Claudius James Rich

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Claudius James Rich

Claudius James Rich (* 28. März 1786 oder 1787 bei Dijon (Département Côte d’Or) in Frankreich; † 5. Oktober 1821 in Schiras (Persien)) war ein Beamter der British East India Company, der durch seine privaten Forschungen in Mesopotamien, Persien und Kurdistan, vor allem archäologischer und geografischer Natur, bekannt wurde.

Leben

Über seine Herkunft gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Als sein Vater gilt der schottische Adlige Sir James Cockburn (1723-1809); zumindest erkannte dieser die Vaterschaft an. Es gibt zwei unterschiedliche Angaben über Richs Geburtsjahr, und weder seine Mutter noch sein genauer Geburtsort sind bekannt. Sicher ist, dass die Ehefrau seines Vaters, Laetitia Cockburn, nicht seine Mutter war.

Als Familiennamen erhielt er den Geburtsnamen der Mutter seines Vaters, Martha Rich († 1756), und wurde kurz nach seiner Geburt nach Bristol in England gebracht, wo er bei einer Schwester seines Vaters aufwuchs. Zu seinem Vater, der nur wenige Kilometer von Bristol entfernt lebte, behielt er bis zu dessen Tod einen losen Kontakt, nicht jedoch zu seinen vier Halbgeschwistern. Die irische Herkunft seiner Großmutter, deren Namen er trug, nahm Rich zum Anlass, sich zeitlebens als Iren zu bezeichnen, obwohl er keinerlei tatsächliche Beziehungen zu Irland hatte.

Bereits im Kindesalter zeigte sich eine ganz außergewöhnliche Begabung für Fremdsprachen, als er von einem Verwandten Latein und Griechisch lernte. Durch sein Interesse für fremde Länder und Sprachen lernte er den Buchhändler, Autor und Kenner der persischen Sprache Charles Fox kennen. Bei ihm stieß er neben persischen Schriften auch auf solche in arabischer, hebräischer, türkischer und syrischer Sprache; und bereits als Jugendlicher beherrschte er diese Sprachen.

Besonders ausgeprägt waren auch seine Fähigkeit, Menschen für sich zu gewinnen, sowie sein Selbstbewusstsein. Als er erkannte, dass seine einzige Möglichkeit, in den Orient zu gelangen, eine Anstellung bei der British East India Company war, konnte er auf einflussreiche Fürsprache und Unterstützung zählen. So wurde er dort im Jahr 1803 mit 16 oder 17 Jahren als Kadett aufgenommen. Als sein Förderer sein Bedauern äußerte, dass er nichts besseres für ihn erreichen konnte, rief er aus: „Let me but get to India, leave the rest to me.”[1]

Noch bevor er die militärische Laufbahn beginnen konnte, wurde er aufgrund der Einflussnahme weiterer Fürsprecher für die zivile Laufbahn vorgesehen und sollte eine Stelle in der Niederlassung in Bombay bekommen, die aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht frei war. In der Zwischenzeit sollte er eine Stelle als Sekretär des am 26. Dezember 1803 neu ernannten Generalkonsuls in Ägypten, Charles Lock, antreten.

