Der Weg zum Glück/Murenleni und Krikelanton

Aus Karl-May-Wiki
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Der Weg zum Glück ist in mehrere unabhängige Handlungsstränge gegliedert, die sich im Laufe des Romans verbinden. Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Handlung um die Murenleni und den Krikelanton.

Auf der Alm, da giebt's ka Sünd!
Leni und Sepp beim Musizieren

Erstes Capitel. Auf der Alm.

Leni ist eine etwa 18 Jahre alte Sennerin, Waise, und weit und breit die beste Jodlerin. Sie hat Besuch von ihrem Patenonkel, dem Wurzelsepp, mit dem sie musiziert. Gerade als der an den Aufbruch denkt, erscheint der Jäger-Naz, um das bildhübsche Mädel einmal mehr zu belästigen und sich eine wie immer drastische Abfuhr zu holen.

Als der Sepp abends ins Tal hinabsteigt, verabschieden sich die beiden mit einem Jodler. Gleich darauf begegnet ihm der König, der inkognito einen Bären jagen und bei Leni übernachten will. Er hat den Gesang gehört und ist über Lenis gewaltige Stimme ebenso erstaunt, wie der Wurzelsepp über das unerwartete Zusammentreffen.

Sepp trifft auf den König.

Sepp soll dem König dessen Jäger zum ersten Morgenlicht vor die Hütte bestellen, während Seine Majestät weiter hochsteigt zur Alm. Später, beim Alpenglühen, wird auf des Königs Wunsch hin nochmal gesungen, ehe es zu Bett geht. Doch während Leni auf dem Schemel einschläft, muss Ludwig dauernd an ihre gewaltige Stimme denken und daran, wie er sie zur Sängerin ausbilden lassen kann. Da hört er jemanden um die Hütte schleichen.

An der Schlafenden vorbei schleicht er sich vorsichtig hinaus, stößt aber im Schatten mit dem Herumschleicher zusammen und verliert dabei seine Büchse – waffenlos steht er dem Bären gegenüber. Als dieser gerade mit weit aufgerissenem Rachen zur tödlichen Umarmung ansetzt, knallt hinter dem König ein Schuss. Der Krikelanton hat den Bären erlegt und so seiner Majestät das Leben gerettet.

Noch ehe das nun im Detail besprochen werden kann, kommt die Mondsüchtige.

Baron von Stauffen ist mit seinen beiden Töchtern ins Gebirge gefahren, weil er hofft, die Ruhe und das Klima würden ihnen gut tun: die eine, Franza von Stauffen, gefällt sich als manisch-exzentrische Dichterin, ist sonst aber ganz harmlos, gutmütig und hilfsbereit, die andere ist mondsüchtig und im Schlafwandeln prophetisch begabt. Man logiert auf einem Lenis Alm gegenüberliegenden Berg, der mit der Alm nur durch einen kaum fußbreiten Grat verbunden ist, der beidseits bis zu 600 m steil abfällt.

Über diesen Grat nun kommt Elise mit geschlossenen Augen und schlafwandlerischer Sicherheit herüberspaziert, um den dreien die Zukunft zu eröffnen.

Jetzt war sie da. Sie konnte nichts sehen, aber als ob sie fühle, daß sich Menschen hier befänden, blieb sie stehen, wie überlegend, wendete sich zu Leni um, trat auf sie zu und betastete sie mit den Spitzen der Finger langsam, sehr langsam und prüfend. Der Sennerin stockte der Athem. Sie war nicht furchtsam und befand sich ja auch nicht allein hier, aber die nächtliche Erscheinung und die Berührung derselben wirkte auf eine unbeschreibliche Weise auf die Nerven und Sinne.
Da zog die Nachtwandlerin die Finger zurück, erhob warnend die Rechte und sagte deutlich und in tiefem Tone, ohne die Augen zu öffnen:
"Ein König nimmt Dich an die Hand,
Führt Dich in goldne Pforten ein.
O traue nicht dem eitlen Tand,
Und trau der Liebe nur allein!"
Es war eine Art Schüttelfrost, welcher die Drei überlief. Die Gestalt trat zu dem Wilderer und betastete ihn ebenso. Dann sagte sie, die Hand ebenso warnend erhebend:
"Du steigst empor und stehst, vom Licht
Umflossen und bewundert da.
Verstoß, verstoß die Seele nicht,
Der durch Dich schweres Leid geschah!"
Er regte sich nicht. Er hätte jetzt kein Wort hervorbringen können. Die Mondsüchtige wendete sich jetzt zu Ludwig. Es kam ihm der Gedanke, zurückzutreten; aber mit magischer Gewalt hielt es seine Füße fest. Als sie jetzt mit den zarten, eiskalten Fingerspitzen über sein Gesicht und seine Brust, dann auch über seine Hände strich, war es ihm, als ob ein bewegliches Etwas in seinem Körper diesem Striche folge, von der Stirn bis in die Spitzen seiner Finger herab. Er vermochte nicht, den Blick von den mystisch schönen, marmornen Zügen der Nachtwandlerin zu wenden.
Diese legte, ganz entgegengesetzt als bei den beiden Anderen, die Arme über der Brust zusammen, verbeugte sich tief und erhob nun erst die warnende Hand, mit deutlicher Stimme sagend:
"Du bist geboren in dem Himmelszeichen,
Dess' Strahl den Edelsten verführt,
Laß Deinen Geist ja nicht in Höhen steigen,
In denen er sich selbst verliert!"
Sie blieb noch einige Sekunden lang mit erhobener Hand vor ihm stehen, dann trat sie zurück, wendete sich von ihnen ab, deutete empor nach dem Firmamente und sagte laut und volltönend:
"Der Seher schöpft aus ewgem Quell,
Um den des Himmels Sel'ge wandeln.
Die Gaben fluthen in Euch hell,
Und dunkel nur ist Euer Handeln!"
[1]

