Der Weg zum Glück/Finale

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Der Weg zum Glück ist in mehrere unabhängige Handlungsstränge gegliedert, die sich im Laufe des Romans verbinden. Diese Seite beschäftigt sich mit dem Schluss. Die Handlung spielt nach allem bisher erzählten Geschehen und beginnt mit dem zehnten Kapitel auf Seite 2490.[1]

Zwölftes Capitel. Schluß.[Bearbeiten]

Vorspiel im Dorf und auf der Alm[Bearbeiten]

Elsbethen. Die Eltern Warschauer hungern. Durch Nachlässigkeit von Lenis Bankier haben sie schon seit Wochen deren Geld nicht mehr erhalten und Anton kümmert sich nicht um sie.

Da kommt ein Brief von Leni aus Wien mit 300 Gulden und der Aufforderung, sich neue Kleider zu kaufen und am Mittwoch unbedingt nach Scheibenbad zu kommen. Sie gehen sofort über die Grenze, denn

Da drüben, im Dorfe, in welchem die Leni früher beim Capellenbauer als Sennerin in Dienst gestanden hatte, gab es eine Nähterin und auch einen Schneider, welcher die schönsten Jacken machte weit und breit.[2]

Danach geht es noch ins Wirtshaus: Zweimal Bier macht sechzehn Pfennigen, die Cigarren kostet drei und zweimal Brod mit Wurst gilt vierzig. Das giebt zusammen neunundfünfzig.

Während sie noch da sitzen, erscheint ein vornehmer Herr – Graf Senftenberg – und erkundigt sich nach Leni, die seiner Meinung nach hier sein müsste. Da gerade auch der Kapellenbauer kommt, verweist die Kellnerin den Herrn an ihn. Auch die Warschauers werden dazugebeten und erzählen voll Dankbarkeit von den dreihundert Gulden und der Einladung. Der Bauer hat ebenfalls eine erhalten, traut ihr aber nicht, weil es nicht Lenis Schrift ist. Er muss jedoch zugeben, dass sich niemand einen Scherz erlauben und dabei dreihundert Gulden verschenken wird. Die Warschauer werden eingeladen, beim Bauern zu bleiben, und der feine Herr möchte auf der Alm übernachten. Eigentlich sei er Landwirt und besitze selbst mehrere Almen in Tirol und auch in Siebenbürgen.

"Und wo wohnens denn?"
"Bald in Oesterreich, bald in Bayern, bald in Rußland auf meinen Besitzungen."
[...]
"Almen, große Weiden, Rittergüter, Schlösser, einige Paläste in verschiedenen Residenzen und so weiter."[3]

Er gibt dem Bauern seine Karte. Der kann es kaum fassen, dass so ein reicher Herr, ein Graf gar, Lenis wegen in seiner Sennhütte schlafen will. Da muss er schnell der Sennerin Bescheid geben. Er jodelt zur Alm hinauf, bekommt Antwort und fährt fort:

"Machs in der Hütten fein und schön;
Du wirst bald einen Fremden sehn!"

Die Antwort folgt sofort:

"Laß ihn nur immer aufi steigen;
Bald werd ich ihm das Stadel zeigen."
[4]

Wieder trauert der Bauer Leni nach, die ganz anders geantwortet haben würde; mit ihr zu stanzeln sei eine Freude gewesen.

Auch ein anderer singt die Sennerin an, doch die reagiert nicht. Da steht eine andere auf, die bei ihr saß, und tritt vor:

"Jetzt geh nur gleich eini
Du sakrischer Bu!
Deine Großmutter giebt Dir Zucker
Und ein Schmatzrl dazu."
Das klang so mächtig und doch so zart, hell und klar. Der Bauer sprang auf, als sei er elektrisirt worden.
"Sapperment! Was ist das für eine Stimme!" rief er aus. "Auch in den Worten liegt gleich eine Schneid. Er soll seine Großmutter küssen, anstatt die Sennerin. So was konnt nur Leni früher machen. Wer mag das Dirndl sein!"[5]

Er fragt nach ihrem Namen, sie antwortet, er solle die Augen öffnen – und lässt einen Jodler hören, wie er hier in diesem Theile der Welt noch niemals gehört worden war. Es ist Leni selbst.

