Mutter, bewache

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Mutter, bewache ist die von Marie Sophie Meyer übersetzte Fassung eines Gedichts von Mary Ann Kidder, die im Allerlei in Heft 51 der von Karl May betreuten Zeischrift Schacht und Hütte abgedruckt wurde. Kidders Gedicht lässt sich in amerikanischen Zeitschriften und Büchern unter verschiedenen Titel wie 'Mother, Watch The Little Feet', 'Watch The Little Feet' oder 'Watch, Mother, Watch' finden.

Text der Fassung von Marie Sophie Meyer

Mutter, bewache Deines Kindes Schritte,
Hüpfet es fröhlich durch Wald und Flur;
Ob Du im Schlosse wohnst oder der Hütte,
Folge geduldig des Lieblings Spur.
Zähle sie nicht die verlorenen Stunden,
Habe nicht Ruhe, bis Du ihn gefunden;
Kleine Füßchen verirren sich leicht...
Folge ihm, ehe ihn Unheil erreicht!
Mutter, bewache die spielende Hand
Auch wenn sie Blumen pflücket am Wege,
Häuserchen bauet im flüchtigen Sand,
Beeren sammelt im Waldesgehege.
Halte zurück sie, die mürrische Klage:
"Endet denn nimmer die lästige Plage!"
Mit den im Spiele sich übenden Händen
Wird es einst Freude und Segen Dir spenden.
Mutter, gieb‘ wohl auf das Zünglein auch Acht,
Wie es jetzt plaudert so süß und geschwind,
Wie es bald singet, bald jubelt und lacht.
Bild seiner Zukunft, das sei Dir Dein Kind!
Hasche das Wort, noch eh‘ es gesprochen!
Wehre dem Schwure, leicht wird er gebrochen.
Perlen und Worte – Du darfst sie ersehnen,
Worte und Perlen – o, wahre der Thränen!
Mutter gieb‘ Acht, was im Herzchen sich regt,
Welches so warm an dem Deinen noch schlägt;
Flöße heilige Lehren ihm ein,
Laß es wahrhaftig und treu immer sein.
Suche das Unkraut im Keim zu ersticken
Nähre den guten Saaten noch heut. –
Köstliche Früchte wirst Du dann pflücken,
Wenn sie gereift für die Ewigkeit!
(Marie Sophie Meyer, Berlin.)

Literatur