Der Gedanke an das Unendliche

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Zeichnung 1894
Ölgemälde 1920

Der Gedanke an das Unendliche ist ein Bild Sascha Schneiders. Der Künstler schuf es zunächst als Kartonzeichnung, mehr als zwanzig Jahre später dann in zweifacher Ausfertigung als Ölgemälde.

Geschichte[Bearbeiten]

1896 erschienen in der Verlagsbuchhandlung J. J. Weber in Leipzig erstmals die Zwölf Zeichnungen von Sascha Schneider als Heft 3 in der Neuen Reihe der Meisterwerke der Holzschneidekunst. Die zweite und die dritte Auflage erschienen – um sechs Bilder erweitert – im Jahr darauf; die vierte und letzte Auflage wurde 1900 herausgegeben.

In dieser Mappe war der Karton Der Gedanke an das Unendliche bereits enthalten. Nach Hansotto Hatzig[1] und Annelotte Range[2] ist die Zeichnung 1894 entstanden und gelangte in die Kunsthalle Hamburg. Der heutige Verbleib ist unbekannt.

Im Frühjahr 1920 bestellte Klara May, die Witwe Karl Mays, möglicherweise ein Ölgemälde dieses Motivs bei Sascha Schneider. Dieser schrieb nämlich am 9. Mai jenes Jahres in einem Brief an Frau May, in dem er von seinen Terminschwierigkeiten berichtete:

Jetzt ist es zu spät, um noch ein Bild anzufangen. Ich malte Ihnen sonst gern den "Gedanken an das Unendliche".[3]

Bald darauf kam Schneider dem Wunsch Klara Mays nach. Am 23. Juli schrieb er in einem Brief an sie:

Der Gedanke an das Unendliche ist fertig!! Bis auf eine Kleinigkeit, die ich erst in [ein] paar Tagen des Trocknens wegen machen kann. Und nun hoffe [ich], meine verehrte Freundin kommt einmal hierher und sieht sich das Bild an!? No hurry![4] Aber das Bild kann um so eher abgegeben werden. [...] Ich habe aber nichts anderes und noch dazu im Schweisse des Angesichts jetzt gearbeitet als nur diese beiden Bilder,[5] sie haben mich mehr Zeit gekostet als ich erst annahm. Never mind![6][7]

Am 30. Juli 1920 schickte Schneider die Rechnung darüber an Klara May:

So ungeschickt wie möglich! Was? Ich habe noch aber nie solche "Rechnungen" geschrieben. Es klingt so albern!
M. 3000 sind für Ihren Fackelträger.
M. 10 000 sind für den Gedanken a. d. Unendliche.
Ist es gut so? Hope it is![8]

Die gleiche Summe nennt Schneider auf einem einzelnen Blatt, das auf den selben Tag datiert ist:

Loschwitz 30/7/20
Für den Karl-May-Verlag habe ich zwei Kunstwerke[9] ausgeführt, die zusammen M. 13 000 (dreizehntausend) sich beziffern.
Prof. S. Schneider[10]

Auf einer Postkarte an Klara May meldete Sascha Schneider am 31. August:

"Gedanke ans Unendliche" ist ganz fertig, nur noch trocknen.[11]

Am 11. September äußerte er sich in einem Brief an dieselbe Empfängerin:

Und nun möchte ich Ihnen endlich das Bild, den Gedanken a. d. U. bringen, dazu habe ich immer Zeit, bringe es auch persönlich, damit nichts daran passiert. Ich telef[oniere] Ihnen den Tag noch vorher an.[12]

Dieses Vorhaben Schneiders wurde am 16. September in einem Brief an Klara May konkret formuliert:

Ist Ihnen folgendes recht: Ich bringe Ihnen das Bild am Sonnabend, d. 18ten vormittags, d. h. gegen 12 Uhr hinaus und bleibe über Mittag in Villa Shatt[erhand].[13]

Auf den 20. September ist ein weiterer Brief Sascha Schneiders an Klara May datiert, in dem es heißt:

Mit dem Rahmen bitte ich noch Geduld zu haben, da ich jetzt des Films wegen[14] hier anwesend sein muss.[15]
Der Gedanke an das Unendliche und Das Gefühl der Abhängigkeit in der Villa "Shatterhand"

Das Gemälde (Öl auf Leinwand) hat die ungefähren Maße 100 x 53 cm. Es kam nach Klara Mays Tod in den Besitz des Karl-May-Verlags. 1960 siedelte das Bild mit ihm nach Bamberg um und kehrte 1994 nach Radebeul zurück. Heute ist es Eigentum der Karl-May-Stiftung und im Empfangssalon der Villa "Shatterhand" zu sehen.