Auf dem Schiff, das ihn nach Ägypten bringen sollte, brach vor der Küste Kataloniens durch Selbstentzündung auf Hanf ausgelaufenen Leinöls ein Feuer aus. Dem Kapitän gelang es noch, das Schiff nahe der Küste auf Grund zu setzen und alle Personen an Bord wurden gerettet, aber Rich verlor seine gesamte Habe. Durch die Hilfe eines aus seiner Heimatstadt Bristol stammenden Händlers, der dort ansässig war, wurde es ihm ermöglicht, nach Neapel zu reisen, wo er nun mit Charles Lock, der vorläufig noch dortiger Generalkonsul war, zusammentreffen sollte. Drei Monate, in denen er fließend italienisch lernte, wartete Rich auf Lock, bevor er nach Malta beordert wurde, um nunmehr dort auf Lock zu treffen. Noch vor Richs Ankunft starb Lock am 12. September 1804 auf Malta am Gelbfieber, so dass Rich seine Stelle vorerst nicht antreten musste. Er erbat und erhielt die Erlaubnis, von Konstantinopel aus auf dem Landweg nach Ägypten zu reisen, um unterwegs seine Türkisch- und Arabischkenntnisse zu perfektionieren. Es kam aber nur zu einem kurzen Aufenthalt in Konstantinopel und einem langen in Smyrna, bevor er zum neu ernannten Generalkonsul, Edward Misset, mit dem Schiff nach Kairo reisen musste. In seiner Zeit in Kairo vervollkommnete er nicht nur sein Hocharabisch, sondern lernte auch mehrere arabische Dialekte und den Umgang mit den dort üblichen Waffen.

Nach gut zwei Jahren wurde die ursprünglich für Rich vorgesehene Stelle in Bombay frei und Rich wurde dorthin beordert. Auch jetzt wählte er wieder nicht den direkten Weg, sondern reiste über Syrien, Mossul, Bagdad, Basra und den Persischen Golf. Unterwegs gab er sich erfolgreich als Mameluk aus und konnte so die Omajjadenmoschee in Damaskus besuchen, während sich dort die Mekkapilger sammelten; ein Wagnis, das sicher seinen Tod bedeutet hätte, wäre er als Europäer erkannt worden.

Im September 1807 traf er in Bombay ein und wohnte im Haus des Obersten Richters, Sir James Mackintosh. Nur sechs bis sieben Monate blieb er in Bombay, bevor er, nur 21 oder 22 Jahre alt, zum Residenten[2] im Paschalik Bagdad ernannt wurde. Seine Zeit in Bombay reichte aber aus, um um Mary Mackintosh (1789-1876), die älteste Tochter seines Gastgebers, zu werben und sie zu heiraten.

In dieser Zeit wandelte sich sein großes Selbstbewusstsein zu einer gewissen Arroganz. Als Samuel Manesty, seit 1784 mit kurzen Unterbrechungen Resident in Basra, den sehr jungen und in seiner Stellung unerfahrenen Rich unter seine Fittiche nehmen wollte, schrieb dieser an seinen Schwiegervater: „This, though all very well for an acting Resident, will of course not do for me”;[3] und stolz auf seine für einen Engländer ganz ungewöhnlichen Sprachkenntnisse, die es ihm erlaubten, auf den Dolmetscher zu verzichten oder diesen zumindest zu kontrollieren, sagte er: „I am certainly not going to allow a mongrel native of Constantinople to conduct my business with the pasha.”[4]

Richs aus diesen Worten hervorscheinende Geringschätzung der Menschen, die in den Regionen lebten, für die er sich so brennend interessierte und in deren Sprachen er Experte war, tritt bei einer anderen Gelegenheit noch deutlicher zu Tage. Samuel Manesty, der Resident in Basra, lud Rich zu einem Diner ein und schlug vor, dass Mary Rich bei dieser Gelegenheit seine Frau, die Tochter eines einheimischen armenischen Händlers, kennenlernen sollte. Rich lehnte das mit unverhohlener Verachtung ab. Seinem Schwiegervater schrieb er über diesen Vorfall: „I was much irritated by his presuming to mention Mrs Manesty, and to expect that I would permit Mrs Rich to associate with a dirty Armenian drαb.”[5]

Mary Rich teilte diese Einstellung ihres Mannes, wie aus ihren eigenen Briefen hervorgeht; ihre Eltern jedoch äußerten sich schockiert darüber. Weitere Folgen für Rich hatte das aber nicht.

