Kettenburg (* 21. August 1876; † 25. Juli 1941) war ein Leser, der mit Karl May in Kontakt getreten war.

Familie

Clemens war der Sohn von Kuno Maximilian Johann Friedrich Freiherr von der Kettenburg (* 1839; † 1915) und seiner Gemahlin Marie geb. Freiin von Böselager (* 1843; † 1903). Er hatte fünf Geschwister:

  • Philipp Cajus Carl Maria Paulus Hubert von der Kettenburg (* 1875; † ?)
  • Kuno von der Kettenburg
  • Pia Maria Josepha Huberta von der Kettenburg (* 1872; † 1938)
  • Marie-Theres Karoline Paula Huberta von der Kettenburg (* 1878; † 1946)
  • Franz-Josef von der Kettenburg

Sie lebten auf Schloss Kettenburg in der Provinz Hannover. Später studierten Philipp und Clemens in Innsbruck.

Clemens von der Kettenburg und Karl May

Briefwechsel (1)

Am 15. August 1891 schickte Philipp von der Kettenburg, auch im Namen seiner Geschwister, einen Brief an Karl May, in dem er ihn auf das elterliche Schloss einlud und bat, die Haupt-Sehenswürdigkeiten und Erinnerungszeichen seiner Reisen, z. B. Quimbos Schnupftabaksdose, mitzubringen.[1] May nahm diese Einladung zwar nicht an, aber sie war der Beginn eines andauernden Briefwechsels, der nur teilweise erhalten ist.

Clemens von der Kettenburg erinnerte Karl May am 17. August 1894 schriftlich an einen versprochenen Zigarrentausch.[2]

Besuch in Radebeul (1)

Am 2. Januar 1897 kündigte Clemens in einem Brief an Karl May seinen Besuch in Radebeul für den 9. Januar an. Sollte der 8. Januar besser passen, möge May ihm schreiben. Karl May notierte dazu:

habe telegraphiert.[3]

Tatsächlich fand der Besuch des damaligen Studenten am Abend des 8. Januar statt. Auf diesen Tag ist auch eine Fotografie in Karl Mays Leseralbum durch den Freiherrn datiert:

Clemens Fr[ei]h[er]r v[on der] Kettenburg
8./I. [1]897[4]

In Clemens' Erinnerungen Vor 36 Jahren heißt es dazu:

Es mochte ungefähr 6 Uhr abends sein, als ich die Schwelle der Villa "Shatterhand" betrat; gleich darauf stand ich Karl May gegenüber, der mich mit großer Herzlichkeit willkommen hieß. [...] Ausgezeichnete Zigarren und eine Flasche der "Perle von Deidesheim" erhöhten die Gemütlichkeit, und die humorvolle Unterhaltung des Hausherrn tat das übrige. [...] Es waren erhebende und genußreiche Stunden, die ich an diesem Abend in der Villa "Shatterhand" verbrachte; die Zeit verging leider nur zu schnell, und ehe ich's gedacht, war es Mitternacht geworden und damit für mich höchste Zeit zum Aufbruch. Zum Abschied schenkte mir Karl May drei Photographien von sich als Kara Ben Nemsi und als Old Shatterhand mit seiner Unterschrift und begleitete mich schließlich noch an die Bahn.[5]

Später informierte Clemens von der Kettenburg seine Bekannte Anna Elisabeth Jankovics über Karl Mays Absicht, im Sommer 1897 nach Tirol zu reisen, woraufhin diese May an den Achensee einlud.[6]

Am 23. Januar dankte Clemens von der Kettenburg Karl May schriftlich für die so liebenswürdige Aufnahme sowie für die Ankündigung, seine Eltern auf Schloss Kettenburg und ihn in Innsbruck zu besuchen. Außerdem hatte die Gräfin Jankovics ihn beauftragt, May zum Achensee zu bringen.[7]

Rundreise 1897

Vom 10. Mai bis 15. Juli 1897 unternahmen Karl May und seine Frau Emma eine Rundreise durch Deutschland und Österreich, auf der auch ein Besuch bei Clemens von der Kettenburg in Innsbruck geplant war.[8] Am 16. Juni bat dieser May schriftlich, ihm den genauen Termin der Ankunft mitzuteilen.[9]

Am Abend des 26. Juni kamen Karl und Emma May gegen 6.14 Uhr auf den Innsbrucker Bahnhof an und gingen zur Wohnung von Clemens von der Kettenburg. In dessen Erinnerungen heißt es dazu:

[...] als ich, von einem Radausflug zurückgekehrt, auf meiner Bude in Innsbruck eben beim Umkleiden war, klopfte es an der Tür, und herein trat – Karl May! Er machte damals mit seiner Frau eine Reise nach Tirol, und sein erster Gang nach der Ankunft war zu mir, was mir eine außerordentliche Freude bereitete. Ich konnte ihm die gastfreundliche Aufnahme in Radebeul ein wenig vergelten, indem ich ihm die Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigte, und wieder waren es äußerst wertvolle Stunden, die ich in seiner Gesellschaft verbringen durfte.[10]

Am nächsten Tag reisten Mays weiter zum Achensee, wo sie sich bis zum 30. Juni aufhielten. Clemens von der Kettenburg reisten ihnen am 29. Juni nach und verweilte ebenfalls bis zum 30. auf dem dortigen Kreuzhof der Familie Jankovics. In Vor 36 Jahren schrieb er darüber:

Wie manchen anderen Sonn- und Feiertag benützte ich damals das Fest Peter und Paul[11] [...] zu einem Ausflug nach dem Achensee und dem gastlichen Kreuzhof. So konnte ich den herrlichen Sommertag zum größten Teil in Karl Mays Gesellschaft, sei es in der gemütlichen Tirolerstube, sei es im Boot, genießen.[12]
Den Abschluß des Tages bildete ein kleines Feuerwerk, das von der Gräfin Jankowics [sic] veranstaltet wurde; währenddessen wurde von der Dienerschaft auf dem Wasser das "Ave Maria" vierstimmig gesungen, was einen tiefen Eindruck machte.[13]

Briefwechsel (2)

Clemens von der Kettenburg kündigte Karl May am 8. Juli 1897 brieflich seinen Besuch in Radebeul für den 13. Juli an. Zu dieser Zeit war das Ehepaar May allerdings noch auf ihrer Vergnügungsreise unterwegs, weshalb der Besuch ein vergeblicher war.[14] Am 25. Juli schrieb der Freiherr einen weiteren Brief an May, in dem er bedauerte, ihn nicht zu Hause angetroffen zu haben, und seine Einladung zum Aufenthalt in Schloss Kettenburg wiederholte.[15]

Karl May hatte nicht auf diese Einladung geantwortet, weshalb sich Clemens von der Kettenburg am 22. August brieflich an dessen Frau Emma May wendete. May habe ihm gegenüber bemerkt, auf seiner Erholungsreise keinerlei Erholung verspürt zu haben.[16]

Besuch in Radebeul (2)

Am 9. Oktober 1897 besuchte Clemens von der Kettenburg Karl May ein weiteres Mal in dessen Radebeuler Villa, diesmal erfolgreich. Er trug sich mit einem launigen Gedicht in Mays Gästebuch ein.[17] Am folgenden Tag fand im Garten der Villa "Shatterhand" ein Feuerwerksfest statt, zu dem etwa 30 Gäste geladen waren, unter denen sich möglicherweise auf Clemens von der Kettenburg befand.[18]

Als der Freiherr wieder nach Innsbruck zurückgekehrt war, schickte er am 22. Oktober einen Brief an Karl May, in dem er sich für die freundliche Aufnahme und ein nachgesandtes Paket mit Würsten bedankte. Darin bezeichnete er seinen Gästebucheintrag als Schmarrn und legte ein neues, selbstironisches Gedicht bei.[19] Außerdem erkundigte er sich nach Mays Wohlbefinden nach dem Feuerwerk:

Hoffentlich sind Sie jetzt ganz wieder hergestellt und hat das Malheur mit dem Kanonenschlag keine ernsteren Folgen gehabt.[20]

Briefwechsel (3)

Clemens' Schwester Marie-Theres Freiin von der Kettenburg schickte Karl May am 3. Januar 1898 ein Scherzgedicht, in dem sie sich darüber beklagt, dass May noch immer nicht der Einladung auf Schloss Kettenburg gefolgt ist.[21]

Auch Clemens von der Kettenburg sandte ein Scherzgedicht an Karl May, in dem er ihm für seine Freundschaft dankte. Der Brief wurde am 23. Januar begonnen und erst am nächsten Tag mit einer erneuten Einladung nach Innsbruck vollendet.[22]

Rundreise 1898

Eine weitere Rundreise unternahmen Karl und Emma May vom 13. Februar bis Ende März 1898. Bei ihrem Aufenthalt in Wien erhielten sie mehrere Visitenkarten, darunter eine von Clemens' Schwester Pia von der Kettenburg.[23] Es kam zu einem Treffen mit Pia und ihrer Mutter Marie von der Kettenburg.[24]

Am 25. Februar gratulierte Clemens Karl May schriftlich zu dessen 56. Geburtstag und ergänzte:

Wie schade, dass ich nicht mit in Wien war![25]

Briefwechsel (4)

Das letzte bekannte Schreiben Clemens' von der Kettenburg an Karl May datiert auf den 20. Juli 1900. Er fragte darin an, ob er ihn Anfang August in Radebeul besuchen dürfe. Da Karl May in Begleitung seiner Frau Emma und des befreundeten Ehepaars Richard und Klara Plöhn erst am 31. Juli von der Orientreise zurückkehrte, dürfte er den Brief nicht rechtzeitig erhalten haben. Von einer Antwort Mays ist nichts bekannt, ebenso wenig von dem Besuch oder einer weiteren Korrespondenz.

Anmerkungen

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik I, S. 399 f.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik I, S. 481.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 6.
  4. May: Leseralbum, S. 71143.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 8 f.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 9.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 11.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 30 f.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 55.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 57.
  11. Gemeint ist der 29. Juni.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 58.
  13. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 61.
  14. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 66.
  15. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 75.
  16. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 79.
  17. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 88.
  18. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 88 f.
  19. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 92.
  20. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 89.
  21. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 104.
  22. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 106.
  23. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 114 f.
  24. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 124.
  25. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 124.

Veröffentlichung zu Karl May

Literatur

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.

KMChronik winz frontal.jpg Die fünfbändige Karl-May-Chronik ist ein Standardwerk der Karl-May-Forschung. KMChronik winz.jpg

Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik I bis V. Sonderbände zu den Gesammelten Werken.
Karl-May-Verlag BambergRadebeul 2005/2006. ISBN 978-3-7802-0170-6
Sie ist erhältlich beim Karl-May-Verlag.