Anton – dem die Leni schon längst gut ist, wäre nur die Wilderei nicht! – hat vom König 300 Gulden "als Geschenk für seinen armen Vater" erhalten. Als man nun nach all der Aufregung wieder zu Bett geht und Leni ihm noch schnell die Wunden reinigt (Knie und Hände sind aufgeschürft), werden die beiden sich einig: Anton wird sich stellen und seine Strafe für die Wilderei absitzen, danach ist er Leni als Bräutigam willkommen. Unterdessen sollen seine Eltern von dem Geschenk leben und Leni wird sie – und auch ihn – regelmäßig besuchen.

Anton tut, als sei er getroffen

Als Anton gerade aufbrechen will, hört man Leute vor der Tür: der Oberförster hat sich über den königlichen Befehl hinweggesetzt und ist um Stunden zu früh da, noch dazu mit drei Jägerburschen. Anton flieht über den Berggrat, entkommt den Schüssen durch eine durchaus eines Old Schatterhands würdige List, wird aber für er- oder angeschossen und jedenfalls zu Tode gestürzt gehalten.

Leni will "zu ihm", doch wir sind nicht bei Shakespeare, sondern bei Karl May: "Ihr habt Recht. Es muss nicht gleich sein; es kann zu jeder Zeit geschehen." Sie lässt sich mit ins Tal führen, wo sie schließlich mit dem Sepp in der Kirche landet, nachdem sie erfahren hat, dass ihre Mutter Sepps Verlobte war, er aber während seiner Kommiss-Zeit verleumdet wurde und sie bei seiner Heimkehr als Frau ihres Vaters vorfand. Dort, in der Kirche, findet sie der König.

Damit endet zu Beginn der dritten Lieferung das Erste Capitel. "Auf der Alm." und es beginnt ein

Zweites Capitel. Gebrochene Liebe.

das zunächst einmal die Erlebnisse Antons nachholt:

Er war glücklich hinübergelangt über den Grat, dort aber gleich wieder eingekreist und konnte sich nur in ein Haus retten – jenes, in dem die "Dichterin" Baroness Franza wohnte, die sich seiner annahm. Nachdem ihr Cousin, der Denunziant Freiherr von Brenner, mit einem guten Hieb versorgt worden war, fuhr sie mit Anton, den sie in ein Gewand ihres Vaters gesteckt hatte, über die Grenze ins Salzburgische, wo Antons Eltern wohnen. Dort war unterdessen bei einem Felssturz eine Touristin in der Wand geblieben und niemand als der beste Bergsteiger weit und breit – Anton – konnte sie retten. Danach ließ er sich gleich in die Stadt bringen und stellte sich dem Amtmann.

Von alledem aber weiß Leni noch gar nichts. Der König hatte sie in der Kirche gebeten mitzukommen. Er bot ihr an, sie zur Sängerin ausbilden zu lassen. Sie lehnte ab, da sie sich um Antons Eltern kümmern müsse, die sie "geerbt" habe. Während Majestät akzeptiert, muss sich die Verwandtschaft beklagen. Um dem Geschimpfe auszuweichen, setzt Leni sich in eine Seitengasse ab und geht statt durch den Ort um ihn herum. Dabei läuft sie ausgerechnet von Brenner in die sehnsüchtig ausgebreiteten Arme. So erfährt sie aber, dass Anton noch lebt und quittiert die Zudringlichkeiten des feinen Herrn mit zwei kräftigen Ohrfeigen. Sie rennt in die Stadt, um sich von der Wahrheit der Nachricht zu überzeugen, weist dort den Nachtwächter zurecht, um ihren Liebsten bei ihrem König freizubitten und im Gegenzug dessen Bitte, sie zur Sängerin ausbilden lassen zu dürfen, zu erfüllen.

Der Dorfschulze wird mit einem eigenhändig verfassten und gesiegelten Gnadenerlass aufs Amt geschickt und Leni eilt auf die Alm, um zu packen und Abschied zu nehmen.

Anton kommt frei und trifft gleich auf den Jäger-Naz, der für seine Verleumdungen Lenis Ohrfeigen fängt und den Anton deshalb ermorden will. Der kann dem Schuss ausweichen, reißt die Waffe an sich, zerschlägt sie auf dem Fels und wirft sie weg. Als der Herr Landgendarm den Anton dafür auch noch arretieren will, wirft dieser ihn hinter dem zerbrochenen Gewehr her und eilt auf die Alm.