Leni mit dem Grafen auf der Alm

Der Bauer und der Graf steigen zur Alm hinauf, denn der Bauer möchte Leni hinunter bitten. Unterwegs fragt er den Grafen, ob Leni einen Schatz habe. Der fragt zurück, was er darunter verstehe, und der Kapellenbauer antwortet:

"Ja, bei denen feinen Leutln heißt eben Alles anderst. Da heißt ein Wagen eine Chaise, ein Schreiber ein Actuar, und ein Spitzbub ist ein Politikus. Wir aber sagens, wie es ist. Einen Schatz nennen wir denjenigen Buben, der zu seinem Dirndl ans Fenster darf."[6]

Er sorgt sich sehr um Lenis Glück und gibt nicht eher Ruhe, als bis der Graf sich eindeutig erklärt hat. Nun erst kann er akzeptieren, dass der Graf Leni überraschen und alleine mit ihr sprechen möchte. So geht zunächst nur der Bauer zur Hütte, während der Graf außer Sichtweise wartet und erst nach des Bauern Rückkehr ganz hochsteigt. Als Leni ihn sieht, breitete sie die Arme aus.

"Arnim - -!"
Es war, als ob sie sich auf ihn werfen wolle. Da aber sanken die Arme wieder herab, und eine glühende Röthe überzog ihr Gesicht.
"Graf, Sie!" hauchte sie.[7]

Dennoch ist es nun nicht mehr schwierig für die beiden, zueinander zu finden. Leni bittet Arnim jedoch, dies Antons wegen noch geheim zu halten: ihm möchte sie eine Lehre erteilen, um ihn auf die rechte Bahn und zu seinen Eltern zurückzuführen.

Überleitung in Scheibenbad[Bearbeiten]

In Scheibenbad steht das Festcommitée auf dem Bahnsteig, begrüßt fremde Berichterstatter, Dichter, Komponisten, Theateragenten und -direktoren, und wartet vergeblich auf den König, der längst schon unerkannt da ist. Etwas weiter steht in bester Salon-Gala der Wurzelsepp und empfängt den Pfarrer, den Kapellenbauer und die Eltern Warschauer, Madame Qualèche und schließlich Franza von Stauffen, die jetzt erst erfährt, was gefeiert wird: Einweihung des neuen, von Rudolf Sandau erbauten Theaters mit Welturaufführung der von Max Walther geschriebenen und vom Fex komponierten Oper Götterliebe mit Criquolini und Ubertinka in den Hauptrollen, Dekoration des Stücks und Wandgemälde des Hauses vom Johannes Weise.

Leni war in einfacher Dienstmädchenkleidung auf dem Bahnsteig und hat dann ihre ehemalige Lehrerin in die Mühlenvilla gebracht. Auf dem Rückweg begegnet sie Anton, der zur Mühle will und ihr vorhält, noch nicht einmal eine Stellung als Dienstmädchen halten zu können. Bei der Mühle begegnet er dann Graf Senftenberg.

"Graf Senftenberg!" rief er aus.
"Ach! Signor Criquolini!"
"Was thun Sie hier?"
"Sommerfrische mit meiner Braut."
"Sind Sie denn verlobt?"
"Ja, doch erst seit einigen Tagen."
"Mit wem? Aristokratin?"
"Ja, Aristokratin der Kunst."
"Da warne ich Sie. Sein Sie vorsichtig!"
"Pah! Eine Tänzerin Valeska ist sie nicht. Die Meine maust nicht wie die Ihrige. Adieu!"
Der Graf trat wieder in das Haus zurück. Darum ging Anton nicht hinein, sondern er kehrte um und ging mißmuthig nach der Stadt zurück.
Später mußte er zur Generalprobe, bei welcher alle Theilhaber versammelt waren.
Eigenthümlicher Weise hatten die Sänger die Trägerin der Hauptrolle noch gar nicht gesehen. Sie war noch nicht da. Heut aber sollte sie kommen und während der Hauptprobe ihre Rolle singen. Diese Rolle war bisher von einer unbeschäftigten Sängerin stellvertretend übernommen worden, wofür dieselbe ein Honorar erhielt.[8]

Fex, der selbst dirigiert, beginnt, ohne dass jemand Leni zu sehen bekam. Später hört man sie vom zweiten Rang herab verborgen ihre Partien singen.

Unterdessen kommt ein missmutiger Sepp zu Milda, die noch immer nach den von Sandaus sucht. Bei Milda sitzt ihr Bruder Max. Mit Sepp, meint er, sei heute nicht zu reden.

"Eben darum, weil ich mich über den heutigen Tag ärgere. Er wird mich um Alles bringen, was mich bisher erfreut hat."
"Wie meinst Du das denn?"
"Ja schaut, das ist so: Heut kommen hier alle Bekannten zusammen. Wann man die anschaut, so sind sie Alle fertig. Es giebt weder für sie noch an ihnen mehr etwas zu thun. Und doch ists stets meine größte Freud gewest, wann ich mich hab mit denen Leutln beschäftigen konnt. Jetzt haben sich die Paare zusammenfunden und werden sich heut zeigen. Wie oft bin ich zum Vertrauten macht worden! Wie viele Geheimnissen hab ich bewahren mußt! Das ist nun aus. Ein einzigs Geheimniß hab ich noch; aber auch das muß heraus. Ich kann dera Fräulein Milda ihr Gesicht nicht mehr anschauen."[9]

Er nimmt beiden das Versprechen ab, nicht vor Ende der Vorstellung davon Gebrauch zu machen und berichtet ihnen dann, dass Rudolf und seine Mutter die von Milda gesuchten von Sandaus sind.

