Die Söhne der Großen Bärin

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Die Söhne der Großen Bärin ist ein sechsbändiger Romanzyklus von Liselotte Welskopf-Henrich, welcher besonders in DDR sehr erfolgreich war und auch heute noch viele Anhänger hat. Held der mit wissenschaftlichen Kenntnissen geschriebenen, aber auch phantasievollen und spannenden Indianerbücher ist der Lakota-Junge Harka, der sich später als Häuptling Tokei-ihto nennt.

Die Autorin zeichnet die Hauptfiguren mit ihren biographischen Brüchen durchaus zwiespältig, ohne dass die Sympathie des Lesers mit den indianischen Hauptfiguren darunter leidet. Im Verhältnis zu den Geschichten Karl Mays beruht der Romanzyklus von Welskopf-Henrich auf moderneren wissenschaftlichen Erkenntnissen und ist deutlich weniger von Gut-Gegen-Böse-Schwarz-Weiß-Malerei geprägt.

Die einzelnen Bände der Reihe

(Hinweis: Zuerst erschienen die sechs Bände in einer drei-bändigen Ausgabe: Der 1. Band hieß - wie später der 1. Band der sechs-bändigen Auflage - "Harka", der 2. Band "Top und Harry" und der 3. Band "Der Häuptling".)

  • Band 1 - Harka (1962)

Harka eifert seinem Vater, dem Kriegshäuptling der Bärenbande, Mattotaupa ("Vier Bären"), nach und wird schließlich zum Anführer seiner Altergenossen (die Jungen Hunde) gewählt. Weiße dringen auf der Suche nach Gold in das Gebiet der Black Hills, dem Heiligtum der Lakota, ein. Jim Fox, ein weißer Abenteurer, bringt Mattotaupa mit dem "Feuerwasser" in Berührung. Dieser wird daraufhin des Verrats bezichtigt und aus dem Stamm ausgestoßen. Harka folgt ihm in die Verbannung.

  • Band 2 - Der Weg in die Verbannung (1962)

Harka und sein Vater Mattotaupa kämpfen nach ihrer Verbannung in den Bergen ums Überleben. Ein weißer Freund bringt sie schließlich beim Zirkus unter. Nach verschiedenen Verwicklungen müssen sie auch von hier wieder fliehen.

  • Band 3 - Die Höhle in den schwarzen Bergen (1963)

Mattotaupa und Harka können die Schwarzfußindianer durch ihre Leistungen überzeugen, sie bei sich aufzunehmen. Als der Schurke Red Jim abermals ihren Weg kreuzt, müssen sie das Lager verlassen. Sie treffen sich erneut in der Höhle in den Schwarzen Bergen. In dieser soll sich ein sagenhaftes Goldvorkommen befinden.

  • Band 4 - Heimkehr zu den Dakota (1951 und 1963)

Harka wird als junger Bursche Scout beim Eisenbahnbau und wird dort in Kämpfe mit seinen eigenen Stammesbrüdern verwickelt. Von einer alten Seminolenindianerin erhält er den Wampungürtel des Häuptlings Osceola, dessen Botschaft sagt, dass Indianer der verschiedenen Stämme nicht gegeneinander kämpfen sondern zusammenhalten sollen. Da Harka sich beim Eisenbahnbau zu viele Feinde gemacht hat, kehrt er zurück zu den Schwarzfußindianern. Zusammen mit seinem Freund und Blutsbruder erwirbt er die Kriegerwürde und trägt den in Trance gesehenen Kriegernamen Stein mit Hörnern (eine Muschel). Als Krieger nimmt Stein mit Hörnern am Sonntentanz teil.

Mattotaupa verfällt immer mehr dem Alkohol und wird im Streit ermordet. Harka, der Zeuge wurde, wie sein Vater mit Gold bezahlte, muss erkennen, dass er doch der Sohn eines Verräters ist und kehrt zu seinem Stamm zurück.

  • Band 5 - Der junge Häuptling (hauptsächlich 1951)

Stein mit Hörnern wird zum Häuptling seines Stammes und erhält den Namen Tokei-ihto. Bei Verhandlungen mit den Weißen über das Land, welches schon seit Jahrhunderten den Indianern gehört, wird er gefangengenommen. Der Stamm wird in die Reservation getrieben. Doch Tokei-ihto gibt sich noch nicht geschlagen.