Die Aufgabe des Residenten in Bagdad war eine wichtige und eine schwierige. Um den langen und gefährlichen Seeweg um Afrika und das Kap der Guten Hoffnung zu vermeiden, wurde ein großer Teil des Warenstroms von Indien nach Europa durch den Persischen Golf nach Basra, von dort mittels Karawanen auf dem Landweg an das Mittelmeer und schließlich wieder auf dem Seeweg nach Europa geführt. Die Sicherung der Landroute durch das Osmanische Reich mit möglichst geringen Zollabgaben war die wichtigste Aufgabe der Residenten in den Paschaliks Basra, Bagdad, Mossul und anderen. Daneben sollten sie dem wachsenden französischen Einfluss auf das Osmanische Reich entgegenwirken; hier stand die Sorge im Vordergrund, Frankreich unter Napoleon könnte seine Hand nach Indien ausstrecken und dazu Truppen über Mesopotamien führen. Schwierig war die Aufgabe wegen der Schwäche der Zentralgewalt des Osmanischen Reichs in diesen entfernten Gebieten. Der Sultan in Konstantinopel konnte Eigenmächtigkeiten der Paschas nicht verhindern, sondern nur immer wieder neue Paschas einsetzen. In dieser Zeit herrschten in Bagdad Chaos, Intrige und Gewalt.

Durch seine Entschlossenheit, seinen Mut und seine tiefen Einblicke in die Denkweise seiner Verhandlungspartner meisterte Rich seine Aufgaben mit Bravour. In den immer wieder auftretenden, teils gefährlichen Konflikten mit den wechselnden Paschas von Bagdad setzte er sich regelmäßig durch und wurde schnell als der nach dem Pascha mächtigste Mann Bagdads anerkannt. Nach Meinung einiger richtete sich sogar mancher Pascha mehr nach den Vorschlägen und Ratschlägen Richs als nach denen seiner eigenen Ratgeber. Bis zur Hohen Pforte drang sein Ruf als „Wunder der Integrität und Gerechtigkeit”.

In seiner Ehefrau hatte Rich eine ebenbürtige Partnerin gefunden, die ihm auch an Abenteuerlust nicht nachstand. Auch sie sprach mehrere Sprachen fließend, und schnell lernte sie türkisch. So konnte sie in Bagdad ein Netzwerk von Frauen aufbauen, zu dem auch die Ehefrauen der Paschas gehörten. Der auf diesem Weg ausgeübte Einfluss trug nicht unwesentlich zum Erfolg ihres Mannes bei. Auch seine Passion für die Geschichte Mesopotamiens teilte sie, eignete sich auch auf diesem Gebiet profunde Kenntnisse an und begleitete seine archäologischen Exkursionen.

Diesen privaten Leidenschaften widmete Rich neben seiner diplomatischen Tätigkeit viel Zeit. Er war der erste, der nennenswerte Ausgrabungen und Vermessungen in den Ruinen von Babylon und, in geringerem Umfang, in Ninive bei Mossul vornahm. Seine Veröffentlichungen erregten großes Interesse in seinem Heimatland und lockten zahlreiche weitere Besucher und Forscher an, unter ihnen Austen Henry Layard. Daneben baute er — mit Hilfe eines eigens dafür angestellten christlichen Syrers namens Samman — Sammlungen von Antiquitäten und Münzen auf. Besondere Bedeutung hatte seine Sammlung orientalischer Manuskripte. Rich erwies sich als kundiger und wählerischer Sammler. Obwohl seine Sammlung am Ende 850 Manuskripte umfasste, enthielt sie fast nur seltene, künstlerisch herausragende oder historisch bedeutsame Stücke. Die meisten seiner Manuskripte befinden sich heute im British Museum; einige sind jedoch verloren gegangen.

Darüber hinaus erforschte er die Geschichte und Geografie des Paschaliks Bagdad, erstellte mit Hilfe einfacher Instrumente Karten, die sich später als erstaunlich wenig ungenau herausstellten, sammelte Daten für Statistiken und erfasste meteorologische und astronomische Daten.