Bei der Aufführung am Abend sind die vorderen Reihen reserviert: Sepp, der Kapellenbauer mit Pfarrer und den Eltern des Krikelanton und der Finkenheiner mit seiner Frau nehmen dort Platz, seine Tochter Liesbeth folgt mit ihrem Mann, dem Müllerhelm, und hinter ihnen die alte Barbara, dann zwei ausgesprochene Schönheiten, nämlich Paula Kellermann und die einstige Silbermartha, ganz einfach gekleidet, aber dennoch aller Blicke auf sich ziehend.

Von der anderen Seite erscheinen der Feuerbalzer mit seiner Frau, die Feuerbalzerin mit der Hohenwalder Wirtin, der Kerybauer aus Slowitz mit Frau und ihre Tochter Gisela mit Mann. Dessen Mutter und seine Schwester Hanna mit ihrem jetzigen Manne, dem Höhlenbauers Stephan, schließen sich ihnen an.

Fritz Hiller, der jetzige Kronenbauer aus Kapellendorf mit seiner Frau Martha, der Förstersnichte, der Commerzienrath von Hamberger aus Wien, welcher die Frau Salzmann führt und die dicke Dame Qualèche, gefolgt vom Trio "Wenzelei" vervollständigen den Reigen, denn Milda von Alberg mit der Frau Bürgermeister Holberg, Rudolf von Sandaus Mutter und die Italienerin Anita sitzen bereits in den Proszeniums- und Fremdenlogen und die anderen sind in der einen oder anderen Weise an der Aufführung beteiligt.

Aufführung im Theater[Bearbeiten]

Die Aufführung beginnt wieder "ohne" Leni, sie war zwar längst schon in ihrer Garderobe, ließ sich aber nicht sehen. Auch der König ist nicht zu sehen, er lauscht der Ouvertüre hinter geschlossenem Vorhang. Die Handlung ist sehr einfach:

Odyn, der Allesbeherrscher, saß auf seinem Throne. Vor ihm waren die Götter versammelt. Heimdall, der Lichte, forderte die Hand der Schönsten von ihm, die Hand Freya's. Odyn verweigerte sie ihm und erklärte, daß sie für Od bestimmt sei.
[...] Heimdall pries die Unvergleichliche und sagte Od, daß er vor ihrer himmlischen Schönheit förmlich erschrecken werde.
[...]
Freya, die schöne, herrliche Göttin der Liebe, wird von Od, ihrem Gemahle, schändlich verlassen. Sie fühlt sich namenlos unglücklich darüber und irrt an den Enden des Himmels umher, trauernd und klagend, bis ihr Heimdall, der Herrliche, erscheint und mit seiner Liebe ihr ein größeres Glück bringt, als sie vorher besessen hatte.[10]

Dass Freya von Leni gespielt wird und Od von Anton, darf wohl als Idealbesetzung betrachtet werden und Lenis Versteckspiel sogar zur Rolle passend:

In einem Recitativ gab Od zu verstehen, daß keine Schönheit ihn erschrecken könne und noch während er dies behauptete, fuhr er doch aufs Höchste erschrocken zurück, nicht etwa, weil das in seiner Rolle lag, sondern aus wirklichem Schreck.
Freya erschien nämlich, und er erkannte natürlich die Leni.

Sie schreitet an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten und beginnt ihre Arie.

Ihr Auftreten rief, noch ehe sie die Lippen geöffnet hatte, eine rund um sich greifende Bewegung im Publikum hervor. Und mit vollem Rechte. Eine solche Erscheinung war wohl noch nie auf den Brettern gesehen worden.
[...]
Wie sie so dastand, war sie wirklich eine göttergleiche Erscheinung, deren Augen ebenso wie die Demanten durch den Raum blitzten, stolz, selbstbewußt und doch so freundlich mild."
Ein Sturm des Beifalles rauschte durch den Zuschauerraum. Selbst der König erhob sich für einen Augenblick, von ihrer packenden Schönheit überrascht."[11]

Anton aber ist geschockt: er muss erkennen, wen er da abgewiesen hat.