Dort kommt es zu einer heftigen Szene zwischen ihm und Leni, weil er nicht mit dem Theater einverstanden ist und sie zu ihrem Wort stehen will. Schließlich bringt Anton die Sache auf den Punkt, indem er Gehorsam fordert, den Leni ihm freilich verweigern muss. Er bricht mit ihr und gibt auch nicht nach, als sie dazu bereit ist.

Damit endet nach zwei Dritteln der sechsten Lieferung nicht nur das Kapitel, sondern – vorerst – auch die Handlung, die zunächst mit dem Fex weiterführt. Wenn sie später hier wieder aufgenommen wird, ist sie bereits eng mit der Gesamthandlung verflochten.

Drittes Capitel. Der Wasserfex.

Der Hochzeitbitter bei dem Baron

Etwa ein halbes Jahr später bereitet sich Leni auf ihr erstes großes Konzert vor: in Scheibenbad soll sie vor dem König singen. Auch Anton – jetzt Tabuletkramer – kommt gerade zur gleichen Zeit dorthin und trifft zuerst auf die Baroness. Im Gespräch stellt sich heraus, dass er mit den Begriff "Bank" (Finanzdienstleister) nicht das Geringste anfangen kann – ein Bankgeschäft ist für ihn eine Tischlerei, die Sitzbänke fertigt. Erst nach Aufklärung durch Franza versteht er, was ein Blankoscheck ist und welch eine noble Gabe er da von dem Musikprofessor erhalten hat.

Solchermaßen auf Antons beschränkte Erfahrungen und Einsichten vorbereitet darf der Leser nun erfahren, wie sehr Anton unter der Trennung von Leni leidet, ohne jedoch einzusehen, dass alle Schuld daran nur bei ihm liegt: "Warum muß sie eine Griechin oder eine Römerin geben? Sie mag dem Krikelanton seine Frau geben; dann kann sie sich so kleiden, wies Sitt und Brauch ist. Verstanden?"[2] Anton verkauft für 50 Mark – ein Sechstel des normalen Monatsumsatzes – und trifft auch gleich mit dem Hochzeitsbitter zusammen, der zur Verlobung Paulas mit dem Fingerlfranz einladen soll.

Anton geht weiter ins Gasthaus, wo er den Wurzelsepp trifft, der ihn erst abweist und ihn dann sein Verhalten gegenüber Leni vorwirft. Er erzählt, wie gut es Leni geht und würzt mit Details, die Anton erzürnen. Der macht noch eine sehr erfolgreiche Verkaufstour, bei der er schließlich auf die Familie Weinhold trifft. Der Professor verspricht, ihn zum Konzert Lenis mitzunehmen.

Viertes Capitel. Schalksstreiche.

Sepp inszeniert einen großen Geisterzauber mit dem Peitschenmüller und dem Fingerlfranz, unter anderem um beide zu strafen, zu blamieren und lächerlich zu machen, vor allem aber, um den Müller aus der Mühle zu locken. Während der Vorbereitung trifft er Leni, die – um ihn zu treffen und auch, um frei reisen zu können – in ihrer alten Gebirgstracht vorausgefahren ist, während ihre Begleitung erst später eintrifft und für sie gehalten wird, was zu einigen Verwicklungen führt. Dazwischen kommt noch ein Zusammenstoß mit Franz, der frech-dreist genug ist, Leni trotz deren mehrfacher klarer und beleidigender Abweisung und trotz Sepps wiederholter Mahnung sogar in dessen Gegenwart einen Kuss abzwingen zu wollen. Leni schlägt ihm die bereits lädierte Nase wieder blutig und blendet ihn für Stunden mit Modermehl, das sie ihm in die Augen wirft.

Die nächste Begegnung ist der Konzertmeister, dem Leni ein so schrill geplärrtes dissonantes Ständchen bringt, dass ihm fast übel wird. Er und der Kapellmeister beschweren sich beim König darüber, dass die Mureni – die sie mit ihrer Lehrerin und "Anstandsdame" verwechseln – schon ihrer Körperfülle und Kurzatmigkeit halber unmöglich singen könnte. Er lacht und lässt Wagner den gerade vorübergehenden Anton rufen, den er Leni herbeibitten lässt. Der Weg zu ihr führt über den Peitschenmüller, und der Begriff Schlagabtausch ist für dieses Treffen ausgesprochen passend: Anton erlaubt dem Geohrfeigten, sich die entwundene Peitsche später von jemandem anderen wiedergeben zu lassen, während er zu Leni geht.

Diese bittet Anton, auf sie zu warten, weil sie sich mit ihm aussprechen will - die beiden lieben sich ja noch immer – und eilt in die Villa, wo sie den Konzertmeister in noch größere Aufregung versetzt: diese Mureni hat er ja bereits gehört, von ihr weiß er ja, dass sie absolut nicht singen kann.

Leni klärt auch diesen Scherz auf und kann mit dem extra für sie komponierten Lied "Marterblume"[3] mehr als nur überzeugen. Selbst Anton, der draußen vor dem Haus zugehört hatte, muss später feststellen:

"Deine ganze Seel ist dabei gewest; Du hast nicht gesungen, sondern Du hast geweint, keine Thränen, sondern Töne. Und wer das thut, der gehört dem Gesang an und kann nimmer von ihm lassen. Das ist gewiß."[4]

Dessen ungeachtet ist er härter denn je und obwohl – oder gerade weil? – Leni mit jedem Wort Recht hat, schimpft er sie am Schluss eine Hure, wofür er aber endlich die längst schon verdiente Ohrfeige erhält.

