Satan und Isharioth (Schneider)

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Zeichnung Satan und Isharioth

Satan und Isharioth ist das Deckelbild Sascha Schneiders für Karl Mays dreibändige Reiseerzählung Satan und Ischariot.

Entstehung

Das Bild entstand im Jahre 1905 für die Sascha-Schneider-Ausgabe des Fehsenfeld-Verlags.

Eine erste Erwähnung des zu fertigenden Bildes findet sich in einem Brief Sascha Schneiders an Karl May vom 9. Januar 1905, der komplett in englischer Sprache abgefasst ist:

Then for Judas a[nd] Satan, three volumes, also only one [leaf].[1][2]

Die gleiche Ansicht vertrat Schneider auch in den folgenden beiden Brief an an Karl (14. Januar) und Klara May (16. Januar).

Am 14. Juli schrieb Sascha Schneider in einem Brief an Karl May, dass er mit dem Bild bald beginnen will:

Nun kommt noch Satan & Ischarioth und Weihnachten. Dann haben wir alles beisammen.[3]

Sechs Tage später heißt es in einem weiteren Brief Schneiders an May:

Eben habe ich "Weihnacht" beendigt & fange morgen "Judas & Satan" an. Das ist dann das letzte Blatt.[4]

Am 23. Juli meldete Sascha Schneider die Vollendung des Bildes in einem Brief an Karl May:

Gleichzeitig übersende ich Ihnen die beiden letzten Zeichnungen: Weihnacht & Satan & Ischarioth, welch' letzteres Blatt ich für vielleicht das gelungenste der ganzen Serie halte.[5]

Ende Juli informierte May seinen Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld über die Fertigstellung der Schneiderschen Deckelbilder:

Soeben sind die letzten beiden Kartons fertig geworden. Schneider hat also seine Aufgabe gelöst. Nun bitte, frisch und fleißig ans Werk! Weihnacht muß die Mappe sehen!!![6]

Im gleichen Jahr 1905 erschien Satan und Ischariot I mit Schneiders Titelbild, im Jahr darauf Band II und Band III.[7]

Der Karton in Karl Mays Arbeitszimmer (Aufnahme nach 1912

Motiv

Der Begriff Satan (hebräisch: Ankläger) bezeichnet eigentlich einen Engel. Satan ist vor allem der Ankläger im göttlichen Gerichtshof, der die religiöse Integrität von Menschen testet und Sünden anklagt. Außerdem ist Satan ein Synonym für Teufel, Dämon oder gefallener Engel.

Judas Ischariot erscheint im Neuen Testament als einer der zwölf Nachfolger des Jesus von Nazaret, die dieser persönlich als Apostel (zur Verkündigung Gesandte) berief. Nach allen vier Evangelien soll er in Jerusalem Jesu Festnahme im Garten Getsemane durch die im Hohenrat führenden Gruppen ermöglicht haben mit der Folge, dass Jesus von diesen an die Römer ausgeliefert und gekreuzigt wurde. Judas galt in der Kirchengeschichte daher als der, der Jesus für dreißig Silberlinge verriet.

Die "Hauptbösewichter" in der Romantrilogie, die Brüder Melton, werden von Karl May als Satan (Harry Melton, der Teufel) und Ischariot (Thomas Melton, der Verräter) bezeichnet.

Kritiken

In der Einleitung zur Sascha-Schneider-Mappe ordnet Johannes Werner das Bild der vierten Gruppe zu, die er mit folgenden Worten kommentiert:

Das Ziel allen Kampfes ist bei May wie Schneider: Vernichtung des Bösen, Sieg des Lichts, Frieden auf Erden. Diese Ideen gelangen in einer Anzahl von einzelnen Blättern zum Ausdruck, die zum Teil ganz an die Art der ersten Zeichnungen Schneider's erinnern, zugleich aber seine künstlerische Vertiefung und Vervollkommnung offenbaren.