Schon nach diesem Akt hat Leni fünf Vorhänge, danach tritt Anton ihr in den Weg. Sie macht es kurz, aber bestimmt:

"Mögen Sie geahnt oder nichts geahnt haben, Ihr Verhalten war ein gemeines, ein niederträchtiges!"
"Nicht so, Leni, nicht so! Ich fühle, daß ich Dir Unrecht that. Aber ich fühle auch, daß ich Dich trotz Allem heut noch liebe, heiß und unsagbar liebe. Diese Liebe ist, als ich Dich vorhin sah, von Neuem erwacht und riesengroß wie ein Flammenbrand in mir emporgewachsen. Sie muß mich verzehren, wenn Du unversöhnlich bleibst."
"Liebe? Was nennen Sie Liebe? Die Ihrige ist kein reines, keusches, läuterndes Feuer, sondern ein rußender, qualmender und erstickender Pechqualm, vor welchem man sich hüten muß. Wir haben unsere Rollen zu singen und zu spielen, sonst aber kennen wir uns nicht!"
"Leni, ich erkläre Dir, daß - - -"
Er wollte vor ihr niedersinken.
"Halt, keine Scene!" unterbrach sie ihn. "Sie können nie bei mir Erhörung finden, nie, nie, nie! Merken Sie sich das, und denken Sie an den Carnevalsabend in Wien, an welchem Sie mit Ihrer Valeska in der verschlossenen Loge saßen und über mich spotteten! Sie Beide waren einander werth. Die Tänzerin sitzt im Zuchthause, die Tänzerin, die den Einbrecher liebte und Sie nur zum Narren hielt, und Ihre Zukunft, welche wird es sein, wenn Sie sich nicht ändern? Mir graut vor Ihnen und vor ihr!"

Anton begreift zwar, was er von sich gestoßen hat, kommt aber noch nicht zur Selbterkenntnis.

Die Aufführung ist ein Genuss für jeden, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau: kann Graf Senftenberg sich ganz dem Kunstgenuss hingeben und der Freude darüber, dass die beste der Actricen die Seine ist, ohne dass er sich Gedanken über die Handlung machen muss, so haben die Warschauers zwar vom Pfarrer erklärt bekommen, dass da die alte germanische Götterwelt auf der Bühne nachgespielt wird, die Handlung nehmen sie aber doch für bare Münze:

"Was! So sind sie nun richtig Mann und Frau worden?"
"Natürlich."
"So könnens doch gar nie wieder von einander gehen, wanns so ist!"
"Nein. Geschieden werdens nicht, dazu werdens wohl keine Dispensionen bekommen. Und wenn er sie dennoch fortjagt, so wird ihn das Gericht zwingen, daß er ihr das Kostgeld bezahlt."
"So begreif ich gar nicht, daß der talkete Bub sich das gar nicht überlegt!"
"Weißt, er ist noch zu jung und zu hitzig. Wann wir ein verständiges Wort mit ihm reden, wird er sie wieder zu sich nehmen. Das arme Schlankerl kann mir leid thun, die Leni! So jung, so schön, so gut und brav und doch schon verstoßen!"
"Und dazu so rasch! Vor einer halben Stund ist sie seine Frau worden, und schon steckt er sie zur Thür hinaus!"[12]

Im dritten Akt sitzt Freya am Rand der Welt zwischen einsamen, wirren Felsenbrocken am Meeresstrand. Heimdall findet sie dort, sie klagt ihm ihr Leid. Er verspricht, sie zu rächen. Die Götter kommen übers Meer, auf Odyns Frage erläutert Heimdall die Situation und fordert Od zum Kampf für und um Freya. Odyn stimmt zu, Od unterliegt und überlebt nur, weil T[h]or den Hammer zwischen die Kämpfenden schleudert: es sei genug, ein Gott dürfe nicht sterben. Freya wird Heimdall zugesprochen.

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Die Oper endet mit

"Nun wird es wieder licht um mich
Nach langer, grabesdunkler Nacht;
Die Liebe strahlt um mich und Dich,
Und tausend Sonnen sind erwacht!"
[13]

– und Lenis Blick geht zu Graf Senftenberg.

Nach wiederholtem Beifall für alle Darsteller, besonders aber für Leni, die schon in Kränzen und Blumen förmlich waden kann, werden auch Komponist und Dichter, Maler und Architekt auf die Bühne gerufen.