Der Konzertmeister ist von Leni gar so begeistert, dass er nachts zum Zigeunergrab geht, um Leni mit einem Fernrohr beim Ausziehen und im Bett zu beobachten. Natürlich wird er, als er sich gerade am Ziel wähnt, schleunigst verjagt, doch hat er den Sepp – der gerade den Geisterzauber[5] vorbereitet – damit zu einem noch viel gewagteren Streich inspiriert. Sepp bietet ihm am nächsten Morgen an, die Mureni im Theater beim Umziehen zu beobachten, indem er draußen auf einen Baum steige. Der kahlköpfige, zahnlose und immer geschminkte alte Italiener möchte das hübsche junge Mädchen gerne heiraten.

Das Konzert rückt unerbittlich näher. Fex gibt Leni quasi in letzter Sekunde noch ein selbstgemachtes Lied und sie erkennt erstaunt, dass es keineswegs den Vergleich selbst mit dem Besten, was sie bisher kennengelernt hat, zu scheuen hat. Sie eilt in die Stadt, um es möglichst noch ins Programm aufnehmen zu lassen und zurück, um den Fexen zum Kapellmeister zu schicken. Auch der kann kaum glauben, dass in dem vermeintlich dummen Jungen ein Genie steckt, doch spätestens, als Fex mit der Violine zaubert, dass dem guten Kapellmeister 'Hören und Sehen vergeht', ist der überzeugt.

Dann aber ist der große Augenblick da, der Vorhang hebt sich. Leni singt vor der Almhütte zusammen mit Sepp "Auf der Alm, da giebts ka Sünd"[6] gerade so, wie sie es früher gesungen hat, wiederholt aber dann noch einmal die letzte Strophe in künstlerischem Gesang. Rialti gibt sein zweites von vier Stücken und Leni eilt in die Garderobe. Da beginnt nun Sepps zweiter großer Streich: er führt den Italiener in den Garten und dort mittels Leiter auf einen Baum, von dem aus angeblich das Fenster zu Lenis Garderobe zu sehen ist – tatsächlich ist es das Milchglasfenster einer Toilette. Als Rialti das bemerkt, hat Fex bereits die Leiter entfernt und Sepp muss nun sich entfernen: »Ich bleiben! Du allein hinuntergehen und Leiter holen!«.[7] Tatsächlich aber eilt er mit Fex zurück in die Vorstellung, wo er gerade rechtzeitig zu Lenis nächster Nummer kommt: »Ich sah Dich nur ein einzig Mal. Lied von Eduard Kauffer. Componirt von Gumbert[8]

Damit beginnt nun die erste der beiden knapp hintereinander folgenden vielleicht schönsten Szenen, die Karl May je geschrieben hat: Leni trägt dieses Lied einer unerfüllten Liebe so wahr und ehrlich, so liebevoll und nach Liebe verlangend, klagend und jubelnd, kurz: so vollendet in Gesang und Mimik vor, wie es eben nur jemand kann, der nicht nur über ein überragendes Talent verfügt und dieses sorgfältig geschult hat, sondern auch noch aus tief empfundener eigener Erfahrung singt. Dass da der Applaus auch dann kaum enden will, als der Vorhang geschlossen bleibt, versteht sich von selbst. - Hinter diesem geschlossenen Vorhang wird indessen der Herr Konzertmeister vermisst, der nun einen Pas de hache von Paganini zu spielen gehabt hätte, worauf man außerordentlich gespannt war, da der Vortrag eine seltene Beherrschung des Instrumentes erfordert.

Der Direktor versucht sich schließlich – das Orchester hatte bereits eingesetzt – mit der Erklärung, Signor Rialti sei leider plötzlich unwohl geworden.

