"Karl May als Erzieher" und "Die Wahrheit über Karl May"

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Karl Mays Streitschrift "Karl May als Erzieher" und "Die Wahrheit über Karl May" oder Die Gegner Karl Mays in ihrem eigenen Lichte von einem dankbaren May-Leser wurde erstmals 1902 anonym in Buchform (Auflage 100.000) im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld veröffentlicht. Der Verkaufspreis betrug 10 Pfennig, die Broschüre wurde damit zum Selbstkostenpreis abgegeben.[1]

Inhalt[Bearbeiten]

Die Broschüre wurde von May selbst verfasst, aber anonym veröffentlicht (angeblich wusste nicht einmal Friedrich Ernst Fehsenfeld, wer der "dankbare Leser" war). Die Broschüre besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil beschäftigte sich May mit den bisherigen Presseangriffen gegen ihn. Hauptsächlich geht es dabei um die Frankfurter Zeitung, besonders die Artikelserie von Fedor Mamroth, die Kölnische Volkszeitung und die Vorträge des "Herrn Chefredakteur" Hermann Cardauns, und die Tremonia. In ihrem zweiten Teil enthält die Broschüre 178 Verehrerzitate aus Leserbriefen (diese wurden unter anderem deswegen aufgenommen, weil Mamroth May wegen den in den Freuden und Leiden eines Vielgelesenen geschilderten Briefzitaten heftig angegriffen hatte), Empfehlende Worte Deutscher Bischöfe und 27 Pressestimmen.

Der erste Teil ist – verglichen mit Mays anderen Verteidigungsschriften – in der Argumentation relativ kohärent und sehr polemisch. Er weist auch viele Merkmale der späteren Verteidigungsschriften auf, wie die Idee einer großen Verschwörung seiner Gegner, oder der behaupteten Unmöglichkeit, Mays Schriften ohne Kenntnis seines Gesamtwerkes zu beurteilen. Während Karl May später auf das – noch nicht erschienene – "eigentliche Werk" verwies, bezog er sich in der Broschüre auf die Geographischen Predigten, in denen "die ganze, vollständig festgestellte Disposition aller [...] folgenden Werke" enthalten seien.[2]

Teilweise befremdlich wirken Mays Bemühungen, die Maygegner [...] in ihrem eigenen Lichte zu zeigen: So versuchte May, die Tremonia als wankelmütig erscheinen zu lassen und sie gegen die Frankfurter Zeitung aufzustellen, indem er ihr die – in der Tremonia erschienene, aber von ihm selbst verfasste – Artikelserie Karl May und seine Gegner als redaktionelle Meinung unterschob. Weiter griff er das Geschäftsgebaren des – die Kölnische Volkszeitung herausgebenden – Verlags J. P. Bachem an, ohne dabei zwischen Verlag und Zeitung zu unterscheiden. Die Behauptungen Mays über Bachem hatten ein gerichtliches Nachspiel.

Hintergrund[Bearbeiten]

Nachdem Mays Gegner ihn als Verfasser "unsittlicher" Texte entlarvt hatten, versuchte May gegenzusteuern und in der sehr öffentlich geführten Diskussion Oberwasser zu bekommen.

Die Anwälte der Kanzlei Bernstein, Klotz und Langenhan bezeugten 1901 notariell, dass sie die Leserbriefe, aus denen May in der Broschüre "Karl May als Erzieher" zitierte, gesehen hatten.[3]

Die – von May leicht bearbeiteten – Leserzuschriften lobten durchweg Mays hohe sittliche Reife und seinen moralischen Wert. Bedauerlicherweise beendete diese Argumentationskeule die Diskussion nicht, sondern gab eher neue Nahrung.

Nachspiel[Bearbeiten]

Karl Mays Behauptungen, dass der Verlag J. P. Bachem seine Erzählung Die Wüstenräuber vertreibe, obwohl er den Verlagsvertrag gekündigt habe, und dass Honorarzahlungen nur auf Aufforderung geleistet würden, hatten ein gerichtliches Nachspiel.[4]

Nachdem Fritz Jorde diese Behauptungen am 14. Januar 1902 in der Elberfelder Zeitung aufgegriffen hatte, reichte Bachem Klage gegen Jorde und die Elberfelder Zeitung ein. Die Klage wurde fallen gelassen, nachdem Jorde seine Behauptungen am 27. Februar 1902 widerrufen hatte.[5]