  • Band 6 - Über den Missouri (hauptsächlich 1951)

Tokei-ihto führt die Bärenbande aus der Reservation nach Kanada. Dort will er mit dem Gold aus den Schwarzen Bergen Land, Vieh und Saatgut kaufen, damit die Bärenbande als freie Bauern ihr eigenes Schicksal bestimmen kann. Dieses neue Leben ist die Verwirklichung einer Utopie. Zur Gruppe der Bärenbande stoßen auch Indianer anderer Stämme und einige Weiße, die das Land nach indianischer Sitte gemeinsam kultivieren wollen.

Entwicklung

1951 fertiggestellt, wurde "Die Söhne der Großen Bärin" 1952 erstmals in einem Band veröffentlicht. Die drei Teile ("Zwei Welten im Kampf", "Die Unterlegenen" und "Der neue Weg") fanden später überarbeitet Eingang in obige, sehr viel umfangreichere Fassung vom Anfang der 60er Jahre. Welskopf-Henrich nahm dabei an den Originalteilen verschiedene Änderungen vor. Neben einer sprachlichen Überarbeitung (modernisierte Grammatik und Wortwahl), Entfernung (vor allem am Schluss) oder Neuschreibung (die Sage vom Steinmenschen...) ganzer Passagen füllte Welskopf-Henrich "zeitliche Löcher" (die Rückkehr Harkas zu den Dakota nach der Ermordung Mattotaupas...) auf. Anspielungen (das Wasserloch im Blockhaus des zahnlosen Ben...), Beschreibungen (Büffeljagd, Sonnentanz, Bärentanz, Skalptanz...) oder Personen (die Zwillinge Thomas und Theo, Donner vom Berge...) bekamen in der umfangreicheren Fassung einen breiten Raum mit eigenen Handlungen, wodurch auch die Handlung konsistenter wurde. Auch wurde die Dramatik an verschiedenen Stellen behutsam verstärkt (zum Beispiel die "Heimkehr" Tokei-ithos in die Reservation, der missglückte Fluchtversuch aus dem Fort...).

Auffällig zwischen früherer und späterer Fassung ist eine deutliche Verschiebung des Schwerpunkts. Die immer wiederkehrende Betonung des "Urkommunismus" (die Prärieindiander lebten tatsächlich in einer solchen Gesellschaftsordnung), des "genossenschaftlichen" Ackerbaus und anderes ideologisches mehr prägen die Urfassung der "Söhne der großen Bärin" noch in einem hohen Maße. In der neueren und umfangreicheren Fassung wurden solche Aspekte von Welskopf-Henrich beinahe vollständig entfernt.

Sonstiges

Den gleichen Titel wie der Romanzyklus hat ein ebenfalls erfolgreicher DEFA-Film mit Gojko Mitić von 1966. Das Drehbuch schrieb abermals Liselotte Welskopf-Henrich, Regie führte Josef Mach.

1968 erhielt Liselotte Welskopf-Henrich den Friedrich-Gerstäcker-Preis für diesen Romanzyklus.

Im Buch "Auf den Spuren der Söhne der Großen Bärin" untersuchen die Autoren Till Otto und der Kulturwissenschaftler Uli Otto den historischen Hintergrund des 6-bändigen Roman-Zyklus. Dabei weisen sie unter anderem auf den akribisch eingearbeiteten historischen Hintergrund der Romane von Welskopf-Henrich hin und versuchen diese vor allem auch im Hinblick auf die weitaus bekannteren, idealisierten Werke Karl Mays aufzuwerten.

Der Romanzyklus Das Blut des Adlers von Welskopf-Henrich handelt vom Leben der Nachkommen Harkas in der Reservation. Harka selbst tritt als alter Hauptling nochmals kurz auf.

Literatur

  • Uli Otto u. Till Otto: Auf den Spuren der Söhne der Großen Bärin. Untersuchung zum historischen und kulturgeschichtlichen Hintergrund der Jugendbücher "Die Söhne der Großen Bärin" von Liselotte Welskopf-Henrich. Regensburg: Kern 2001. ISBN 3-934983-03-0
  • Thomas Kramer: Tecumseh und Toka-itho: Edle Wilde unter roten Brüdern. Zur Rezeption der Indianerbücher von Fritz Steuben und Liselotte Welskopf-Henrich in der DDR. In: Berliner Blätter. Ethnographische und Ethnologische Beiträge, Heft 25/2002

Weblinks