Rialti bezahlt teuer für seinen Wunsch, Leni beim Umkleiden zuzusehen
Da geschah Etwas, was Keiner ahnen konnte. Der Fex trat vor, zum Director hin, und sagte mit lauter, überall vernehmlicher Stimme:
»Wanns weitern nix ist, daß der Signor krank worden ist, so kann schon geholfen werden. Wann er das Dingerl nicht spielen kann, so werd ichs halt geigen. Die Herrschaften dürfen doch nicht etwan drumkommen. Also bitt gar schön um die Erlaubnissen dazu, Herr Directorn!«
Der Genannte stand ganz starr, wie zur Bildsäule geworden. Er konnte kein einziges Wort hervorbringen. Der Fex aber benutzte das, nahm schnell die Violine aus dem Kasten, den Bogen dazu und winkte ins Orchester hinab:
»Herr Capellmeistern, bitt, anfangen wieder!«
Das gab dem Director die Sprache zurück.
»Halt!« rief er. »Wahnsinniger! Fort von hier!«
Er faßte ihn am Arme und wollte ihm die Geige nehmen. Der Fex aber meinte, ihn ganz lieb und vertrauensvoll anlächelnd:
»So! Wann ich Dich aus dera Verlegenheiten reißen will, so wirfst mich zum Dank zur Thüren naus? Ich glaub nicht, daß die Herrschaften das dulden werden. Meinst nicht auch?«
Alle disponibeln Theaterdiener erschienen auf der Bühne, um den Fex von derselben fortzubringen.
»Hört,« sagte er in strengem Tone, »greift mich nicht an. Es könnt sehr fehl schlagen.«
Da erschallte von der Parquetloge herauf die angstvolle Stimme der Paula.
»Fex, lieber Fex, mach keinen Scandal! Geh doch hinab von der Bühne.«
»Hast auch Angsten um mich? Das hast aber nun gar nimmer nöthig. Es steht schon ein Stucken vom Fex auf dem Programmen. Das ist doch der Beweis, daß ich kein Verruckter bin. Und wann der Herrn Directorn ein Einsehen hat, so will ich - na, Kerl, geh fort, sonst werf ich Dich ganz da hinauf, wo die für fünfzig Pfennge gewöhnlich sitzen. Verstehst!«
Er schob den Diener, welcher ihn fassen wollte, von sich, sprang auf die Seite, setzte schnell die Geige an und - ja, da fuhren Alle von ihm zurück. Das war ein Läufer, hinauf und hinab, ein rasendes Wogen von Accorden und Tönen, ein Haschen und Jagen, eine schreckliche, halsbrecherische Aufeinanderfolge drei- und vierstimmiger Accorde, und das mit einer Leichtigkeit, wie Wasser aus dem Brunnen läuft.
»Aufpassen!« rief er laut. »Nach acht Tacten, dann beginnt das Stuck. Zwei - vier - sechs - acht - Schrumm, einfallen! So ists recht!«
War es, weil der Capellmeister heute bereits eine so außerordentliche Probe von der Fertigkeit des Fex gehört und nun Vertrauen zu ihm hatte, oder waren es die wilden Töne, welche er gegeigt, mit denen er fast zwingend in das Stück übergeleitet hatte, kurz und gut, der Dirigent hatte das Zeichen gegeben und das Orchester war eingefallen.
Wer Beine hatte im Zuschauerraume, der war aufgestanden - Alle also. Der Director, der Regisseur, die Diener, Alle, Alle blieben, wie festgewurzelt, auch stehen. Welch ein Ereigniß!
Da stand der barfuße Kerl, im schlechten Wamms, mit nackter Brust und spielte seinen Pas de hache herab mit einer Accuratesse und Flüssigkeit, wie ein guter Oberbayer seine Maß Bier hinunterlaufen läßt, ohne daß ihm ein Tropfen davon am Schnurrbart hängen bleibt! Und welch ein schwieriges Stück war es, dieser wilde Tanz! Ein Hexensabbath aller möglichen Schwierigkeiten. Hätte der Italiener das Stück so gespielt?
Ein wild gebrochener Accord wurde bis in die höchste Höhe hinauf- und dann bis in die Tiefe wieder hinabgerollt - das war das Ende. Mit einem Lächeln, welches seine prachtvollen Zähne zeigte, blickte der Fex hinaus in den gefüllten Raum, nickte, als ob er sagen wollte: »Seht, so kann ich es!« machte dann eine Verbeugung und trat zwischen die Coulissen zurück.
Da gab der König das Zeichen zum Applaus und von ganzem Herzen gern stimmten Alle ein. Der Fex mußte drei - vier - fünfmal noch vortreten.
Als nun der Vorhang fiel, erhob sich ein lautes Summen im Zuhörerraum. Ein Jeder wollte wissen, wer dieser unbegreifliche Mensch sei. In Zeit von zwei Minuten war die Wißbegierde gestillt. Es sprach sich außerordentlich schnell herum.
Der Director wußte nicht, ob er den Fex ausschelten oder sich bei ihm bedanken sollte. Er sollte bald aus dieser Verlegenheit gerissen werden, denn der Logenschließer kam mit dem Befehle, daß der Director mit dem Fex augenblicklich in der königlichen Loge zu erscheinen hatten.
Was dort verhandelt wurde, hörte Niemand, obgleich alle Ohren gespannt lauschten. Man sprach nur leise. Das Gesicht des Fex war hochroth gefärbt, und seine Augen strahlten vor Entzücken. Man sah, daß der König ihm zuletzt die Hand auf den Kopf legte und gnädig zunickte.
Als er zurückkehrte, kam er natürlich sofort zum Sepp geeilt.
»Du,« sagte er, »wann der Rialti nicht wiedern gesund wird, soll ich auch die andern Stucken spielen.«
[...]
Daß die Herrschaften meinten, ihre Billets nicht zu theuer bezahlt zu haben, versteht sich ganz von selbst. Erst die neue, brillante Sängerin, und nun ein Lumpazi, in welchem ein Geigenvirtuos entdeckt wird, das kommt nicht alle Tage vor. Doppelt gespannt war man nun auf die folgenden Nummern.[9]

Leni begeistert mit Die Gewitternacht, von R. W. (Wagner sitzt links des Königs) und Fex brilliert mit "Am Waldesrand", einem Nocturno von Valery, ehe Liszt, der in der Königsloge zur Rechten seiner Majestät gesessen hatte, auf seinem extra dafür nach Scheibenbad gebrachten Flügel einiges aus seiner "Hunnenschlacht" vorträgt und sich für den gewaltigen Applaus noch mit einer Paraphrase bedankt.

