Das Totenschiff

Aus Karl-May-Wiki
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Das Totenschiff. Erlebnisse aus meiner Seemannszeit ist eine autobiographisch[1] gefärbte Erzählung von Robert Kraft.

Inhalt

Der Erzähler, ein abgeheuerter Matrose, befindet sich in Suez und hat bereits seine gesamten Mittel aufgebraucht. Ein schwarzer Matrose, dem er begegnet, schmuggelt ihn an Bord eines Schiffes, das in Dschidda Pilger an Bord nehmen und nach Konstantinopel bringen soll. Der blinde Passagier wird nach Verlassen des Hafens entdeckt und an Stelle eines desertierten holländischen Matrosen angeheuert.

In Dschidda werden Pilger an Bord genommen, das Schiff wird dabei aber völlig überfüllt. Bald treten bei den Passagieren Seekrankheit und eine ruhrähnliche Erkrankung auf, dazu kommt auch noch die Cholera. Das Schiff wird unter Quarantäne gestellt und darf den Suezkanal nicht passieren, dann müssen die Passagiere das Schiff verlassen, an Land unter Quarantäne bleiben und das Schiff wird desinfiziert. Doch mit der Rückkehr der Pilger an Bord bricht erneut die Cholera aus und es sterben erneut mehrere hundert Passagiere. Am Besitz der Toten bereichert sich der sich an Bord befindliche griechische Schiffsagent.

Das Schiff kommt in Konstantinopel an, im Angesicht der Stadt bricht aber der Erzähler zusammen. Er wird von einem schwedischen Matrosen unter Deck gefunden und kommt ins deutsche Krankenhaus in Konstantinopel, wo er sich wieder erholt Dort erfährt er schließlich auch den gesamten Sachverhalt: Der griechische Agent, der Schiffsarzt und ein Schreiber hatten gemeinsam geplant, die Pilger zu töten, um sich an deren Besitztümern zu bereichern. Dazu war das Trinkwasser mit Aas verseucht worden, in das Hartbrot waren Abführmittel eingebacken worden und auch der Arzt hatte statt Medikamenten abführende Mittel verabreicht. Dem Kapitän war die hohe Sterblichkeit unter den Pilgern aber merkwürdig vorgekommen und er hatte in Konstantinopel die Verhaftung der drei Verschwörer gefordert, worauf der Schreiber alles gestanden hatte. Der Agent wurde gehenkt, Schreiber und Schiffsarzt zu lebenslanger Zwangsarbeit im Steinbruch verurteilt.

Editionsgeschichte

Das Totenschiff wurde 1898 im Heft 23 der Zeitschrift Illustrirte Chronik der Zeit veröffentlicht, die bei der Union Deutsche Verlagsgesellschaft erschien. 1902 erfolgte ein Nachdruck in Reporter. Illustriertes Weltblatt in den Nummern 22 und 23 des 8. Jahrgangs.

In seinem Eintrag in Das litterarische Leipzig führte Robert Kraft zudem eine Erzählung Das Pilgerschiff an, die vermutlich zwischen 1895 und 1897 veröffentlicht wurde, der Abdruck ist bislang aber nicht nachgewiesen. Bei Das Pilgerschiff handelt es sich wahrscheinlich um einen früheren Abdruck von Das Totenschiff.[2]

2004 erschien die Erzählung im Band Die Abgottschlange u.a. in der Edition Braatz & Mayrhofer gemeinsam mit Robert Kraft, der Verfasser unseres neuen Romans "Die Abgottschlange", schreibt uns über seinen Lebensgang, Die Abgottschlange, Nur eine Negerin, Ein Abenteuer in den deutschen Kolonien, In der Kolonie, Ein stummes Opfer und Marokkanische Gaukler.

Im Dezember 2013 wurde die Erzählung im Rahmen der Edition Braatz & Mayrhofer nochmals in Band 11, Schiffs-Novellen Band 2, gemeinsam mit Der Stern des Heils, Wie ich als Schiffskoch fuhr, Drei Monate unter Japanischen Matrosen, Der schwedische Matrose, Japanische Matrosen (1895), Japanische Matrosen (1914), Auf der Kommandobrücke, Schwimmunterricht bei der kaiserlichen Marine, Fünf Wochen in der Heilsarmee, Die Seeschlange, Das Glück von Colonrock oder Der Seehund und die kluge Frau, Jochen der Taugenichts oder Matrosenliebe zu Wasser und zu Lande, Das Seegespenst und Ein seltsamer Schuß veröffentlicht.


Hintergrund

Bei dem Pilgerschiff dürfte es sich um die "Malacca" gehandelt haben, wie aus weiteren Erzählungen und Romanen, in den sich Kraft ebenfalls mit dieser Reise beschäftigte (Drei Monate unter japanischen Matrosen, Das zweite Gesicht, Der schwedische Matrose), hervorgeht. Die Erlebnisse können auf den Juli 1890 datiert werden. Den Aufenthalt im Deutschen Krankenhaus schildert Kraft auch in der Erzählung Der schwedische Matrose. Bei dem schwedischen Matrosen soll es sich um einen Reiseschriftsteller namens Harry O’Fyr gehandelt haben, der für den New Yorker Herald gearbeitet hat.[3]

Anmerkungen

  1. Walter Henle und Peter Richter: Unter den Augen der Sphinx. Leben und Werk Robert Krafts zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Leipzig und Wien: Edition Braatz & Mayrhofer, 2005, Seite 69 ff.
  2. Thomas Braatz: Robert Kraft. Farbig illustrierte Bibliographie. Leipzig & Wien, 2006, S. 105 ff.
  3. Walter Henle und Peter Richter: Unter den Augen der Sphinx. Leben und Werk Robert Krafts zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Leipzig und Wien: Edition Braatz & Mayrhofer, 2005, Seite 69 ff.