Sie verbeugten sich und wollten abtreten. Da wurde gerufen:
"Da bleiben! Kränze her! Lorbeeren für die Künstler."
"Lorbeeren, Kränze, Kränze!" stimmten Alle ein.
Da traten vier weißgekleidete, schöne Frauengestalten aus den Coulissen, die Geliebten der vier Künstler, welche Letztere die Kränze in Empfang nahmen, der Fex von seiner Paula, Max Walther von der Silbermartha, Baumeister Rudolf v. Sandau von Milda v. Alberg und der glückstrahlende Elephantenhanns von der schönen Italienerin Anita.
Von diesem Arrangement hatten die Empfänger nichts gewußt. Das gab einen Jubel auf der Bühne und im Publikum, der gar kein Ende nehmen wollte, bis der Maschinist sich weigerte, den Vorhang wieder zu heben.[14]

Nachspiel im Theater[Bearbeiten]

Nach der Aufführung bleiben die geladenen Gäste sitzen, der Direktor verkündet:

"Seine Königliche Majestät haben allergnädigst geruht zu befehlen, daß für die noch anwesenden Herrschaften ein kleiner, intimer Festball arrangirt werde.
Es ist dabei Wunsch Seiner Königlichen Majestät, daß die herkömmlichen Standesschranken fallen und ein herzliches, freundliches Einvernehmen zwischen allen Damen und Herren erzielt werde.
Ballkarten sind von der Logenschließerin in Empfang zu nehmen.
Für die anzurichtende Festtafel ist keine Bestimmung über die Reihenfolge der Plätze getroffen. Herr Joseph Brendel, genannt der Wurzelsepp, wird präsitiren. Die anderen Herrschaften können sich nach Wunsch plaziren. Toaste sind natürlich erbeten und gern gestattet. Weinkarten liegen auf, damit ein Jeder beliebige Wahl treffen könne und ist überhaupt gewünscht, daß Jedermann sich nach eigenem Gusto bewegen und vergnügen möge!"
Diese Bekanntmachung, von welcher nur Wenige vorher gewußt hatten, wurde sowohl im Parket als auch hinter dem Vorhange mit Jubel aufgenommen.[15]

Sepp führt die Eltern Warschauer in einen anderen Raum, um, wie er sagt, ihnen Anton dorthin zu bringen. Dieser fordert von Leni einen Tanz, den sie ihm verweigert. Er droht, sie weist das natürlich zurück. Dennoch trägt sie für den zweiten Tanz "Warschauer" in ihre Karte ein. Nach der von Sepp und Leni angeführten Polonaise kommt Anton zu Leni, die ihm jedoch nochmals jeden Tanz abschlägt: "Warschauer" gelte einem anderen, nicht ihm. "Da kommt er schon!"

Auf ihren Wink hin hatte Sepp Antons Vater geschickt, der sich trotz allem freut, seinen Sohn zu sehen und dem Anton nun auch nicht weiter aus dem Weg gehen kann. Von Angesicht zu Angesicht bricht doch noch etwas von der früher so großen Kindesliebe durch, Anton wird allmählich die Verwerflichkeit seines Verhaltens bewusst.

Da aber sieht er Leni mit ihrem Grafen tanzen, unterbricht das Gespräch und tritt dem Paar auf der Tanzfläche in den Weg.

Unterdessen hat Rudolf seine Milda gefunden, die jedoch unglücklich ist. Sie enthüllt ihm, dass sie um sein Geheimnis weiß, seinen Edelmut auch schätzt und anerkennt, doch

Hätte ich einem Fremden Alles geben müssen, so wäre es mir doch erlaubt gewesen, Ihnen zu gehören. Der bürgerliche Baumeister hätte mich geliebt und über den Makel meines Namens weggesehen. Der Baron aber, der Sie sind, kann das nicht. Wir müssen unsere Liebe begraben, und ich kann nichts thun, als in Verborgenheit zu verschwinden.

Sie diskutieren hart und verbissen über mehrere Seiten …

[...]
"Was ist alles Andere gegen eine große, wahre, wirkliche Liebe. Sagt nicht die heilige Schrift, daß die Liebe Alles verträgt, Alles glaubt, Alles hofft, Alles duldet und auch Alles überwindet? Und die Deinige will nichts, gar nichts hoffen und überwinden."
[...]

... ehe Milda endlich bereit ist, mehr ihrer Liebe zu folgen als ihren Bedenken. Als sie in enger Umarmung im Garten stehen, kommt auch das königliche Placet:

"Seine Hand lag auf Deinem Scheitel. Du besitzest den Segen unseres Königs; er ist die Gewähr, daß unser Glück kein Ende nehmen wird."[16][17]

Sie gehen hinein zu Rudolphs Mutter, die glücklich die vorher schon so innig geliebte, jetzt aber neu gewonnene "Tochter" in die Arme schließt.