Bachems Klage gegen Friedrich Ernst Fehsenfeld als Herausgeber der Broschüre wurde am 24. Juni 1902 vor Gericht ausgetragen und endete mit einem Vergleich. In diesem nahm Fehsenfeld alle Behauptungen zurück, übernahm die Anwalts- und Gerichtskosten und verpflichtete sich, dies in mehreren Anzeigen bekannt zu geben.[6] May war darüber nicht erbaut und kommentierte dies in seinem Buch Im Reiche des silbernen Löwen IV so:

" [...] Der Pedehr [Spiegelung Fehsenfelds] wird ihm wie in einer Da'wa'l Ihana (Beleidigungsprozeß) in die Hände gegangen sein und nicht den richtigen Vergleich zwischen sich und ihm getroffen haben. Da bleibt nun uns nichts Anderes übrig, als daß wir jetzt ganz ruhig sind und später anders als wie er verfahren. [...]"[7]

In Die "Rettung" des Herrn Cardauns bemerkte Karl May dazu:

Hätte ich sie [die Prozesse] geführt, so hätte ich sie sicherlich gewonnen. Um Herrn Cardauns dies zu beweisen, werde ich sie wieder aufnehmen lassen und selbst zu Ende führen![8]

Buchausgaben[Bearbeiten]

Erst 1974 wurde der Text dann im Rahmen der Materialien zur Karl-May-Forschung nochmals veröffentlicht und enthielt ein Nachwort von Ekkehard Bartsch. In den Gesammelten Werken findet man ihn seit 2005 in Band 86 Meine dankbaren Leser.

Aktuelle Ausgaben => siehe Bücherdatenbank

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Ekkehard Bartsch: Nachwort zum Reprint Der dankbare Leser, S. 163.
  2. Bartsch: Nachwort, S. 165 f.
  3. Sie bezeugten nach den Erinnerungen Langenhans aber bewusst nicht, dass die Abschriften exakt dem Wortlaut der Briefe entsprachen.
  4. Zum sachlichen Hintergrund des Streits: Herbert Meier: 2. Unter Würgern. In: Karl May: Kleinere Hausschatz-Erzählungen. Reprint der Karl-May-Gesellschaft 1982, S. 13 f. (Onlinefassung)
  5. Kölnische Volkszeitung vom 1. März 1902, wiedergegeben in Kosciuszko: Im Zentrum der May-Hetze, S. 14 f.
  6. Kölnische Volkszeitung vom 26. Juni 1902 und 11. Juli 1902, wiedergegeben in Kosciuszko, S. 22–24.
  7. Karl May: Im Reiche des silbernen Löwen IV. In: Karl Mays Werke, S. 65905 (vgl. KMW-V.4, S. 189).
  8. Karl May: "An die deutsche Presse" und andere Flugblätter. Mit Einleitung und Anmerkungen von Ekkehard Bartsch. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1979, S. 299. (Onlinefassung)

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Übersicht über die Leserbriefe

1 • 2 • 3 • 4 • 5 • 6 • 7 • 8 • 9 • 10 • 11 • 12 • 13 • 14 • 15 • 16 • 17 • 18 • 19 • 20 • 21 • 22 • 23 • 24 • 25 • 26 • 27 • 28 • 29 • 30 • 31 • 32 • 33 • 34 • 35 • 36 • 37 • 38 • 39 • 40 • 41 • 42 • 43 • 44 • 45 • 46 • 47 • 48 • 49 • 50 • 51 • 52 • 53 • 54 • 55 • 56 • 57 • 58 • 59 • 60 • 61 • 62 • 63 • 64 • 65 • 66 • 67 • 68 • 69 • 70 • 71 • 72 • 73 • 74 • 75 • 76 • 77 • 78 • 79 • 80 • 81 • 82 • 83 • 84 • 85 • 86 • 87 • 88 • 89 • 90 • 91 • 92 • 93 • 94 • 95 • 96 • 97 • 98 • 99 • 100 • 101 • 102 • 103 • 104 • 105 • 106 • 107 • 108 • 109 • 110 • 111 • 112 • 113 • 114 • 115 • 116 • 117 • 118 • 119 • 120 • 121 • 122 • 123 • 124 • 125 • 126 • 127 • 128 • 129 • 130 • 131 • 132 • 133 • 134 • 135 • 136 • 137 • 138 • 139 • 140 • 141 • 142 • 143 • 144 • 145 • 146 • 147 • 148 • 149 • 150 • 151 • 152 • 153 • 154 • 155 • 156 • 157 • 158 • 159 • 160 • 161 • 162 • 163 • 164 • 165 • 166 • 167 • 168 • 169 • 170 • 171 • 172 • 173 • 174 • 175 • 176 • 177 • 178