An die Mutter (Gedicht)

Aus Karl-May-Wiki
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An die Mutter ist ein Gedicht von Karl May.

Text

          An die Mutter.
Ich hab gefehlt, und du hast es getragen,
  So manches Mal und, ach, so lang, so schwer.
Wie das mich nun bedrückt, kann ich nicht sagen;
  O komm noch einmal, einmal zu mir her!
Du starbst ja nicht; du bist hinaufgestiegen
  Zu reinen Geistern, meiner Mutter Geist.
Ich weiß, du siehst jetzt betend mich hier liegen;
  O komm, o komm, und sag, daß du verzeihst!
Komm mir im Traum; komm in der Dämmerstunde,
  Wenn, Stern um Stern, der Himmel uns umarmt.
Bring mir Verzeihung, und bring mir die Kunde,
  Daß auch die Seligkeit sich mein erbarmt![1]

Textgeschichte

Himmelsgedanken.

Am 18. Dezember 1900 erschien ein Gedichtband Mays mit dem Titel Himmelsgedanken im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld.[2] In dieser Ausgabe ist das Gedicht auf Seite 105 enthalten. Der auf der folgenden Seite abgedruckte Aphorismus lautet:

Lächle nicht darüber, denn es ist wahr: Deine Gedanken, Worte und Werke werden in das "Buch des Lebens" von keinem Andern als von dir selbst eingetragen.[3]

Empor ins Reich der Edelmenschen.

In seinem letzten Vortrag Empor ins Reich der Edelmenschen!, den Karl May am 22. März 1912 in Wien hielt, zitierte er – laut Konzept unter Punkt 13 – zwei seiner Gedichte:

13.   M e i n e   J u g e n d:   Am Besten: Vorlesen.
Ich wurde im tiefsten, im allertiefsten Ardistan geboren. Meine Eltern waren blutarm. Mein Vater, meine Mutter, zwei Großmütter, fünf Kinder, zählten wir neun Personen. Wir haben da fleißig gearbeitet und ebenso fleißig gehungert. [am Rand:   b l i n d!]   Nie sind meine Eltern irgend einem Menschen auch nur einen Pfennig schuldig gewesen. Vater streng, doch gut. Jähzornig. Nächtelang lesen. Mutter:
"Ich hab gefehlt, und du hast es getragen.
Großmutter:
"Sie trug mich stets auf ihren Armen".
Bilderbibel. Kräuterbuch. Hakawati. "Großmutter, ich will Hakawati werden. Ich will von Dschinnistan erzählen; darum muß ich aus Ardistan hinaus!" Und ich bin Hakawati geworden, weite nichts, weiter nichts. Wozu? Wozu?[4]

Sie trug mich stets auf ihren Armen ist die erste Zeile des Gedichts Großmütterchen, das ebenfalls in den Himmelsgedanken zu finden ist.

aktuelle Ausgaben

Sonstiges

Das Gedicht Der Mutter Antwort aus dem Nachlass Karl Mays ist offenbar als Pendant zum vorliegenden Gedicht verfasst worden.

Anmerkungen

  1. Karl May: Himmelsgedanken, S. 105.
  2. Hainer Plaul/Gerhard Klußmeier: Illustrierte Karl-May-Bibliographie, S. 244.
  3. Karl May: Himmelsgedanken, S. 106.
  4. Ekkehard Bartsch: Karl Mays Wiener Rede. Eine Dokumentation. In: Jb-KMG 1970, S. 47–80 (S. 56 f). (Onlinefassung)

Literatur

Weblinks