Ansgar Pöllmann: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Ansgar Theodor Pöllmann''' (* [[21. September]] [[1871]] in Hechingen; † [[20. Juni]] [[1933]] in Hallenberg) war ein Benediktiner-Pater, der besonders in katholischen Zeitschriften [[Karl May]] heftig angriff.
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'''P. Ansgar''' (geboren als '''Theodor Pöllmann'''; * [[21. September]] [[1871]] in Hechingen; † [[20. Juni]] [[1933]] in Hallenberg) war ein Benediktiner-Pater, der besonders in katholischen Zeitschriften [[Karl May]] heftig angriff.
  
 
== Biografie ==
 
== Biografie ==

Aktuelle Version vom 2. November 2019, 12:50 Uhr

Ansgar Pöllmann

P. Ansgar (geboren als Theodor Pöllmann; * 21. September 1871 in Hechingen; † 20. Juni 1933 in Hallenberg) war ein Benediktiner-Pater, der besonders in katholischen Zeitschriften Karl May heftig angriff.

Biografie[Bearbeiten]

Er war der Sohn eines kgl. preuß. Landgerichtsrats und Justitiars an der Sparkasse Hechingen. Eine Sparkassenlehre brach er ab und trat 1894 in das Kloster St. Martin zu Beuron ein. Am 13. September 1900 erhielt er die Priesterweihe.

Er begann sich intensiv mit der Geschichte der katholischen Literatur des 19. Jahrhunderts zu befassen. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts unternahm er zahlreiche (Kunst-)Reisen und begann zu veröffentlichen (eigene Gedichte in verschiedenen Zeitschriften und Tageblättern, 1902-06 mehrere Veröffentlichungen gesammelter Gedichte und Aufsätze, 1903-07 Herausgeber von "Gottesminne. Monatschrift für religiöse Dichtkunst", Entwürfe: Monographie über die Krypta in Monte Cassino, Buch "Iter italicum", zahlreiche Stoffsammlungen über Literatur und Kunst, so im "Meister von Meßkirch"). Pöllmann machte sich einen Namen als Kunstkritiker der Beuroner Kunstschule zur Zeit der Wiener Sezession. Sein Hauptanliegen war, die katholische Kunst und Literatur aus der Inferiorität – aufgrund des Kulturkampfes und des Antimodernismus – zu befreien und der Lyrik und später der Schauspielkunst öffentliches Ansehen zu verleihen.

Mit Dispens von Rom verließ er 1911 das Kloster und arbeitete in München literarisch. Er wurde Kunstkritiker beim "Bayerischen Kurier", reiste wieder, wurde Feldgeistlicher, schrieb Kriegsgedichte und arbeitete erneut als Kunstkritiker und -referent beim "Bayerischen Kurier". 1918 kehrte zu den Benediktinern in Beuron zurück, wo er 1919 und 1920 die Benediktinische Monatschrift für den Kunstverlag Beuron herausgab. 1927 wechselte Pöllmann in das Kloster Johannisberg im Rheingau, wo er 1933 starb.

Ansgar Pöllmann und Karl May[Bearbeiten]

Seit 1901 veröffentlichte Pöllmann in verschiedenen katholischen Zeitschriften kritische Äußerungen zu May.

Er beteiligte sich (gemeinsam mit P. Expeditus Schmidt in München, Dr. Hermann Cardauns in Bonn, Pauline Münchmeyer und deren Rechtsanwalt Oskar Gerlach in Dresden und Rudolf Lebius in Charlottenburg) an der scharf geführten Kampagne gegen Karl May. Er veranlasste auch die Versendung von Fragebögen an zahlreiche praktische Jugenderzieher, besonders an Gymnasial- und Seminar-Direktoren sowie an Konviktsleiter, mit der Bitte um Beantwortung von Fragen die Wirkung der Karl-May-Lektüre auf Jugendliche betreffend.

Er verfasste u.a. 1910 "Zur konfessionellen Abschlachtung des Falles May" (innerhalb der Artikelserie "Kritische Spaziergänge" in "Historisch-politische Blätter") und "Ein Abenteurer und sein Werk" (sieben Teile in der Halbmonatsschrift "Über den Wassern", die von Expeditus Schmidt 1909 herausgegeben wurde) und "Karl May und sein Geheimnis" (in "Die Bücherwelt").

Er wirft May Plagiate, religiösen "Indifferentismus" (= katholisches Mäntelchen) und die unsittlichen Kolportageromane vor; die ehelichen Verfehlungen, den falschen Doktortitel und alle anderen, gegebenenfalls noch unentdeckten Schwindeleien gleich mit.

