Detektiv Nobody's Erlebnisse und Reiseabenteuer

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"Nobody" von Zdenek Burian

Detektiv Nobody's Erlebnisse und Reiseabenteuer. Nach seinen Tagebüchern bearbeitet. ist ein Kolportageroman von Robert Kraft, der ab 1904 (I. Serie) bzw. ab 1906 (II. Serie) im Verlag H. G. Münchmeyer erschien.

Abhängig von der Auflage war ein Hinweis enthalten, dass Robert Kraft nur der Bearbeiter der Tagebücher sei, oder nur auf angebliche Tagebücher als Textgrundlage verwiesen.

Die Illustrationen stammten von Adolf Wald.

Die I. Serie umfasst 60 Lieferungen bzw. 6 Bände, die II. Serie 50 Lieferungen bzw. 5 Bände. Alle Bände sind durchgehend numeriert von I bis XI. Ursprünglich sollte die I. Serie vermutlich ebenfalls nur 50 Lieferungen umfassen, wie am aufgedruckten Gesamtpreis von 10 Mark erkennbar ist. Dieser wechselt erst zwischen Heft 48 und Heft 49 auf 12 Mark.[1]

Inhalt

Nobody, Illustration aus Band I

Ein Unbekannter betritt in New York nackt den Strand, nachdem er zuvor von Bord der "Persepolis" gesprungen war. Der Fremde, der sich Nobody nennt, in Wahrheit aber ein deutscher Adliger ist, kann Mr. World überzeugen, eine neue Zeitung – Worlds Magazine – zu gründen. In dieser sollen mysteriöse Geschichten aufgeklärt werden, über die immer in sämtlichen amerikanischen und englischen Zeitungen berichtet wird. Nobody will sich aus diesen Berichten die interessantesten heraussuchen, sie aufklären und dann die Lösung in Worlds Magazine veröffentlichen. Diese Zeitung wird ein großer Erfolg, schon mit der vierten Nummer kann in Amerika die Millionenauflage überschritten werden. In den sechs Bänden der ersten Serie wird eine ganze Reihe längerer und kürzerer Fälle beschrieben, die Nobody rund um den Erdball löst.

In der II. Serie wird das Konzept zu Gunsten einer durchgehenden Handlung geändert. Nobody lernt an Bord der "Persepolis" den hellseherisch begabten Edward Scott kennen und nimmt mit diesem den Kampf gegen die Geheimorganisation des mysteriösen Mr. Mephistopheles auf, der über fortschrittliche Technik und geheimes Wissen verfügt.

Von "Nobody" erfährt man nur, dass er Abkömmling eines deutschen Fürstenhauses ist und mit Vornamen "Alfred" heißt. Er ist klug, stark, gutaussehend, sportlich, unendlich reich, vielsprachig, beherrscht die Hypnose und ist nur gelegentlich von Skrupeln geplagt. Er hat ein großes Talent zum Verkleiden. Am Ende von Band 1 heiratet er, aber seine Frau spielt bis in Band 7 keinerlei Rolle mehr. In Band 7 dann führt er für kurze Zeit eine Art bürgerliches Leben (Frau, zwei kleine Söhne, Haus in der Nähe Londons), bevor er wieder auf Reisen geht. In London führt er den "bürgerlichen" Namen Sir Alfred Willcox und ist Professor und Champion der Königin. Sein Name ist bald in aller Welt berühmt; allerdings wird er – zu seiner Irritation und Verärgerung – gelegentlich für eine Fiktion gehalten.

Hintergrund

Der zweite Band besteht aus einer von Robert Kraft umgearbeiteten Fassung seines unveröffentlichten Manuskripts Der Prinz von Monte Carlo.[2] Die Bände drei bis sechs wurden teilweise von Johannes Jühling und Harry Scheff verfasst. Von Jühling sollen die Kapitel III.4 Ein Staatsauftrag, III.5 Auf der Fährte, III.6 Die Freundschaftsinsel, III.7 Der Verzweiflungskampf, III.8 In den Goldfeldern, III.9 Der Schmugglerkapitän, IV.1 Samson und Dalila, IV.2 Titanenkämpfe, IV.3 Im Fegefeuer, IV.4 Wladimir Iwanowitsch, V.3 Die Todeskarte, V.4 Der Mann mit den Teufelsaugen, V.6 Im Zeichen der Schlange und V.8 Der Indianerkopf stammen. Harry Scheff soll die Kapitel V.8 Die Wunderstute Niagara und VI.4 Um ein Millionenhalsband verfasst haben. Die Kapitel III.6 bis III.8 basieren dabei auf dem Friedrich-Gerstäcker-Roman Die Flusspiraten des Mississippi, III.9 bis IV.3 auf Robert Krafts Roman Die Nibelungen und Kapitel V.5 auf Guy Boothbys Doctor Nicola.[3] In das zweite Kapitel des neunten Bandes schob Kraft zudem den Text seiner Erzählung Das Glück von Colonrock oder Der Seehund und die kluge Frau ein.