Unterdessen hatte Rialti von seinem Baum herunter gemusst, weil man ihn entdeckt und mit einem Hund gedroht hatte. Mehr gerutscht als geklettert erreichte er den Boden und blieb schließlich mit dem Frack auch noch in den Staketen des Zauns hängen, ehe er polizeilich aufgegriffen und zwecks Identifikation ins Theater verbracht wurde, von wo er sich in einem geliehenen Mantel wegschleicht.

Leni tritt mit der vorletzten Nummer auf; »Die alte Bettlerin, gedichtet und componirt vom Fex, gesungen von Signora Mureni.« Er hatte ihr erzählt, dass er das Gedicht geschrieben hatte zur Erinnerung an eine alte Bettlerin, die einst dem König ihr Schicksal geklagt und von ihm eine kleine Leibrente erhalten hatte. Auf ihrem Totenbett hatte sie den König hoch gepriesen: "nur mein König hat an mich gedacht!" Als der Fex nun von Lenis Schicksal erfuhr, hatte er noch einen Vers dazugeschrieben, das ganze Gedicht vertont und Leni gegeben, so dass es noch niemandem bekannt ist und nun zur Uraufführung gelangt:

Beim ersten Anblick der Sängerin ging es wie eine Enttäuschung durch den Zuschauerraum. Sie trat in gebeugter Haltung ein, mit einem alten Mantel bekleidet, ein Tuch um den Kopf und einen Stock in der Hand. Ihr Gesicht war das eines alten Weibes - ohne Schminke, Farbe und sonstige künstliche Mittel. Man hatte ihr einen warmen Empfang zugedacht, aber diese Erscheinung erkältete die Wärme, mit welcher man ihrer bisherigen Vorträge gedacht hatte.
Die Blicke flogen von ihr weg nach dem Orchester. Was waren das für Töne, für Harmonieen, so fremdartig herzergreifend, fast schmerzhaft die Nerven berührend. Das klang wie an einander gereihte klingende Thränen!
In eben solchen Tönen begann die alte Bettlerin ihr Lied. Ihre Stimme zitterte vor Alter, und ihr matter Hals wollte nur schwer den Kopf in der Höhe tragen. Sie sang von Krankheit und Hungersnoth, von verrathener Liebe und zehrendem Grame, verlassen von den Eltern, verlassen von dem Manne, im Kampf mit dem Elend, das Herz voller Jammer - nur ein einziger Strahl wars, der in das Dunkel ihr drang - - -
Dabei hob sich ihr Haupt, und ihre Augen gewannen Leben; die Stimme wurde kräftig, voller Halt, die Instrumentalbegleitung stieg im Crescendo empor, und den Arm mit dem Stocke hoch erhebend, sang sie, im Mezzoforte beginnend und im stärksten Fortissimo endend:
»Als Alle mich verlassen hatten
  In meines Unglücks schwerer Nacht,
Stand ich in meines Königs Schatten;
  Mein König hat an mich gedacht!«
Fex deklamiert Leni sein Lied
Ich stand in meines Königs Schatten
Jetzt, jetzt mehr als zuvor zeigte es sich, welche Kraft in Leni's Stimme lag. Wie ein brausender Strom ergoß sie sich über das ganze Haus. Hingerissen von dieser Mimik, diesem Vortrage, dieser Stimme, brachen bereits jetzt die Hörer in stürmischen Beifall aus.
Und nicht die Sängerin allein war es, der dieser Letztere galt; nein, das Lied, der Text sowohl wie auch die Melodie, war so eigenartig, so originell und dabei meisterhaft gehalten, daß man ganz unwillkürlich beim Lob der Sängerin auch des Dichters und Componisten denken mußte.
Und wieder begann sie von Entsagung und Anfechtung, von aller Noth des Körpers und der Seele. Jetzt gehen sogar die Kinder von ihr, Undank zahlend für die größten Opfer. Jetzt giebt es keine Seele mehr, an der sie sich festhalten kann, um nicht unterzugehen - nein, doch eine, eine erhabene Seele: Der König ist ihr erschienen als rettender Engel mit helfender Hand, und nun jubelt sie abermals:
»Als Alle mich verlassen hatten
  In meines Unglücks schwerer Nacht,
Stand ich in meines Königs Schatten;
  Mein König hat an mich gedacht!«
Wieder derselbe Beifall, und dann beginnt sie von der letzten Tagereise der irdischen Pilgerfahrt. Das Leben stirbt hin; der Staub neigt sich mehr und mehr der Erde zu. Das Auge wird dunkel, und die anderen Sinne verweigern den Dienst. Von vornher rauscht bereits die Brandung der Ewigkeit. Mach Deine Rechnung quitt mit dem Leben, so arm es auch gewesen sein mag. Mit wem soll sie, die Bettlerin, abrechnen? Wem ist sie Etwas schuldig? Den Menschen, die ihrer nicht gedachten? Den Ihrigen, von denen sie verlassen wurde? Nein, ihrer kann sie nur mit der Bitte gedenken:
»Verzeihe ihnen, o Herr, wie ich ihnen verzeihe!« Aber Einen giebt es, einen Einzigen, dem sie so viel schuldig ist, ihre Rettung von Verzweiflung und Tod. Ihm muß sie die erlösende That schuldig bleiben. Aber noch ihre letzten Gedanken gehören ihm, und mit ihrer letzten Kraft richtet sie sich vom Sterbelager empor, und ihre letzten Worte lauten:
»Als Alle mich verlassen hatten
  In meines Unglücks schwerer Nacht,
Stand ich in meines Königs Schatten;
  Mein König hat an mich gedacht!«
Welch ein Vortrag! Wars möglich, daß vor wenigen Monaten diese Sängerin noch eine arme, ungebildete Sennerin gewesen war? Sie war während der letzten Strophen in die Knie, dann sogar ganz niedergesunken, und hatte sich sodann, ganz wie eine Sterbende, mit letzter Kraft halb erhoben, um die letzten Takte wie einen Segenswunsch hinüber zur Königsloge schwellen zu lassen.
Da flossen Thränen, wirklich heiße Thränen. Niemand schämte sich derselben; aber als trotz dieser tiefen, tiefen Rührung der Beifall beginnen wollte, da sprang sie vollends vom Boden auf, machte eine abwehrende Armbewegung, warf Mantel, Tuch und Stock von sich und stand nun ganz so da wie bei ihrer ersten Nummer - als Sennerin Leni.
Das überraschte. Was hatte das zu bedeuten? Was wollte sie? Warum that sie das? Ein lautloses Schweigen trat ein, keine Hand bewegte sich mehr, um mit dem Taschentuche offen oder halb verstohlen die Thränen zu trocknen.
Was sie wollte? O, es sollte ja noch die letzte Strophe kommen, in welcher sie von sich selber singen wollte, dankerfüllt gegen den hohen Wohlthäter, durch dessen Barmherzigkeit sie hier begeistert und begeisternd stand.
Der Dirigent nickte rechts und links lächelnd seinen Leuten zu. »Jetzt kommts! Paßt auf!« wollte er sagen. Und wirklich, er hatte Recht.
Nicht mehr schmerzlich klagend und doch ganz in derselben Melodie, in epischer Fülle und Schönheit klang das Vorspiel voran, und dann fiel Leni ein:
»Einsam, auf hoher, stiller Alm,
  Lebt ich, die Tochter der Natur,
Im prächt'gen Wald ein armer Halm,
  Gehört ich meiner Heerde nur.
Da plötzlich drang ein Ton der Gnade
  Zu mir ins kleine Alpenhaus
Und rief von meinem engen Pfade
  Ins reiche Leben mich hinaus - - -«
Die Spannung, mit welcher Aller Augen und Ohren gegen die Sängerin gerichtet war, läßt sich gar nicht beschreiben. Und sie verdiente es auch. Das waren Herzenstöne, welche ihrer schönen Brust entquollen, und darum konnte es gar nicht anders sein: sie mußten wieder zum Herzen gehen. Und weiter lautete die Strophe:
»Wohl möcht ich fürchten all den Glanz,
  Der fremd mir und erdrückend war;
Vielleicht welkt nie ein Lorbeerkranz
  Dereinst auf meinem greisen Haar;
Doch, leuchtet mir an Tempelsstufen
  Der Kunst bezaubernd Morgenroth,
Und hat mein König mich gerufen,
  So folg ich freudig dem Gebot.
Ade, ade, ihr grünen Matten;
  Ade, der Gletscher wilde Pracht!
Ich steh in meines Königs Schatten;
  Mein König hat an mich gedacht!«
Wohl selten war eine solche Wirkung eines Liedes gesehen worden, wie jetzt. Schon in der Mitte der Strophe hatte die Stimme Leni's zu zittern begonnen. Thränen füllten ihre Augen. Bei den Worten: »Ade, ade, ihr grünen Matten« mußte die Begleitung eine Pause machen, denn die Sängerin schluchzte laut auf und konnte nicht weiter; dann aber fuhr sie weiter fort, und unter strömenden Thränen, aber wie mit Orgelton und Glockenklang endete sie mit mächtig dahinbrausender Stimme:
»Ich steh in meines Königs Schatten;
  Mein König hat an mich gedacht!«
Die Worte waren verklungen, und die Musik schwieg. Still wie in einem leeren Tempel war es für einen Augenblick - da schallte ein lautes, lautes, herzbrechendes Weinen durch den Raum; der Sepp war es. Der Fex konnte sich auch nicht halten und fiel ein. Leni, bis jetzt still stehend, schlug die beiden Hände vor das Gesicht und eilte schluchzend hinter die Coulissen und - - -
War es möglich! War so Etwas bereits einmal dagewesen? Auch draußen im Zuschauerraume, rechts und links, oben und unten, brach die Rührung hervor, welche nicht mehr zurück zu halten war: Man weinte allgemein.
Auch der König saß still und bewegungslos, den Arm, welcher das Taschentuch hielt, auf die Brüstung gestützt und das Gesicht in die Hand gelegt - - - er weinte!
Wagner und Liszt, die beiden Meister der Tonkunst, auch ihre Kraft war zu gering: Sie hatten Thränen.
[...]
So blieb es fast über eine ganze Minute lang, in solcher Situation eine ganz beträchtliche Zeit; dann aber regten sich erst zwei Hände, dann mehrere, endlich alle. Ein unbeschreiblicher Jubel brach los. Die Leni mußte erscheinen.[10]

Immer wieder muss sie erscheinen, dann wird der Fex gerufen, dann beide. Schließlich muss auch noch der Sepp mit vortreten. Lorbeerkränze werden gebracht, Jubel ohne Ende.

