Durch die Wüste (Schneider)

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Deckelbild Durch die Wüste

Durch die Wüste ist das Deckelbild Sascha Schneiders für Karl Mays gleichnamige Reiseerzählung.

Entstehung

Die Zeichnung für das Titelbild wurde 1904 im ungefähren Format von 65 x 38,5 cm angefertigt.

Am 11. April 1904 informierte Sascha Schneider Karl May brieflich darüber, dass er sich näher mit dem Orientzyklus beschäftigt habe:

Habe nun die hochinteressante Wanderung durch die Wüste, Kurdistan, Bagdad Stambul, Skipetaren, Schut & Balkanschluchten gelesen und mich, trotzdem mein Kopf mit meinem Kram überfüllt war, doch fabelhaft an den Werken erfreut.
Zu "illustrieren" sind gerade diese Sachen schwieriger, weil durch alle 6 Bände ein Gedanke durchgesponnen wird, doch wird es mir schon gelingen. Es sind Gesänge von der rächenden Gerechtigkeit.[1]

An Karl Mays Frau Klara schrieb Schneider am 20. November und legte vermutlich die fertige Zeichnung bei:

Hier das neue Blatt: Durch die Wüste. Kara Ben Nemsi erhält die hohe Mission[,] gegen Dämonen, Scheusale und den Tod selbst zu kämpfen. Er schwört, dass er Alles aufbieten wird, zu handeln.
Jetzt tut er es ja im vollsten Sinne des Wortes.[2] Ich wünsche ihm alles Heil dazu.[3]

Die zwölfte Auflage von Karl Mays Band 1 Durch die Wüste erschien mit Schneiders Titelbild wie geplant im Jahre 1904 in der Sascha-Schneider-Ausgabe.[4]

Kritiken

In der Einleitung zur Sascha-Schneider-Mappe ordnet Johannes Werner die Bilder zum Orientzyklus der ersten Gruppe zu. Zu Durch die Wüste (Blatt 1) heißt es da:

Die vom Boden sich erhebende, mit der Waffe gerüstete jugendkräftige Gestalt empfängt von der mit der Dornenkrone geschmückten Lichterscheinung die Berufung, gegen die im Finsteren kauernden und lauernden Dämonen zu kämpfen, und leistet den Schwur, diesem Rufe zu folgen. Die Deutung im einzelnen steht frei: gemeint ist der Mensch, dem die Aufgabe gestellt ist, zu arbeiten, zu ringen und zu kämpfen, zu suchen, zu leiden und zu siegen; ein jeder wende den Sinn des Bildes auf seinen besonderen Beruf an. Sascha Schneider hat dabei wahrscheinlich an die äußeren und inneren Kämpfe gedacht, in die ihn die Eigenart seiner Persönlichkeit und seiner Kunst, die zu vertreten er sich berufen weiß, versetzen.[5]

Arno Schmidt äußert sich in seinem Aufsehen erregenden Buch Sitara und der Weg dorthin unter § 35 kurz zu verschiedenen Blättern der Sascha-Schneider-Mappe, darunter auch zu diesem Bild:

Gleich auf Blatt 1 Durch die Wüste ( 'Durch Wüste & Harem' lockte ursprünglich der Titel ) kniet der nackte Kerl ; und der vorn 'rausragende Gewehrlauf hat recht annähernd 'die' korrekte Haltung. ( Daß er 'n büschen sehr groß ragt, ist ein beliebter, viriler Wunschtraum, nicht nur Leopold Bloom's ).[6]

Annelotte Range schreibt in ihrer Dissertation über Sascha Schneider zu diesem Titelbild:

Auf einer Felskuppe vor einem strahlenden Kreuz stehend, weist die in gleißendes Licht getauchte, dornengekrönte Gestalt Christi mit der ausgestreckten Linken den Weg. Vor der Lichterscheinung kniet eine jugendliche männliche Aktfigur und läßt keinen Zweifel an ihrer Bereitschaft, diesem weg zu folgen: die Rechte ist im Schwurgestus erhoben, die Linke umklammert eine Flinte. In der dunklen Tiefe hocken Gerippe [...] und starren empor zum Licht. Hintergrund der Darstellung sind offensichtlich die Episoden über die sog[enannten] Teufelsanbeter/Dschesidi.[7]

Sonstiges

Szene aus dem Syberberg-Film.
Rechts im Bild: das Modell

In Hans-Jürgen Syberbergs Film Karl May wird dargestellt, wie Karl May Sascha Schneider in seinem Atelier besucht. Im Hintergrund ist ein nackter Mann mit Gewehr zu sehen, der offensichtlich zu Durch die Wüste Modell steht.

Anmerkungen

  1. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 70.
  2. Gemeint ist hier wohl Karl Mays Antwort auf die Angriffe des Dresdner Anzeigers.
  3. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 122.
  4. Hainer Plaul: Illustrierte Karl-May-Bibliographie. Unter Mitwirkung von Gerhard Klußmeier. Lizenzausgabe bei K. G. Saur München 1989, S. 149, Nr. 226.12. ISBN 3-5980-7258-9.
  5. Zitiert nach: Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 497.
  6. Arno Schmidt: Sitara und der Weg dorthin. Eine Studie über Leben, Werk & Wirkung Karl Mays. Reprint der Erstausgabe von 1963. S. Fischer Verlag Frankfurt am Main 1985, S. 331. ISBN 3-10-070620-X
  7. Range: Zwischen Max Klinger und Karl May, S. 68.

Literatur