Zu Satan und Isharioth selbst (Blatt 17) heißt es da:

Der gepanzerte Engel des Herrn, mit Kreuz und Schwert, bewacht die gefesselten Repräsentanten der Macht des Bösen, Satan und Ischariot. Dieser schaut mit der verzweifelten Anklage: "So weit hast du mich gebracht", nach seinem in sich zusammengesunkenen Verführer. – Durch seine Raumverteilung wie durch die Charakteristik der Typen dürfte das Blatt zu den hervorragenden der Sammlung gehören.[8]

Auch Arno Schmidt äußert sich 1963 in Sitara und der Weg dorthin unter § 35 kurz zu verschiedenen Blättern der Sascha-Schneider-Mappe, darunter auch zu diesem Bild:

17 wieder ein Geflügelter mit Schwert & Kreuz ( als 'fading' & 'zur Wahl' ; sein 'Dreieck des Ursprungs' diesmal besonders ulkig-beinlich ). Im Vordergrund Gefangene ; einer mit Hörnern, der andere den eigenen Beutel in der Faust – daß darauf ausgerechnet in Majuskeln 'Judas' stehen muß ![9]

Im Nachwort des Herausgebers in der Reprintausgabe von Winnetou IV schreibt Roland Schmid unter Verwendung von Euchar Albrecht Schmids Aufsatz Aus Sascha Schneiders Werkstatt[10] – ergänzend zu Johannes Werner – über das Bild:

[Das Bild zeigt] die beiden Vertreter des Bösen: den Judas mit seiner materialistischen Geldgier, und neben ihm den anderen, der mit den weltlichen Schwächen des Toren spielte – Luzifer, ein der Machtlust verfallener Leugner alles Guten.[11]

Annelotte Range schreibt in ihrer Dissertation über Sascha Schneider zu diesem Titelbild:

Satan und Ischariot haben den Kampf verloren und sind [...] zu Füßen eines Engels niedergezwungen, der in den erhobenen Armen die Attribute seines Richteramtes, Kreuz und Schwert, präsentiert. Satan ist gänzlich in sich zusammengesunken. Den gehörnten Kopf [...] auf die angezogenen, von den Armen umklammerten Knie gesenkt, kauert er am Boden. Er ist mit der Kette an seinen neben ihm sitzenden Bruder gefesselt, der ein gefülltes Säckchen mit der Aufschrift JUDA umklammert.

Die Autorin sieht in William Blakes Satan Calling up His Legions (1808) ein Vorbild für das Kompositionsschema des Schneiderschen Bildes.[12]

Karton Ein Wiedersehen

Hans-Gerd Röder und seine Tochter Christiane Starck äußern sich in ihrer Jubiläumsausgabe zu dieser Zeichnung:

Das Titelbild zu Satan und Ischariot knüpft an Schneiders großen Karton von 1893 Ein Wiedersehen an. Damals kniet Judas Ischariot vor Christus. der allessehende Engel Gottes legt wie tröstend die Hände auf seine Schultern, während der Teufel verlegen unter sich blickt. Diesen Moment nimmt in freier Weise das Titelbild wieder auf, indem nun Judas den mit gesenktem Haupt neben ihm sitzenden Teufel anblickt. Beide sind in der Hölle. Hinter ihnen steht ein wie versteinerter Engel, der Kreuz und Schwert emporhält.[13]

Sonstiges

Anmerkungen

  1. Dann für die drei Bände Judas und Satan [= "Satan und Ischariot"] auch nur eines [nämlich Blatt].
  2. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 130; dort auch die vorige Anmerkung.
  3. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 158.
  4. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 161.
  5. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 162.
  6. Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz (Hrsg.): Karl May. Briefwechsel mit Friedrich Ernst Fehsenfeld. Zweiter Band 1907-1912. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2008, S. 476. ISBN 978-3-7802-0092-1
  7. Hainer Plaul: Illustrierte Karl-May-Bibliographie. Unter Mitwirkung von Gerhard Klußmeier. Lizenzausgabe bei K. G. Saur München 1989, S. 215, Nr. 287.5 (Band I), S. 220, Nr. 291.5 (Band II) und S. 221, Nr. 292.5 (Band III). ISBN 3-5980-7258-9.
  8. Zitiert nach: Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 502.
  9. Arno Schmidt: Sitara und der Weg dorthin. Eine Studie über Leben, Werk & Wirkung Karl Mays. Reprint der Erstausgabe von 1963. S. Fischer Verlag Frankfurt am Main 1985, S. 332. ISBN 3-10-070620-X
  10. In: Karl-May-Jahrbuch 1928, S. 16-19.
  11. Roland Schmid: Nachwort des Herausgebers. In: Karl May: Winnetou IV. Reprint. Karl-May-Verlag Bamberg 1984, S. A16.
  12. Range: Zwischen Max Klinger und Karl May, S. 88 f.
  13. Starck/Roeder: Sascha Schneider und Karl May, S. 9.
  14. Hansotto Hatzig: Der Frauenkopf in der Brust des Engels. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 91/1992, S. 36. (Onlinefassung)

Literatur

Weblinks