Editionsgeschichte

Nachauflagen des Romans erschienen 1908, 1918, 1919 und 1926. Ab der Auflage von 1919 wurde die I. Serie statt auf 60 auf 65 Lieferungen verteilt.

Zwischen 1921 und 1923 erschien eine "für den Film" bearbeitete Fassung in 16 Heften. Das erste Heft enthält fünf Fotos aus der Nobody-Filmserie.

Ein Nachdruck der ersten drei Bände erschien ab 1995 bei Hobby-Nostalgie-Druck in Heftform.

Eine Neuauflage in Buchform wird im Benu Verlag veröffentlicht. Bislang sind hier neun Bände erschienen, Band I und II bereits in 2. Auflage.

2013 begann Tredition im Rahmen der Reihe TREDITION CLASSICS mit der Veröffentlichung von Nobody. Bislang erschienen die Bände eins bis acht, jeweils als Soft- und Hardcover-Version.

Nobody im Film

Werbung für den Nobody-Film

1921/1922 wurden eine Reihe von Nobody-Kurzfilmen gedreht, geplant waren insgesamt 52 Teile mit je einem Akt, sie sollten jeweils eine Länge von 300 bis 400 Metern haben. Umgesetzt worden sollen 21 Episoden sein. Die Filme gelten als verschollen, wieviele Teile wirklich produziert wurden, ist nicht bekannt. In der Literatur werden 13 Teile genannt, wobei die Episoden 8 und 25 identisch sein könnten. Bei der sechsten Episode handelt es sich um einen Film mit sechs Akten und einer Länge von 1965 Metern. Die Premiere der Nobody-Filme fand am 23. September 1921 im "Sportpalast-Lichtspiele"-Kino in Berlin statt. Zur Begleitung des Filmprojekts wurde ein Nobody-Journal herausgegeben. Die letzten vier bekannten Episoden wurden der Zensur am 30. Januar 1922 vorgelegt.[4]

Episoden

  • 1. Jussuf el Fanit, der Wüstenräuber
  • 2. Die Flibustier
  • 3. Geheimnisvolle Piraten
  • 4. Der Herr der Unterwelt
  • 5. Die Dame in Grau
  • 6. Das Geheimnis der sieben Ringe
  • 7. Im Zeichen der Schlange
  • 8. Professor Lucifer
  • 9. Der Doppelgänger
  • 22. Die seltsame Geschichte des Edward Scott
  • 23. Der Brunnengeist
  • 24. Der Herr der Unterwelt
  • 25. Prof. Lucifer

Übersetzungen und Nachahmer

Übersetzungen des Romans erschienen in Schweden unter dem Titel Nobody. En furstesons detektivbragder och reseäfventyr (1908), Nobody (1909) und Diamantstölderna i Transvaal (1916) sowie in Tschechien unter dem Titel Nobody in sechs Bänden mit Titelbildern von Zdenek Burian (1935 bis 1937), Nobody – muz z Neznáma mit einem Titelbild von Zdenek Burian (1977), Nobody in zwölf Heften (1992 bis 1995) und Nobody in 15 Bänden (1994 bis 1998)[5]

1965 erschien im Franz Schneider Verlag ein Buch mit dem Titel Detektiv Nobody ein Supermann, das unter dem Pseudonym Peter Parker veröffentlicht und "Nach einer Idee von Robert Kraft" geschrieben wurde.[6]

Anmerkungen

  1. Thomas Braatz: Robert Kraft - Farbig illustrierte Bibliographie. Leipzig 2006, S. 323.
  2. Braatz: Farbig illustrierte Bibliographie, S. 327.
  3. Braatz: Farbig illustrierte Bibliographie, S. 329 ff.; Walter Henle/Peter Richter: Unter den Augen der Sphinx. Eine Biographie. Leipzig 2005, S. 167.
  4. Braatz: Farbig illustrierte Bibliographie, S. 849 ff.
  5. Braatz: Farbig illustrierte Bibliographie, S. 780 ff.
  6. Braatz: Farbig illustrierte Bibliographie, S. 838 f.

Weblinks