Batzendorf
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Batzendorf war eine fiktive Dorfgemeinde, der jeder Einwohner Ernstthals beitreten konnte. Hinweise darauf sind nur durch Karl May überliefert.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung bei Karl May[Bearbeiten]
- Batzendorf hatte seinen eigenen Gemeindevorstand, seinen eigenen Pfarrer, seine eigene Gemeindeverwaltung, das alles aber von der heiter sein sollenden Seite genommen. Das allerkleinste Häuschen Ernsttals, das der alten Gemüsehändlerin Dore Wendelbrück, wurde zum Batzendorfer Rathause erhoben. Eines Morgens stand ein Turm darauf, den man aus Latten und Zigarrenkistchen gezimmert und der alten Dore auf das Dach gesetzt hatte, ohne sie zu fragen. Sie war aber sehr stolz darauf. Die Wirtin zum Meisterhaus war Dorfnachtwächter. Sie mußte die Stunden ansagen und tuten. Jede Behörde und jede Charge war vertreten, bis tief herunter zum Kartoffel- und zum Schotenwächter, auch das alles in das Komische gezogen. Des Sonnabends war Versammlungstag. Da kam die Gemeinde zusammen, und es wurden die tollsten Sachen ausgeheckt, um dann wirklich ausgeführt zu werden: Taufen fünfzigjähriger Säuglinge, Verheiratung zweier Witwen miteinander, eine Spritzenprobe ohne Wasser, Neuwahl einer Gemeindegans, öffentliche Prüfung eines neuen Bandwurmmittels und ähnliche tolle, oft sogar sehr tolle Sachen. Der Herr Stadtrichter Layritz war alt geworden und duldete das. Der Herr Pastor war noch älter und glaubte von allem das Beste. Er sagte immer: "Nur nicht übertreiben, nur nicht übertreiben!" Damit glaubte er, seiner Pflicht genügt zu haben. Der Herr Kantor schüttelte den Kopf. Er war zu bescheiden, öffentlich mit einem Tadel hervorzutreten. Aber unter vier Augen hatte er den Mut, meinen Vater zu warnen: "Machen Sie nicht mit, Herr Nachbar, machen Sie ja nicht mit! Es ist nicht gut für Sie und auch nicht gut für den Karl. Was man da treibt, ist alles weiter nichts als Persiflage, Ironie, Verhöhnung und Verspottung von Dingen, an deren Heiligkeit ja niemand rühren soll! Und zumal Kinder sollen so etwas nie zu sehen noch zu hören bekommen!"
- Er hatte sehr, sehr Recht. Dieses "Batzendorf", in dem man nur mit Batzengeld zahlen durfte, hat eine ganze Reihe von Jahren bestanden und manche stille, heimliche, doch um so bösere Wirkung gehabt. Da lockerten sich "die Bande frommer Scheu". Da gab es wöchentlich etwas Neues. Wir Kinder verfolgten die Albernheiten der Erwachsenen mit riesigem Interesse und höhnten und persiflierten mit, freilich ohne uns dessen bewußt zu werden. Das ging so fort, bis ein neuer, strammer Zug in die Ortsverwaltung und in die Kirchenleitung kam, und Batzendorf an sich selbst zugrunde ging. Aber einen Nutzen hatte es keinem Menschen gebracht. Es war eine Versumpfung, in welche nicht nur die Alten gestiegen sind, sondern wir Jungen wurden auch mit hinein geführt und haben sehr viel von unserer Kindlichkeit drin stecken lassen müssen. Dem Unbegabten schadet das weniger; in dem Begabten aber wirkt es fort und nimmt in seinem Innern Dimensionen an, die später, wenn sie zutage treten, nicht mehr einzudämmen sind. (Karl May in Mein Leben und Streben)
Batzendorfer Gartenfest[Bearbeiten]
Der Förderverein des Karl-May-Hauses "Silberbüchse" veranstaltete in Anlehnung an die lokalen Traditionen am 23. Juni 2007 sein erstes "Batzendorfer Gartenfest". In den folgenden Jahren gab es abwechselnd ein "Batzendorfer Gartenfest" und ein "Café Batzendorf" im Rahmen des Hohenstein-Ernstthaler Karl-May-Festes.
Sonstiges[Bearbeiten]
Die Bezeichnung leitete sich vermutlich von der alten süddeutschen und schweizerischen Scheidemünze "Batzen" ab.
siehe auch[Bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten]
- Gert Ueding: Phantastisches Erzählen bei Karl May. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1993. (Onlinefassung)
- Batzendorfer Gartenfest – Aller guten Dinge sind drei, in: Amtsblatt Hohenstein-Ernstthal 6/2010, S. 4.
- Batzendorf – Ein Gartenfest mit Tradition, in: Amtsblatt Hohenstein-Ernstthal 6/2012, S. 4.