Eine weitere Fassung des Bildes als Ölgemälde wurde 1921 fertig gestellt. Den Plan dazu muss Schneider allerdings schon Ende 1920 gefasst haben, denn in einem Brief vom 12. Dezember 1920 an Klara May heißt es:

Den "Gedanken a. d. U." kann ich nochmal copieren, wenn ich das Bild[16] heil ins Haus bekomme.[17] Ich muss mich allerdings meines Schülers[18] bedienen, aber er kann schon sehr viel und ich mache das Essentielle. Ich brauche den Rahmen nicht mit dabei, nur das Bild. Vielleicht schicke ich den jungen Mann zu Ihnen, er mag es holen.[19]

Am 12. April 1921 meldete Sascha Schneider brieflich an Klara May:

Der Gedanke a. d. Unendliche für Burghagen ist vorgestern fertig geworden. Es hat so lange gedauert, weil ich selbst das Bild gemalt habe, damit Burghagens auch zufrieden seien, es ist so doch wertvoller. Sagen Sie mir, wann Sie es haben wollen.[20] In 8 Tagen ist es transportabel.[21]

Von einer Verzögerung ist auf einer Postkarte Klara Mays an Sascha Schneider vom 14. April zu lesen:

Das Bild kann noch bei Ihnen bleiben, da die Hochzeit noch sehr in Frage steht, wegen der Mittel für die Zukunft.[22]

Die nächste Erwähnung des Bildes innerhalb des Briefwechsels findet sich in Sascha Schneiders Brief an Klara May vom 12. Juli:

Ich habe gleich das Porträt für Burghagen[23] als erstes vorgenommen. Ich muss sagen, ich habe mich da nicht mit Ruhm bekleckert, obwohl ich mich mehr mit dieser Arbeit abgequält habe als Gott weiss was für einer Wand. Nun will ich den guten Burghagen nicht verstimmen. Wenn es Ihnen recht ist, so schenke ich ihm das Bild, das Sie ursprünglich für die ev[entuelle] Hochzeit bestimmt hatten, den "Gedanken a. d. Unendliche".[24]

Ein Missverständnis versuchte Schneider am 5. Dezember in einem Brief an Klara May zu klären:

Mit dem "Gedanken a. d. Udl." war es so: Sie sagten die Hochzeit Burghagen & Net[c]ke käme kaum mehr zustande. Weil nun mein Porträt des Verstorbenen[25] nicht nach meinem Wunsch wurde, so schenkte ich Burghagens, resp. dem Walter das Bild, da es ja ursprünglich als Geschenk für ihn bestimmt war. That's it![26][27]

Dieses Gemälde war 1967 noch Eigentum der Familie Burghagen in Radebeul.[28]

Motiv[Bearbeiten]

Die im Bild dargestellte Figur, auf die der Jüngling sich stützt, wird Sphinx genannt. Sie ist sowohl in der ägyptischen als auch in der griechischen Mythologie von Bedeutung.

Die Ägypter nannten die Sphingen "Hu". Die meisten als Sphinx bezeichneten Statuen stellen Könige oder Pharaonen als Götter dar, andere fungierten in liegender Form als Wächterfiguren vor Tempeleingängen.

Bei den Griechen galt die Sphinx als weiblicher Dämon der Zerstörung und des Unheils. Sie hielt sich auf einem Berg außerhalb von Theben auf und gab den vorbeikommenden Reisenden ein Rätsel auf. Diejenigen, die das Rätsel der Sphinx nicht lösen konnten, wurden von ihr erwürgt und gefressen.