Nach mehreren besonders heißen Sommern und durch das generell belastende Klima Bagdads war seine Gesundheit 1813 so angegriffen, dass er um Urlaub für eine Luftveränderung nachsuchte. Ihm wurde ein dreimonatiger Urlaub grundsätzlich gewährt, jedoch ohne konkreten Termin. Im Oktober brach er mit seiner als männlichen Jugendlichen verkleideten Frau und einigen bewaffneten Männern in Richtung Konstantinopel auf. Die Gruppe reiste nach Norden, über Kirkuk nach Mossul, durchquerte Kurdistan und das von der Pest heimgesuchte Anatolien und kam am Neujahrstag 1814 in der britischen Botschaft in Konstantinopel an.

In den Jahren 1814 und 1815 unternahm das Ehepaar Rich von Konstantinopel aus eine Rundreise durch etliche europäische Hauptstädte. In Paris erreichte ihn die Entlassung aus dem Dienst der East India Company. Ihm wurden mehrere schwere Dienstvergehen vorgeworfen. So hatte er Bagdad verlassen, ohne die konkrete Erlaubnis für diesen Zeitpunkt zu haben, hatte es nicht für nötig gehalten, ein ärztliches Attest beizubringen, hatte in Konstantinopel die außergewöhnlich hohe Summe von 40.000 Piastern zu Lasten der East India Company abgehoben — angeblich für Geschenke an den Pascha von Bagdad —, hatte seinen Urlaub um siebzehn Monate überzogen (wobei zu seinen Gunsten nur die Zeit in Europa angerechnet wurde, aber nicht die rund zwölf Monate, die er sich nicht in Bagdad, aber im Osmanischen Reich aufgehalten hatte) und hatte sich eigenmächtig außerhalb des Kontrollbereichs der East India Company begeben, womit insbesondere sein Aufenthalt in Wien gemeint war. Seine Frau konnte aber durch die Beziehungen ihrer Familie eine Rücknahme dieser Entlassung erreichen, wobei sein Verhalten jedoch noch einmal ausdrücklich gerügt wurde und deutlich zum Ausdruck gebracht wurde, dass seinen Rechtfertigungsversuchen, wie dem Verweis auf seine angegriffene Gesundheit,[6] dass er in Europa auch dienstliche Aufgaben wahrgenommen habe und dass die 40.000 Piaster für den Pascha verwendet worden seien, nicht der geringste Glauben geschenkt wurde. Für die in Europa verbrachte Zeit — also von seiner Abreise aus Konstantinopel am 13. April 1814 bis zu seiner Rückkehr dorthin am 20. September 1815 — wurde ihm das Gehalt gestrichen, und die in Konstantinopel abgehobene Summe musste er insoweit zurückerstatten, als er keine Belege für ihre ordnungsgemäße Verwendung liefern konnte. Seine letzten Jahre in Bagdad waren daraufhin auch von finanziellen Schwierigkeiten geprägt.

Auf einer vom Hinweg leicht abweichenden Route kehrten die Richs nach Bagdad zurück und Claudius James Rich füllte sein Amt ab dem Frühjahr 1816 wieder aus und nahm auch seine privaten, vor allem die archäologischen Studien wieder auf.

Ab 1817 war Daud Pascha der Pascha von Bagdad. Zunächst war sein Verhältnis zu Rich gut. Dann aber machten sich Richs lange Abwesenheiten auf Exkursionen bemerkbar und ihr Verhältnis verschlechterte sich ab Mitte 1819 spürbar.

Trotzdem brach Rich am 18. März 1820, begleitet von seiner Frau, zu einer einjährigen geografischen Forschungsreise auf, von Bagdad aus den Diyala aufwärts nach Persien und durch Kurdistan. Aus diesem Gebiet waren seit Jahrhunderten keine geografischen Informationen nach Europa gelangt, und so konnten aufgrund Richs detaillierter Aufzeichnungen, die jedoch erst nach seinem Tod durch seine Witwe veröffentlicht werden konnten, die ersten halbwegs brauchbaren Karten dieser Region erstellt werden.

