An mein liebes Schlesien (Gedicht)

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An mein liebes Schlesien ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

  An mein liebes Schlesien.
Ich kam zu Dir im Kampfe mit dem Tod.
  Der meine Zeit nur noch nach Tagen zählte.
Und Du, Du reichtest mir in meiner Not
  Den Wundertrank, der mich von Neuem stählte.
So nahen jährlich Tausende sich Dir,
  Daß ihnen Hülfe und Genesung werde,
Und Jedem, Jedem fließt genau wie mir
  Die Rettung aus den Tiefen Deiner Erde.
Ich kam zu Dir, ein kranker, schwacher Mann,
  Der Athem ging mir aus vor jedem Zwerge.
Doch jetzt, da ich nun wieder steigen kann,
  Besteige ich schon Deine höchsten Berge.
Oft leuchten sie in goldner Abendglut,
  Wie Riesenstrophen heil'ger Schöpfungslieder;
Dann fühl auch ich, daß Gott noch Wunder tut,
  Und falle im Gebete vor ihm nieder.
Ich kam zu Dir als kalter Kartograph,
  Der Dich zwar wohl, doch nur aus Büchern, kannte,
Doch als ich hier auf Deine Seele traf,
  Erschien sie mir als schwesterlich Verwandte.
Nun bin ich Dir so recht von Herzen gut
  Und Deinem Volk nicht länger fremd geblieben.
Durch seine Adern rollt dasselbe Blut,
  Und gleiches Blut, das muß und muß sich lieben.
Ich kam zu Dir; nun muß ich wieder fort,
  Und doch geht Dir kein Hauch von mir verloren.
Ich bin ja Dein; das ist mein Abschiedswort,
  Denn Du hast mich zum Leben neu geboren.
Ich trank an deiner Quelle mich gesund
  Und laß mich hygienisch bei ihr nieder.
Und treibt der Tod es abermals zu bunt,
  So weiß ich, was ich tu: Ich komme wieder!
Bad Salzbrunn, 30. Juni 1907.
Karl May.[1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Mit seiner zweiten Frau Klara unternahm Karl May von Mai bis Juli 1907 eine Kurreise, die ihn zunächst nach Bad Salzbrunn führte. Dort war das Ehepaar von 22. Mai bis 3. Juli in der Pension Barchewitz-Belvedere bei Familie Barchewitz abgestiegen. Am 30. Juni schrieb Karl May das Gedicht ist das Gästebuch der Pension.[2]

Bereits zwei Tage später, am 2. Juli erschien An mein liebes Schlesien in der Salzbrunner Zeitung, und zwar mit der redaktionellen Vorbemerkung:

Karl May hat in das Fremdenbuch der Villa Belvedere, wo er sechs Wochen lang unter der bekannten, vortrefflichen Pflege der Familie Barchewitz der Kur oblag, vor seiner Abreise folgende Zeilen eingetragen.[3]

Im Oktober 1907 erschien die erste Ausgabe von Schlesien. Illustrierte Zeitschrift für die Pflege heimatlicher Kultur. In den einleitenden Worten des Redakteurs B. Clemenz ist das Gedicht Karl Mays ungekürzt enthalten, nur die Orthographie und Zeichensetzung erfuhr einige Anpassungen (z. B. Atem statt Athem). May selbst hatte vermutlich nichts von dem Nachdruck erfahren.[4]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. M-KMG 60/1984, S. 28.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 211 f.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 213.
  4. Steinmetz: Bibliographisches (3), S. 24.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]