Ein Engagement schlägt Leni aus, da sie erst noch viel zu lernen habe. Der König schenkt ihr ein goldenes Lorbeerblatt und - auf ihren Wunsch - das Taschentuch.

Auch der Fex kann dem Kapellmeister entkommen, der ihn unbedingt engagieren will.

Am folgenden Morgen begegnen Leni und Sepp dem Anton, der Leni unbedingt noch mitteilen möchte, wie sehr er sie ob ihrer Schamlosigkeiten verachtet. Wenig später sieht man sich nochmals, Anton ist nun auf der Höhe, die beiden anderen im Tal. Sepp sieht Anton zuerst und schickt ihm gleich ein Gstanzerl hoch, das Anton direkt beantwortet und so geht es ein paar mal hin und her, bis Leni den Sepp weiterzieht. Der Gesang, besonders Antons, blieb nicht ungehört: da oben liegt eine Restauration und der Professor, der gerade mit seiner einst von Anton geretteten Gattin dort weilt, fährt vor Überraschung über dieses Stimmvolumen gar mit dem dem Kopf durchs Fenster. Er bittet Anton in die Wirtschaft und bietet ihm an, ihn wie die Leni ausbilden zu lassen und sich in dieser Zeit auch um dessen Eltern zu kümmern. Anton nimmt unter der Bedingung an, dass niemand etwas erfahre.

Sechstes Capitel. Die Sirene.

Sepp beobachtet Anton und von Zolba

Anton wird vom Professor in Wien unterrichtet, die Metternich hört ihn zufällig, er wird eingeladen bis in die höchsten Kreise und soll dann aus Wien verschwinden, um in Ruhe lernen zu können und sich nicht in Salons zu verausgaben. So gelingt es Friedrich von Alberg, ihn auf Schloss Steinegg zu locken, wo er sich von der Kokotte Asta von Zolba nur allzugerne nach allen Regeln der Kunst verführen lässt - schon gleich die zweite Nacht verbringen die beiden miteinander, werden dann aber von der Schlossherrin Milda von Alberg gebeten, derlei Besuche zu unterlassen, was zur Abreise führt. - Dass Anton damit genau das tut, was er völlig grundlos und unberechtigt Leni vorwarf, stört ihn nicht.

Zehntes Capitel. Herzenskrämpfe.

Leni hat ihre Studien in Italien fortgesetzt und – um vor Anton sicher zu sein – ihren Künstlernamen von "Mureni" in "Ubertinka" geändert. Nun will sie sich in Wien noch ein bis zwei Monate bei einem weiteren Gesangslehrer fortbilden lassen. Hier trifft sie wieder auf Anton, der seine Ausbildung beendet und auf einer Tournee in den USA ein Vermögen eingenommen hat, dabei aber moralisch ganz und gar heruntergekommen ist: am Kartentisch spielt er um Tausende, während seine Eltern hungern, ohne dass es ihn kümmert, und obwohl er mit der Tänzerin Valeska liiert ist, will er jedes schöne Mädchen küssen und beschimpft einen jeden, der ihn daran hindern will. Sein Freund Baron Stubbenau ist der getarnte Schwerverbrecher Salek und die Valeska dessen Komplizin und Geliebte.

In Wien laufen alle Handlungen zusammen – weshalb die ausführliche Inhaltsangabe auch dort fortgesetzt wird – und sie werden dort und danach bei Miramare auch abgeschlossen, so dass einem glänzenden Finale in Scheibenbad nichts mehr im Wege steht.

Sonstiges

Titelbild des KMV

Der KMV hat die Handlungsstränge später zerrissen, bearbeitet und in eigene Bände gepackt; Der Peitschenmüller (GW66) enthält auch die hier beschriebenen Passagen.

Anmerkungen

  1. Karl May: Der Weg zum Glück – Höchst interessante Begebenheiten aus dem Leben und Wirken des Königs Ludwig II. von Baiern. Erstausgabe Verlag H. G. Münchmeyer Juli 1886 bis August 1888, S. 21. (Onlinefassung)
  2. May: Weg zum Glück, S. 187. (Onlinefassung)
  3. Heinrich Heine#Für die Mouche (1856)
  4. May: Weg zum Glück, S. 349. (Onlinefassung)
  5. siehe: Der Weg zum Glück/Peitschenmüller
  6. Diese von May verwendete Redewendung geht auf das Gedicht "Alpenunschuld" von Johann Nepomuk Vogl (1802 - 1866) zurück
  7. May: Weg zum Glück, S. 469. (Onlinefassung)
  8. May: Weg zum Glück, S. 471. (Onlinefassung)
  9. May: Weg zum Glück, S. 474-476. (Onlinefassung)
  10. May: Weg zum Glück, S. 485-488. (Onlinefassung)

siehe auch