Nach seiner Rückkehr am 12. März 1821 stellte Rich fest, dass Daud Pascha inzwischen die Abgaben auf britische Waren erhöht und die Rechte von Europäern beschnitten hatte. Daud Pascha beschuldigte Rich, mit den Persern und den Kurden gegen ihn zu intrigieren, und noch im März wurde die Lage für Rich bedrohlich. Der Pascha belagerte seine Residenz und forderte von Rich die Zusage, Bagdad nicht zu verlassen, bis ihre Differenzen beigelegt seien. Rich jedoch weigerte sich, unter dem Druck der Belagerung Gespräche aufzunehmen, und so dauerte es viele Wochen, bis der Pascha Rich erlaubte, am 11. Mai mit einer Yacht der East India Company nach Basra abzureisen. In Richs Tagebuch, das etliche Jahre später von seiner Witwe herausgegeben wurde, fehlt der gesamte Zeitabschnitt zwischen dem 12. März und dem 11. Mai 1821.

Da Richs Stellung im Machtbereich Daud Paschas unhaltbar geworden war, wurde ihm eine noch bedeutendere Stelle als Ratsmitglied bei der Regierung in Bombay, verbunden mit einer erheblichen Gehaltssteigerung, angeboten. Im Juni verließen die Richs und einige einheimische Angestellte, die sich den Unmut des Paschas zugezogen hatten, auch Basra und fuhren in die persische Hafenstadt Buschehr. Während Rich hier auf weitere Instruktionen bezüglich der Stelle in Bombay warten musste, fuhr seine Frau schon voraus, um den heißen Monaten im Persischen Golf zu entkommen. Bald wurde auch Rich die Hitze unerträglich, auch wegen seiner angegriffenen Gesundheit. Nachdem wieder einmal ein Schiff aus Indien ohne die ersehnten Nachrichten in Buschehr gelandet war, reiste er am 24. Juli mit zwei Freunden in das kühlere Landesinnere nach Schiras, wo er am 2. August ankam und, wie alle englischen Reisenden zu dieser Zeit, Unterkunft im Jahan-Nama-Garten fand, einem königlichen Garten in unmittelbarer Nähe des Grabs des persischen Dichters Hafis

Vom 15. bis zum 30. August unternahm er einen Ausflug in das rund 50 Kilometer nordöstlich liegende Persepolis und zu anderen in der Nähe liegenden antiken Stätten.

Kurz nach seiner Rückkehr nach Schiras trafen Nachrichten über das Ausbrechen der Cholera in Buschehr ein, wo ihr sehr viele Menschen zum Opfer fielen. Zunächst wähnte sich Rich in Schiras noch in Sicherheit, aber am 14. September erreichte die Epidemie auch Schiras und wirkte rund zwei Wochen lang verheerend. Viele Menschen verließen Schiras, um der Cholera zu entkommen, aber angesichts der Tatsache, dass sie auch in der gesamten Umgebung wütete, hielt Rich es für sicherer, an Ort und Stelle zu bleiben. Außerdem waren, wie er selbst an seine Frau schrieb, keine Maultiere für den Transport mehr zu bekommen.

Als die Epidemie Anfang Oktober so gut wie beendet war, steckte sich Rich als einer der letzten noch an und starb am 5. Oktober 1821 morgens.