Mitte 1910 wird Ansgar Pöllmann von seinem Chef, Erzabt Ildefons Schober zurückgepfiffen. Die Angriffe aus dieser Ecke brechen sofort ab.

Beschwerdeschreiben

Brief Mays an Erzabt Ildefons Schober vom 31. Januar 1910:

Hochgeehrter, Hochwürdiger Herr Erz-Abt!

Ihr Untergebener, Pater Ansgar Pöllmann, greift mich in der Radolfzeller »Freien Stimme« an. Und er veröffentlicht in »Über den Wassern« gegen mich eine Reihe von Artikeln, deren erster bereits erschienen ist. Er schrieb schon gegen mich, als er noch viel zu jung war, mich und meine Bücher zu begreifen. Er begreift uns sogar heut noch nicht. Ich habe bisher geschwiegen, weil ich annahm, er verfolge ehrliche und edle literarische Interessen. Was er aber jetzt veröffentlicht, scheint von den niedersten Instincten dictiert, die ein christlicher Ordensbruder längst überwunden haben sollte. Es ist mir darum nicht länger möglich, zu schweigen. Ich werde also antworten und habe meinen Rechtsanwalt beauftragt,   g e r i c h t l i c h    S t r a f a n t r a g    g e g e n    P ö l l m a n n    z u    s t e l l e n.

Es ist ein Unterschied zwischen erlaubter Kritik und unerlaubter, literarischer Kavillerei. Pöllmann wagt es sogar, meine Ehe und meine Scheidung zu rügen! Ahnt er nicht, welches Aufsehen das in protestantischen Kreisen erregt? Dem Benediktinerorden wurde selbst in lutherischen Gegenden bisher das Zeugniß gegeben, daß er sich    n u r    der Pflege der Gelehrsamkeit und der Seelsorge widme und seine Hand nie durch Theilnahme an öffentlichen, unsauberen Händeln beschmutze. Will Pöllmann das jetzt ändern? Die Benediktiner haben uns seit ihrem Bestehen weit über 16 000 Schriftsteller geschenkt; aber keinem von allen diesen Tausenden ist es jemals in den Sinn gekommen, das zu thun, was Pöllmann jetzt thut, ohne sein Gewissen beschwert zu fühlen.

Ich schreibe diese Zeilen, damit er vor seinem Verbündeten Rudolf Lebius gewarnt werde. Es sollte mir herzlich leid thun, wenn den Beuroner Benediktinern aus dieser Verbindung ein Affront entstünde, dessen Größe jetzt gar nicht abzumessen ist. Lebius hat sich in seiner eigenen Zeitung gerühmt, daß er    a u s    d e r    c h r i s t l i c h e n    K i r c h e    ausgetreten ist. Er ist jetzt der Führer der gelben Partei in Berlin, also ein    e n g a g i e r t e r    K a t h o l i k e n f r e s s  e r    und    u n e r b i t t l i c h e r    G e g n e r    d e r    k a t h o l i s c h e n    A r b e i t e r s c h a f t.   Sein Blatt, der »Bund«, strotzt vor Angriffen gegen diese Letzteren. Er steckt jetzt in einem Wust von Beleidigungsklagen, aus dem er kaum heraussehen kann. Wahrscheinlich will er sich durch Pöllmann Luft machen lassen. Bis jetzt schrieb Lebius die Beleidigungen und wurde dafür bestraft. Nun beleidigt mich Pöllmann. Die Strafen werden nicht ausbleiben.

Übrigens ahnt Pöllmann gar nicht, wie tief er gleich durch seinen ersten Angriff in der »Freien Stimme« in meine Lebius- und Münchmeyerprozesse gezogen wird. glaubt er sich den öffentlichen Verhandlungen und den anwesenden Berichterstattern entziehen zu können, denen ein angeklagter Benediktinerpater die erwünschteste aller »Sensationen« wäre?

In aufrichtiger Hochachtung und
Ehrerbietung
ergebenst
Karl May

Pöllmanns Nachlass wurde erstmals für die Karl-May-Chronik systematisch ausgewertet.

Sonstiges[Bearbeiten]

Die Tatsache, dass ein Benediktiner gegen May wetterte, während im Verlag der Päpstlichen Druckerei der Benediktiner des Klosters Groß-Raigern unautorisierte tschechische Nachdrucke Mays gedruckt wurden, war May durchaus bekannt.[1]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl-May-Chronik II.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.


Weblinks[Bearbeiten]