Richard Mandl

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Richard Mandl

Richard Mandl (* 9. Mai 1859 in Proßnitz/Mähren [heute: Prostějov]; † 31. März 1918 in Wien) war ein österreichischer Komponist jüdischen Glaubens.

Leben und Werk[Bearbeiten]

Mandl war am Conservatoire de Paris Schüler von Léo Delibes. Er trat vor allem als Liedkomponist hervor. So vertonte er z. B. Theodor Storms plattdeutsches Gedicht Gode Nacht und Arthur Schnitzlers Anfang vom Ende.

Weiterhin komponierte er Chorwerke, ein Klavierquintett, eine Ouvertüre zu einem gaskognischen Ritterspiel für großes Orchester und die einaktige komische Oper Rencontre Imprévue.

Richard Mandl war verheiratet mit der Musikerin Camilla geb. Barda (* 1872; † 1922).

Richard Mandl und Karl May[Bearbeiten]

Am 19. Januar 1912 wendete sich Richard Mandl brieflich an Karl May und bat den einzigartigen und unvergleichlichen Kenner indianischer Verhältnisse um die Autorisation einer geplanten Winnetou-Sinfonie.[1]

May muss recht bald darauf geantwortet und Mandl nach Radebeul eingeladen haben, denn bereits am 22. Januar dankte ihm der Komponist in einem Brief dafür. Weiterhin schrieb er, dass die Reiseerzählung Winnetou IV ihn auf den Gedanken der Sinfonie gebracht habe, in der das Streben des Edelwilden nach Vollendung dargestellt werden soll.[2]

Karl May sandte offenbar am gleichen Tag ein Widmungsexemplar von Winnetou IV an Richard Mandl, wofür dieser sich am 23. Januar bedankte und ergänzte, dass seine Sinfonie ein tönendes Winnetou-Monument werden soll.[3]

Am 13. Februar nahm Mandl Karl Mays Einladung an und schrieb ihm in einem Brief, dass er ihn ab 21. Februar besuchen könnte. Drei Tage später hatte er von Karl May bereits eine Einladung zum Essen erhalten. Mandl schrieb von seinem schweren Magenleiden. Ein einfacher Thee, Mittwoch Nachmittags wäre ihm und seiner Frau Camilla lieber. Reisen unternähme er nur in Begleitung seiner Pflegerin Gerda Rädler, die ihm auf einem Reiseherd Diätessen bereitete.[4]

Der erste Besuch Richard und Camilla Mandls in Karl Mays Villa "Shatterhand" fand am Donnerstag, 22. Februar, des Abends statt. Sie wurden von Gerda Rädler begleitet. Auf diesen Tag datiert ein Widmungsgedicht Karl Mays in einem Exemplar seines Dramas Babel und Bibel, das vermutlich für Richard Mandl bestimmt war.[5]

Von Dresden aus, wo Mandls während ihrer Reise vermutlich wohnen, schrieb der Komponist am 23. Februar einen Brief und eine Karte an Karl May. Darin bat er um Entschuldigung für den nervösen Schluß des Abends zuvor und fürchtete, May habe sich erkältet. Außerdem dankte er für die beiden gewidmeten Bücher (vermutlich Babel und Bibel sowie Mein Leben und Streben) und für die Einladung zur Geburtstagsfeier am 25. Februar, bei der er nicht zum Nachtessen bleiben könne.[6]

Richard Mandl nahm tatsächlich – möglicherweise in Begleitung seiner Frau – an dieser Feier zu Karl Mays 70. Geburtstag teil.[7] Am Tag darauf dankte Mandl May in einem Brief aus Dresden für die unvergeßlich in Erinnerung bleiben[den] Stunden und für seine Freundschaft. Außerdem erwähnte er darin sein Judentum:

Ich bin vor allem: Künstler und nur die Kunst ist meine Religion. [...] Es ist kein Zufall, daß wir uns im Zeichen Winnetou's finden, und – ob Christ oder Jude – gute Menschen in jedem Sinne wollen wir Beide ja sein![8]

Einen weiteren Dankesbrief an Karl May verfasste Richard Mandl am 28. Februar in Leipzig, wohin ihn seine Reise wohl geführt hatte:

Sie sind der, für den ich Sie gleich gehalten habe [...]: ein großer, reiner, edler Mensch – ein genialer Künstler! [...] Ihr "Leben u. Wirken"[9] ist das Ergreifendste, Tiefempfundenste was ich je kennen gelernt habe.[10]

Am 5. März besuchen Karl May und seine Frau Klara um 7.30 Uhr Abends das Fünfte Sinfoniekonzert der K[öni]gl[ichen] musikalischen Kapelle im Dresdner Opernhaus. Dort war – neben Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven – auch Richard Mandls Ouvertüre zu einem gaskognischen Ritterspiel zu hören. Karl May kritisierte daraufhin das Werk in einem Brief an den Komponisten. Dieser war inzwischen wieder in Wien und dankte ihm am 10. März brieflich dafür und führte aus:

daß Sie, die Heiterkeit des Werkes verkennend, es eigentlich nur als "Spaß" hingenommen haben [...] Da ist, unter einer scheinbaren Heiterkeit, soviel tiefe Musik enthalten, daß ich ruhig behaupten kann, daß es in seiner Tendenz ganz eigenartig ist.

Außerdem gab Mandl in diesem Brief seiner Vorfreude auf ein Wiedersehen in Wien Ausdruck, wo Karl May einen Vortrag halten will.[11]

Tatsächlich war Richard Mandl einer der über 2000 Zuhörer, als Karl May am 22. März im Wiener Sofiensaal zum Thema Empor ins Reich der Edelmenschen! referierte.[12] Über ein Treffen von Richard Mandl und Karl May in Wien außerhalb dieses Saales ist nichts bekannt.

Sonstiges[Bearbeiten]

In einem Brief an Carl Ball behauptete Klara May, Richard Mandl wäre bereits zu Weihnachten 1911 in der Villa "Shatterhand" zu Besuch gewesen und hätte da schon die Harfenklänge gespielt. Ball berichtete darüber in seinen Erinnerungen Harfenklänge zu "Babel und Bibel" im Karl-May-Jahrbuch 1928, S. 172 f.:

Der Wiener Komponist, Professor Mandl, der gerade im Haus Shatterhand zu Besuch weilte, um mit Karl May den Plan über die Komposition einer Sinfonie "Winnetou" zu besprechen – leider ist Mandl darüber gestorben –, spielte ihm die Harfenklänge am Christfest auf dem Klavier vor.[13]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 544.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 545.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 546.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 553.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 554.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 555.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 559.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 561.
  9. Gemeint ist Karl Mays Autobiographie Mein Leben und Streben.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 561.
  11. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 565.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 583.
  13. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 527.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.

Weblinks[Bearbeiten]