Er sollte in der armenischen Kirche in Schiras bestattet werden. Dieser Plan scheiterte daran, dass sein Sterbeort, der Jahan-Nama-Garten, gerade außerhalb der Stadttore lag und kein Leichnam in das Stadtinnere gebracht werden durfte. Ein Angebot des Gouverneurs, ihn auf dem Gelände des Hafis-Grabs beizusetzen, wurde aus praktischen Erwägungen verworfen, und so wurde er schließlich im Jahan-Nama-Garten beigesetzt. Im darauffolgenden Jahr fand der britische Resident in Buschehr, William Bruce, das Grab durch die winterlichen Witterungseinflüsse stark beschädigt vor und ließ ein Grabmal aus Marmor errichten. Im Jahr 1826 wurden Richs Überreste nach Isfahan überführt und in der dortigen armenischen Kathedrale beigesetzt.

Richs Nachfolger als Resident in Bagdad wurde Robert Taylor, der seit 1819 Resident in Basra gewesen war.

Schriften Claudius James Richs

  • Memoir on the Ruins of Babylon, Longman, Hurst, Rees, Orme, and Brown, and J. Murray, Second Edition, London 1816 (zuerst erschienen in der Zeitschrift ‘’Mines de l’Orient’’, Wien) lesen
  • Second Memoir on Babylon, Longman, Hurst, Rees, Orme, and Brown, and J. Murray, London 1818 lesen
  • Narrative of a Residence in Koordistan and on the Site of ancient Nineveh. With Journal of a Voyage down the Tigris to Bagdad and an Account of a Visit to Shirauz and Persepolis, 2 Bände, James Duncan, London 1836 (posthum herausgegeben durch seine Witwe) Band 1 lesen Band 2 lesen
  • Reise nach Kurdistan und dem alten Ninive, nebst dem Bericht einer Reise den Tigris entlang nach Bagdad, und eines Besuchs von Schiras und Persepolis. In: Lewald, August (Hrg.): Atlas zur Kunde fremder Welttheile. Vierter Band. J. Scheible's Verlags-Expedition, Leipzig und Stuttgart 1836 (gekürzte Übersetzung des ersten Bandes der Narrative of a Residence in Koordistan ...)
  • Reise nach Kurdistan und dem alten Ninive, nebst dem Bericht einer Reise den Tigris entlang nach Bagdad, und eines Besuchs von Schiras und Persepolis. II. Abtheilung. In: Lewald, August (Hrg.): Atlas zur Kunde fremder Welttheile. Fünfter Band. Literatur-Comptoir, Stuttgart 1837 (gekürzte Übersetzung des zweiten Bandes der Narrative of a Residence in Koordistan ...) lesen
  • Narrative of a Journey to the Site of Babylon, Duncan and Malcolm, London 1839 (posthum herausgegeben durch seine Witwe) lesen

Die deutsche Übersetzung im „Atlas zur Kunde fremder Welttheile“ ist sehr stark, teils sinnentstellend gekürzt. Im vierten Band finden sich fast auf jeder Seite kleinere oder größere Ungenauigkeiten, wie die Übersetzung von Devil's Valley durch Höllental oder die Bezeichnung eines Versorgungsschiffs der britischen Kriegsmarine namens Hindostan als hindostanisches Kauffahrteischiff; und sehr zahlreich sind die Passagen, in denen der deutsche Text etwas vollkommen anderes aussagt als das englische Original, teils sogar das genaue Gegenteil.[7] Im fünften Band ist die Zahl der Fehler geringer, aber auch hier finden sich neben den Übersetzungsfehlern Absonderlichkeiten wie die Bezeichnung des Klosters Rabban Hormuzd[8] als Babban Horrinufd.