Kritiken[Bearbeiten]

Hansotto Hatzig schreibt 1967 in seinem Beitrag zur Karl-May-Forschung zu dem Bild:

Den Menschen überkommt der "Gedanke an das Unendliche" [...], der an Kants "bestirnten Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir" denken läßt; ein Jüngling, an eine Sphinx gelehnt, schaut auf zu den Sternen; das Gefühl der Abhängigkeit beginnt zum Gefühl der Geborgenheit im göttlichen All zu werden und lenkt damit zu Christus.[29]

In der Dissertation von Annelotte Range heißt es zu Der Gedanke an das Unendliche:

Die Zeichnung durchbricht die im 19. Jahrhundert gültige Auffassung des Sphinx-Themas. Dargestellt ist ein in Seitenansicht gegebener, an eine Sphinx mit männlichem Kopf sich lehnender nackter Jüngling in Betrachtung des gestirnten Himmels. Das [...] tradierte konfliktbeladene Gegenüber von weiblicher Sphinx [...] und männlicher Gestalt [...] ist hier zugunsten eines einträchtigen, gleichgeschlechtlichen Nebeneinanders aufgehoben. Die Sphinx ist dem ins All versunkenem Jüngling ein Rückhalt, dem er sich vertrauensvoll überlassen kann.[30]
Karl May als Sphinx

Sonstiges[Bearbeiten]

  • Um 1897 schuf Sascha Schneider eine Radierung mit dem Titel Der Wanderer und die Sphinx. Da ist die Sphinx – der griechischen Mythologie entsprechend – weiblich dargestellt.[31]
  • 1904 entstand Sascha Schneiders Büste Karl May als Sphinx, die Motiv-Ähnlichkeiten zu Der Gedanke an das Unendliche aufweist.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Hatzig: Karl May und Sascha Schneider, S. 210.
  2. Range: Zwischen Max Klinger und Karl May, S. 37, Anm. 129
  3. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 389 f.
  4. Englisch: Keine Eile!
  5. Das andere Bild war eine Kopie des Gemäldes Lichtsieg für Otto Gottstein.
  6. Englisch: Macht nichts!
  7. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 395.
  8. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 397.
  9. Nämlich Der Gedanke an das Unendliche und Lichtsieg.
  10. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 397.
  11. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 398.
  12. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 399.
  13. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 400.
  14. Gemeint ist der Stummfilm Die Todeskarawane, an dem Schneider künstlerisch beratend mitwirkte.
  15. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 402.
  16. Gemeint ist Klara Mays Ölbild.
  17. Diese [...] 'Kopie' war für den Kaufmann Walter Burghagen (1891-1971) bestimmt; der Sohn des Radebeuler Seifenfabrikanten Carl Burghagen (1860-1939) und dessen Frau Mathilda, geb. Holzhausen (* 1862), wohnhaft Albertstraße 36 (heute Wichernstraße), ist bekannt geworden als U-Boot-Kommandant im Zweiten Weltkrieg.
  18. Vermutlich Lukas Hermann Peterich, der Sohn Paul Peterichs.
  19. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 403; dort auch die vorletzte Anmerkung.
  20. Wahrscheinlich wollte Klara May diese Kopie Walter Burghagen zur Hochzeit mit Marie Luise Netcke (1900-1987, Tochter von Franz Netcke) schenken. Beide hatten sich bei Klara May kennen gelernt. Von der Verlobung war bereits in Schneiders Brief vom 12. Dezember 1920 die Rede (vgl. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 40); die Hochzeit fand jedoch erst am 24. Januar 1922 statt.
  21. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 413.
  22. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 414.
  23. Die zweite Version des Gemäldes "Der Gedanke an das Unendliche". Schneider stattete hierbei die an der Sphinx angelehnte Jünglingsfigur (möglicherweise auch den Kopf der Sphinx) offenbar mit Zügen des am 10. 5. 1920 verstorbenen Rolf Burghagen aus [...]
  24. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 416; dort auch die vorige Anmerkung.
  25. Rolf Burghagen [...]
  26. Englisch: Das ist es!
  27. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 420 f.
  28. Hatzig: Karl May und Sascha Schneider, S. 216.
  29. Hatzig: Karl May und Sascha Schneider, S. 26 f.
  30. Range: Zwischen Max Klinger und Karl May, S. 37.
  31. Rolf Günther/Dr. Klaus Hoffmann: Sascha Schneider & Karl May — Eine Künstlerfreundschaft. Karl-May-Stiftung Radebeul 1989, S. 12. ISBN 3-910035-03-5

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

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