Lilly Schneider

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Lilly, ihr Mann Peter und die kleine Lydia, Weimar 1908

Laura Adele Anna Katharina "Lilly" Gorutschko geborene Schneider (* 16. Oktober 1872 in St. Petersburg; † 21. März 1966 in Prag) war die Schwester Sascha Schneiders.

Leben

Lilly Schneider nahm immer großen Anteil am Schicksal ihres Bruders Sascha. Bereits in der Kindheit war sie Zeugin des schweren Sturzes, in dessen Folge seine Wirbelsäule beschädigt wurde.[1] Außerdem erlebte auch sie 1881 in St. Petersburg das Attentat auf den Zaren mit.[2]

Im Jahre 1900 zog Lilly mit ihrer Mutter Pauline Friederike Parascha Katinka Schneider geb. Langenhaun (* 1841; † 1908) zu Sascha Schneider nach (Meißen-)Cölln an der Elbe, Zaschendorfer Straße 81 in sein Wohn- und Atelierhaus.[3]

Am 25. Dezember 1903 war Lilly in Begleitung Saschas zum ersten Mal beim Ehepaar Karl und Klara May zu Besuch,[4] woraus sich im darauf folgenden Sommer eine Freundschaft entwickelte.[5] Durch Mays lernte Lilly Schneider in dieser Zeit auch Max Dittrich kennen, der später zu ihrem väterlichen Freund wurde.[6]

Lilly litt unter mehreren Krankheiten (Ischias, Nervenzerrüttung, Hysterieanfälle), weshalb sie 1904 eine Kur bei Dr. med. Hermann Klencke-Mannhart im Kurberg-Sanatorium in Wachwitz bei Dresden machte. Auch Max Dittrich war zur gleichen Zeit dort in Behandlung.[7]

Als Sascha Schneider im Oktober 1904 nach Weimar umsiedelte, zog Lilly mit ihrer Mutter zunächst nach Dresden.[8] Dort unterzog sie sich im Juli 1905 in der Königlichen Frauenklinik einer Unterleibsoperation.[9] Im November 1905 zog Lilly Schneider zu ihrem Bruder nach Weimar und führte ihm und seinem Mitbewohner Hellmuth Jahn den Haushalt.[10]

Lillys langjähriger Verehrer, der kaiserlich russische Botschaftssekretär Peter "Aram" Gorutschko (* 1879; † 1918), sah 1907 seine Heiratsabsichten von den pekuniären Verhältnissen Lillys enttäuscht, bekam aber Tags darauf durch Sascha Schneider "das Messer auf die Brust" gesetzt und entschied sich zur Hochzeit.[11] In der Weimarer russischen Kirche fand am 26. Juni 1907 die Trauung statt. Der Direktor der Weimarer Kunstschule, Professor Hans Olde (* 1855; † 1917), hielt Lilly die silberne Krone über das Haupt, Sascha dem Bräutigam.[12] Im Herbst 1907 wurde das Haus in der Weimarer Vorstadt, Luisenstraße 38, bezogen: Sascha Schneider wohnte im Parterre, das Ehepaar Gorutschko im ersten Stock.[13]

Am 8. April 1908 brachte Lilly ihre Tochter Lydia Petrowna zur Welt, unter deren Taufpaten auch Klara May war.[14] Im August wurde Peter "Aram" zum Diakon der russischen Kirche ernannt. Im gleichen Jahr verzogen Gorutschkos in das Kaiser-Alexander-Heim nach Berlin-Reinickendorf, Wittestraße 24;[15] später siedelten sie nach Russland um.

Im Sommer 1918 kam Peter Gorutschko, der in Süd-Russland als kaiserlich russischer Konsularbeamter tätig war, in den Wirren der Revolution ums Leben. Lilly und ihre Tochter Lydia waren von 1919 an auf der Flucht und kamen über Istanbul, Italien und Österreich nach Dresden zurück.[16] Dort kamen sie im Februar 1920 an und wohnten bei Sascha Schneiders Kollegen Paul Peterich.[17]

1927 besorgte Lilly Gorutschko die Pflege ihres schwer an Diabetes erkrankten Bruders Sascha, der am 18. August verstarb.[18] Die am 21. August im Dresdner Anzeiger erschienene Todesanzeige unterzeichnete sie mit Lydia Gorutschko geb. Schneider.[19] Lilly und ihre Tochter Lydia erhielten den Nachlass Sascha Schneiders, der zahlreiche Bilder enthielt.[20] Noch im gleichen Jahr verfasste Lilly Gorutschko ein neunseitiges Maschinoskript Sascha Schneider, in dem sie Erinnerungen an ihren Bruder zu Papier brachte.[21]

Anmerkungen

  1. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 312, Anm. 1.
  2. Siehe dazu den Artikel zum Bild Der Anarchist.
  3. Range: Zwischen Max Klinger und Karl May, S. 49 f.
  4. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 42.
  5. Hatzig: Karl May und Sascha Schneider, S. 93 f.
  6. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 110, Anm. 84.
  7. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 107, Anm. 81.
  8. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 117, Anm. 95.
  9. Hatzig: Karl May und Sascha Schneider, S. 245, Anm. 37.
  10. Range: Zwischen Max Klinger und Karl May, S. 104.
  11. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 259, Anm. 12.
  12. Hatzig: Karl May und Sascha Schneider, S. 97.
  13. Range: Zwischen Max Klinger und Karl May, S. 104.
  14. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 274, Anm. 9.
  15. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 280, Anm. 18.
  16. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 370, Anm. 3.
  17. Hatzig: Karl May und Sascha Schneider, S. 190.
  18. Hatzig: Karl May und Sascha Schneider, S. 202.
  19. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 489.
  20. Hatzig: Karl May und Sascha Schneider, S. 209.
  21. Range: Zwischen Max Klinger und Karl May, S. 3, Anm. 11.

Literatur

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.