Claudius James Rich und Karl May

In Karl Mays Bibliothek befinden sich der vierte und der fünfte Band des „Atlas zur Kunde fremder Welttheile“, die beide Teile der deutschen Übersetzung von Richs „Narrative of a Residence in Koordistan and on the Site of ancient Nineveh“ enthalten; jeweils mit einer Karte des Reisewegs. Diese deutsche Ausgabe von Richs Reisetagebuch wurde als eine der wichtigen Quellen Mays für den in Mesopotamien und Kurdistan spielenden Teil des „Orientzyklus“ identifiziert, neben der Hauptquelle „Niniveh und seine Ueberreste“ von Austen Henry Layard.[9]

Über weite Teile des „Orientzyklus“, vom Ende des ersten Bandes „Durch die Wüste“ über den gesamten zweiten Band „Durchs wilde Kurdistan“ bis zu den ersten Seiten des dritten Bandes „Von Bagdad nach Stambul“ übernimmt May die Reiseroute Layards und kann sich damit, was die Geografie angeht, auf diesen stützen. Nur am Anfang, auf dem Weg von den Stromschnellen von Chelab bis Baadri, überschneiden sich Richs und Layards Wege, so dass May hier auch bei Rich fündig wurde. So stammt beispielsweise die Bezeichnung Stromschnellen von Chelab aus Layards Werk, dagegen die von May an anderer Stelle für denselben Ort verwendete Bezeichnung Wirbel Kelab von Rich. Zu Beginn des dritten Bandes wenden sich Mays Helden vom Großen Zab nach Südosten und verlassen damit die von Layards Beschreibung und Karte abgedeckte Region. Von hier aus bis nach Bagdad ist dann Rich als Quelle vorherrschend.

Ansonsten stammt von Rich eine Vielzahl allgemeiner Informationen, zum Beispiel über die arabischen und kurdischen Stämme, ihre Beziehungen untereinander oder ihre Kleidung und Bewaffnung.

Auch Karl Mays Angaben über seine Figur des Mir Scheik Khan, des geistlichen Oberhaupts der Dschesidi, stimmen fast wörtlich mit den Angaben über Mir Scheik Khan, den „Pabst der Jeziden“ überein, die er im fünften Band des „Atlas zur Kunde fremder Welttheile“ fand. An dieser Stelle liegt jedoch einer der Mängel der deutschen Übersetzung vor. Im Original schreibt Rich, dass der von ihm so genannte Papst der Jesiden Saleh Bey hieß; Mir Sheikhkhan war sein Titel.

In der Person von Claudius James Rich, dessen Biographie dem ersten Teil der deutschen Ausgabe vorangestellt ist, fand May einen Beleg dafür, dass es einem „Franken“ möglich war, innerhalb kürzester Zeit die türkische Sprache, mehrere arabische Dialekte, orientalische Gebräuche und den Gebrauch der entsprechenden Waffen so zu erlernen, dass er allein von Kairo über Damaskus, Mossul und Bagdad nach Basra reisen konnte, ohne als Fremder aufzufallen.

Karl Mays MarienkalendergeschichteMater dolorosa“ handelt von zwei miteinander verfeindeten Stämmen von Khosnaf-Kurden, den Mir Mahmalli und den Mir Yussufi, deren Gebiete nur durch einen kleinen Fluss getrennt sind. Diese Situation entspricht genau der von Rich im Jahr 1820 geschilderten Realität.[10] Es ist jedoch nicht sicher, ob Rich hier eine unmittelbare Quelle Mays war. Richs Angaben wurden von Moritz Wagner übernommen, dessen Werk „Reise nach Persien und dem Lande der Kurden“ sich ebenfalls in Mays Bibliothek befindet.[11] Hierin hat May die betreffende Passage mit dem Wort „Sujet” markiert, und auch die Schreibweise der Namen deutet auf Wagner als unmittelbare Quelle hin.[12]