Anton war Leni und Graf Senftenberg in den Weg getreten. Sie erinnern an Valeska, verweigern ihm Extratour und Satisfaktion und weisen erneut auf die Polizei hin, um ihn von Gewalttätigkeiten abzuhalten. Schließlich erfährt er, dass sie miteinander verlobt sind; das lässt ihn zusammenbrechen. Er stürzt von der Tanzfläche weg an seinen Eltern vorbei in seine Garderobe, wo er sich einschließt. Leni schickt ihm seine Mutter nach, die solange klopft und endlich droht, "alle Andern herbeizurufen und einen Spektakel zu machen", bis er sie einlässt. Nach einer langen Beichte besinnt er sich langsam wieder auf seine gute Erziehung.

Anton leistet Abbitte und Leni schenkt ihm einen Tanz

Er schenkt seinen Eltern die sechzigtausend Gulden, die von den hunderttausend noch übrig sind, die er in den USA erhalten hatte – vierzigtausend hat er in Wien durchgebracht – er habe noch genug Gold in der Tasche für die nächste Zeit, bekäme auch für den Abend noch ein gutes Honorar und könne jederzeit ein Engagement annehmen. Schließlich entschuldigt sich Anton sogar bei Leni und dem Grafen und erhält Vergebung.

Es wird zu Tisch gebeten, Sepp bringt den ersten Toast aus, natürlich auf Seine Majestät. Diesem folgen noch viele weitere, dann wird getanzt bis in den Morgen:

"So einen Tag des Glückes haben wir noch nicht erlebt. Wir haben ihn unserm König zu danken. Frömmigkeit, Fleiß, Liebe und Treue, Treue vor allen Dingen dem Heerde, der Familie, dem Vaterlande und dem Herrscher, das ist der einzige und wahre Weg zum Glück!" - -[18]

Der Schluss vom Schluss[Bearbeiten]

Jahre sind vergangen, man schreibt den Juni 1886. Nahe Kaiserin Sis[s]is Heimatort Possenhofen haben sich in Feldafing am Starnberger See Anita und Marga angefreundet. Marga Siebers stammt aus Hannover, ihre Eltern sind vor einem halben Jahr gestorben. Marga empfiehlt ihr ein privates Zimmmer auf der anderen Seeseite, man könne dann leicht hin- und herrudern (lassen) und sich täglich sehen. Das Haus gehöre einem berühmten Sänger – eine Bemerkung, die Marga offenbar berührt, doch kann sie mit "Warschauer" so wenig anfangen wie mit "Krikelanton".

"Dann ist er mit der berühmten Mureni verlobt gewesen, sie aber hat die Verlobung wieder aufgehoben und lieber einen Grafen geheirathet, weil der Anton so lüderlich gewesen ist. Er hat ein Heidengeld verdient und doch seine Eltern fast verhungern lassen. Dann aber hat ihn das Gewissen geschlagen, und er ist ganz plötzlich ein anderer Mensch geworden. Er hat da drüben das Grundstück gekauft und das Haus darauf bauen lassen. Dann hat er es einem früheren Knecht aus seinem Heimathsdorfe, einem blutarmen Teufel, eben dem Tobias, zu einem Spottpreise verpachtet und seine Eltern kommen lassen, die nun darin wohnen, wie der Fink im Hanfsaamen. So oft er Zeit gewinnt, kommt er herbei, um die Eltern zu besuchen. Er soll jetzt ein wahres Muster geworden sein."[19] erzählt Anita.

Von den Eltern Warschauer erfährt sie, nachdem sie sich eingemietet hat, dass Anton sich Antoni nennt – und den kennt sie, nach ihrem Erröten zu schließen, durchaus! Ebenso scheint sie die Rosen sehr gut zu kennen und die Schleife, die Anton aus Hannover schickte – sie findet ihre Ruhe erst wieder, als alle in den Garten gehen.

Da sehen sie dann den Sepp herbeiwanken. Antons Mutter mag es kaum glauben, denn Sepp ginge viel kräftiger und aufrechter. Doch es ist Sepp, er ist schwer krank: Da man ihn nicht zum König ließ, war er über eine Woche lang um Hohenschwangau gelaufen und hatte bei jedem Wetter ohne Schutz im Freien genächtigt, was, wie der Arzt später sagen sollte, eine [a]ußerordentliche Gemüthsaufregung und körperliche Anstrengung, dazu eine vernachlässigte Lungenentzündung, welche hochgradig auftritt hervorrief. Sepp selbst weiß, dass er sterben wird, wie auch sein König. Deshalb will er auch keinesfalls bleiben, sondern unbedingt weiter nach Schloß Berg, wohin man den König bringe. Dieser, so sagt er, könne ja gar nicht überleben: man wolle ihn für verrückt erklären,[20] doch damit könne er nicht leben, besser tot als irr! Deshalb will Sepp unbedingt nach Berg - und einen Arzt will er erst recht nicht...

Marga, mit der er sich im Sommer zuvor angefreundet hatte, gelingt es schließlich, ihn zum Bleiben zu bewegen: er lässt sich zu Bett bringen, sogar ein Arzt darf kommen.

"[...] Ich hoffe sehr wenig. Es ist zwar möglich, daß seine ursprüngliche, kräftige Natur die Krisis übersteht, wahrscheinlich aber ist, daß er stirbt. Wenn der Patient Verwandte hat, so benachrichtigen Sie dieselben davon. Ich werde am Abende wiederkommen und auch in der Nacht einmal."

Anita lässt sich übersetzen und erzählt Johannes, was geschehen war – er hat alle Adressen und telegraphiert umgehend:

'Sofort kommen. Der Sepp stirbt'
an die Adressen von Leni, dem Fex, Max Walther und Rudolph von Sandau auf. Sodann ließ er sich selbst überfahren, um nach dem Kranken zu sehen.
In den letzten Jahren waren der Sepp und der Krickelanton keine guten Freunde gewesen, aber als die Eltern des Letzteren hörten, daß telegraphirt worden sei, sandten auch sie eine Depesche an ihren Sohn ab.[21]

Leni und ihr Graf sind die ersten, die eintreffen; Leni betritt die Stube kurz bevor Sepp erwacht. Er bittet Marga, an Leni zu telegraphieren und diktiert ihr den Text. Da tritt Leni [u]nter strömenden Thränen, aber ohne einen Laut von sich zu geben, [...] an das Kopfende des Bettes und legt [...] ihm von oben her ihre beiden Hände an die Wangen.

"Ist noch Jemand da?" fragte er erstaunt. "Wer ist's? Wart, ich werds gleich wissen."
Er schloß die Augen. Ein glückseliges Lächeln verklärte seine Züge mehr und mehr. Er ergriff die beiden Hände und sagte, ohne die Besitzerin derselben gesehen zu haben:
"So braucht also die Depeschen gar nicht fortgeschickt zu werden. Wie machst mich doch so glücklich, daßt kommen bist, meine Herzensleni. Komm' herbei und lass' mich in Deine Augen schauen!"[22]

Er zeigt ihr auch eine verlötete Blechdose mit seinem Testament; er sei keineswegs so arm gewesen, wie man immer gedacht habe, auch nicht nur Wurzelsammler sei er gewesen, er habe auch noch manches andre gemacht, wozu sonst ganz andere gerufen würden. Erst habe er für Leni sorgen wollen, da sie aber nun Gräfin und selbst reich sei, möge sie das Geld gemäß seiner Intentionen für Wohltaten verwenden.

Sie wechselt sich mit Marga am Krankenbett ab. Als Anton abends kommt, freut sich Sepp, dass auch dieser ihm wieder gut ist. Anton hat Nachricht vom König:

"In Schloß Berg."
"Also schon hier?"
"Ja."
"Seit wann?"
"Seit heut."
"Ist er frei?"
"Scheinbar. Doctor von Gudden ist bei ihm."
"Ein Irrenarzt?"
"Ja. Und heimlich wird er natürlich bewacht."
"Was ist heut für ein Tag?"
"Der zwölfte Juni."[23]

Seine Gedenktafel hat Sepp gesehen, er beschreibt sie Leni. Da solle auch seine Zither hängen, von Veilchen umkränzt. Vorher aber möchte er sie noch einmal hören. Und Leni möge mit Anton dazu singen, 'Schlaf in Ruh', zweistimmig.

Walther spielt, Leni und Anton singen; während des Liedes schläft Sepp ein. Danach weist Leni Anton zurecht, weil er jeder ernsten Beziehung aus dem Weg gehe; sie will ihn und Marga doch noch zusammenzubringen.

Sepp hat eine sehr unruhige Nacht und einen ebensolchen Pfingstsonntag, erst abends beruhigt er sich, wird dann aber von einem großen Schrecken hochgerissen: er habe 'in sich hineingesehen' und da gesehen, wie der König ins Wasser gehe und ertrinke, man müsse unbedingt jemanden nach Berg schicken und den König warnen.

"Wann er nur weiß, daß er nicht ins Wassern soll; dann ist Alles gut."
Sie ging hinaus und kam nach längerer Zeit wieder und berichtete, daß Tobias fort sei.[24]

Doch Sepp findet keine Ruhe, er sieht den König in Gefahr. Da schallt von draußen der Ruf eines Vorbeifahrenden herein, der König werde gesucht, er sei vom Schloss zum Wasser gegangen. Nun wird Sepp von einer schweren Aufregung erfasst. Leni will ihn wieder hinlegen, doch

Er riß sich los, sprang an das Fenster, streckte den Arm aus und schrie mit der letzten Kraft seiner todteskranken Lunge, indem er auf das Wasser deutete:
"Hilfe, Hilfe, Hilfe! Dera König muß ertrinken! Dort geht er in das Wassern! Zieht ihn heraus, schnell, schnell!"