Literatur

  • Memorial from Mrs Rich, British Library: India Office Records and Private Papers, IOR/F/4/747/20396, in der Qatar Digital Library
  • The Bristol Memorialist William Tyson, Bristol 1823
  • Buckingham, John Silk: Travels in Mesopotamia. Vol. II. Henry Colburn, London 1827
  • Fraser, James Baillie: Reise nach und in Khorasan in den Jahren 1821 bis 1822, Erster Theil Gr. H. S. pr. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1828
  • Arbuthnott, Hugh; Clark, Terence & Muir, Richard: British Missions around the Gulf, 1575-2005 - Iran, Iraq, Kuwait, Oman Global Oriental Ltd., Folkestone 2008
  • Kandolf, Franz: Kara Ben Nemsi auf den Spuren Layards (Ein Blick in die Werkstätte eines Schriftstellers). In: Dieter Sudhoff/Hartmut Vollmer (Hsg.): Karl Mays Orientzyklus. Igel Verlag Wissenschaft, Paderborn 1991, ISBN 3-927104-19-1, S. 195-201
  • Blau, Christoph: Claudius James Richs „Reise nach Kurdistan“, in: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 169, Radebeul 2011, S. 17-30

Anmerkungen

  1. „Lasst mich nur erst nach Indien kommen, und überlasst den Rest mir.”
  2. Eine Stellung ähnlich der eines Konsuls, aber etwas höherrangig
  3. Etwa: „Das mag für einen Residenten in Ordnung sein, für mich kommt es aber natürlich nicht in Frage”
  4. „Ich werde einem aus Konstantinopel stammenden Mischling ganz sicher nicht erlauben, meine Angelegenheiten mit dem Pascha zu regeln.”
  5. Etwa: „Ich war sehr verärgert über seine Anmaßung, seine Frau zu erwähnen und anzunehmen, ich würde meiner Frau erlauben, sich mit einer dreckigen armenischen Hυre gemein zu machen”, wobei er mit der Bezeichnung „drαb” wohl auch auf ihren dunkleren Teint anspielen wollte.
  6. Richs Tagebucheinträge, die Briefe seiner Frau an ihre Schwester sowie auch die Schilderungen anderer Personen, die ihn kennenlernten, bestätigen jedoch die Fragilität seiner Gesundheit.
  7. Vgl. die Beschreibungen des Dorfs Jumeila (Narrative Bd. 1 S. 41 / Atlas Bd. 4 S. 23). Dieses ist auch ein Beleg für den generellen Mangel an Sachverstand, mit dem die Übersetzung erfolgte. Bei dem Namen des Dorfs handelt es sich um das arabische Wort جميلة (das Hübsche); er hätte also nach den damaligen Konventionen in der deutschen Übersetzung mit Dschamila wiedergegeben werden müssen, anstatt die Schreibweise des Engländers zu übernehmen.
  8. Rabban Hormuzd (heute i.d.R. Rabban Hormizd transkribiert) kommt an zwei Stellen in Karl Mays „Orientzyklus“ vor. Sowohl bei der historischen als auch der geografischen Einordnung stützt May sich dabei offensichtlich auf Layards Bericht bzw. Karte.
  9. Layard, Austen Henry: Niniveh und seine Ueberreste, Neue wohlfeile Ausgabe Dyk'sche Buchhandlung, Leipzig 1854.
    Inventar-Nr. KM0689 in Karl Mays Bibliothek.
  10. Rich, Claudius James: Reise nach Kurdistan und dem alten Ninive, nebst dem Bericht einer Reise den Tigris entlang nach Bagdad, und eines Besuchs von Schiras und Persepolis. In: Lewald, August (Hrg.): Atlas zur Kunde fremder Welttheile. Vierter Band. J. Scheible's Verlags-Expedition, Leipzig und Stuttgart 1836, S. 37.
    Inventar-Nr. KM0477 in Karl Mays Bibliothek.
  11. Wagner, Moritz: Reise nach Persien und dem Lande der Kurden. Zweiter Band. Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1852, S. 227.
    Inventar-Nr. KM0550 in Karl Mays Bibliothek.
  12. May hat aber jedenfalls auch Richs Schilderung gelesen; dessen Meer Mahmalli haben als Mer Mamalli einen kurzen Auftritt im „Orientzyklus“.

Weblinks