Er bricht zusammen und wird ins Bett gebracht. Alle, die ihn gehört hatten, kommen herein.

Nach einer Weile öffnete er die Augen und sah sich mit hellem, klarem Blicke im Kreise um.
"Da seid Ihr ja Alle," sagte er. "Wollt Ihr Abschied nehmen vom alten Wurzelsepp? Das ist recht. Mein König ist todt, und so bleib ich auch nicht hier. Sendet zum geistlichen Herrn, damit ich die heilige Wegzehrung erhalte und ihm meine Sünden beichten kann. Noch zwei Stunden sind mir vergönnt, dann steig ich zu meinem Herrgott auf."[25]

Alle nehmen Abschied, Sepp erhält die Sterbesakramente und stirbt – wie er es gesagt hatte – nach zwei Stunden. Doch durch sein Testament wirkt er weiter:

Gar Manchem, der nicht weiß, woher die Hilfe aus schwerer Noth kommt, zeigt Sepp noch nach seinem Tode durch die Hand der mild- und wohlthätigen Leni
den
"Weg zum Glück."[26]

Sonstiges[Bearbeiten]

Titelbild des KMV

Der KMV hat die Handlungsstränge später zerrissen, bearbeitet und in eigene Bände gepackt; Der Silberbauer (GW67) enthält auch den Tod des Wurzelsepp.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Der Weg zum Glück – Höchst interessante Begebenheiten aus dem Leben und Wirken des Königs Ludwig II. von Baiern. Erstausgabe Verlag H. G. Münchmeyer Juli 1886 bis August 1888. (Onlinefassung)
  2. May: Weg zum Glück, S. 2497. (Onlinefassung)
  3. May: Weg zum Glück, S. 2509. (Onlinefassung)
  4. May: Weg zum Glück, S. 2510. (Onlinefassung)
  5. May: Weg zum Glück, S. 2511. (Onlinefassung)
  6. May: Weg zum Glück, S. 2515. (Onlinefassung)
  7. May: Weg zum Glück, S. 2520. (Onlinefassung)
  8. May: Weg zum Glück, S. 2536. (Onlinefassung)
  9. May: Weg zum Glück, S. 2539. (Onlinefassung)
  10. May: Weg zum Glück, S. 2544 f. (Onlinefassung)
  11. May: Weg zum Glück, S. 2545. (Onlinefassung)
  12. May: Weg zum Glück, S. 2549. (Onlinefassung)
  13. May: Weg zum Glück, S. 2550. (Onlinefassung)
  14. May: Weg zum Glück, S. 2551. (Onlinefassung)
  15. May: Weg zum Glück, S. 2551 f. (Onlinefassung)
  16. May: Weg zum Glück, S. 2556-2561. (Onlinefassung)
  17. Karl May widerspricht sich hier selbst, indem er die Reihenfolge der Personen bei der Aufdeckung der Geheimnisse Albergs durcheinanderbringt. Doch zwischen Lieferung 33 bis 69 und 107 lagen 74 bzw. 38 Wochen, in denen er Fortsetzung um Fortsetzung schrieb, daneben auch noch anderes, ohne auch nur die Zeit zu Korrekturen zu haben. Daraus resultieren wohl auch die unterschiedlichen Schreibweisen Li(e)sbeth und Rudolf/Rudolph sowie Commissar/Kommissar etc.
  18. May: Weg zum Glück, S. 2576. (Onlinefassung)
  19. May: Weg zum Glück, S. 2582. (Onlinefassung)
  20. Es ist heute unbestritten, dass das Gutachten der vier Ärzte – die den König nie untersucht hatten – ein reines Gefälligkeitsgutachten für die an einem Herrscherwechsel interessierte bayrische Regierung in München war. Nach neuem Quellenstudium diagnostiziert der Psychiater Professor Heinz Häfner: Der Märchenkönig war bausüchtig, aber keineswegs verrückt. Ärzte Zeitung, 28.06.2004, hier online [18.10.2010].
  21. May: Weg zum Glück, S. 2593. (Onlinefassung)
  22. May: Weg zum Glück, S. 2596. (Onlinefassung)
  23. May: Weg zum Glück, S. 2599. (Onlinefassung)
  24. May: Weg zum Glück, S. 2614. (Onlinefassung)
  25. May: Weg zum Glück, S. 2615. (Onlinefassung)
  26. May: Weg zum Glück, S. 2615. (Onlinefassung)

siehe auch[Bearbeiten]