Dschead: Unterschied zwischen den Versionen

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Îaât (arabisch: ايعات, alternative Schreibweisen Ay‘āt, Ī‘āt, Ya'ad) ist ein Dorf in der Bekaa-Ebene im [[Libanon]]<br>Es liegt im Distrikt Baalbek des Gouvernorats Baalbek-Hermel, gute 4 km nordwestlich von [[Baalbek]], 65 km nordöstlich der Hauptstadt [[Beirut]] und 15 km von der auf dem Antilibanon verlaufenden syrischen Grenze entfernt.<br>Îaât hat knapp 2.500 Einwohner.
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'''Îaât''' (arabisch: ايعات, alternative Schreibweisen Ay‘āt, Ī‘āt, Ya'ad) ist ein Dorf in der Bekaa-Ebene im [[Libanon]]<br>Es liegt im Distrikt Baalbek des Gouvernorats Baalbek-Hermel, gute 4 km nordwestlich von [[Baalbek]], 65 km nordöstlich der Hauptstadt [[Beirut]] und 15 km von der auf dem Antilibanon verlaufenden syrischen Grenze entfernt.<br>Îaât hat knapp 2.500 Einwohner.
  
 
Die wesentliche Sehenswürdigkeit Îaâts ist eine drei Kilometer nordwestlich des Dorfes auf freiem Feld stehende einzelne, achtzehn Meter hohe antike Säule. Es gibt unterschiedliche Überlieferungen zu dieser Säule, aber weder ihr Zweck noch ihr genaueres Alter sind bekannt.
 
Die wesentliche Sehenswürdigkeit Îaâts ist eine drei Kilometer nordwestlich des Dorfes auf freiem Feld stehende einzelne, achtzehn Meter hohe antike Säule. Es gibt unterschiedliche Überlieferungen zu dieser Säule, aber weder ihr Zweck noch ihr genaueres Alter sind bekannt.
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:''Um 10 Uhr Morgens setzten wir mit den Engländern unsere Reise fort, und ritten durch eine lange, sterile Ebene, in der wir aber unerwartet einige Weingärten fanden, über deren von Steinen zusammengelegten Einfriedigung, weiße, in voller Blüthe stehende Heckenrosen, mit kleinen, grünen Blättern, wie unsere Hybriden, freundlich uns zuwinkten, und die mit vielen blauen Verbenen und Blutstropfen (Gutta christi), letztere von der Größe unserer Ranunkeln, geschmückt war. 10 Minuten vom Wege erhob sich in der flachen Gegend eine einsam stehende, hohe Säule. Zeller und die Engländer ritten schnell zu ihr hin, und berichteten uns, sie sei eine corinthische, wohl 60 Fuß hohe Säule, mit einem viereckigen, flachen Raum für eine Inschrift versehen, die aber verloschen wäre, oder nie dagestanden habe.''<ref>Schulz, Eduard Wilhelm ''Reise in das gelobte Land'' Zweite Auflage, F. H. Nieten, Mühlheim an der Ruhr&nbsp;1853, S.&nbsp;302.</ref>
 
:''Um 10 Uhr Morgens setzten wir mit den Engländern unsere Reise fort, und ritten durch eine lange, sterile Ebene, in der wir aber unerwartet einige Weingärten fanden, über deren von Steinen zusammengelegten Einfriedigung, weiße, in voller Blüthe stehende Heckenrosen, mit kleinen, grünen Blättern, wie unsere Hybriden, freundlich uns zuwinkten, und die mit vielen blauen Verbenen und Blutstropfen (Gutta christi), letztere von der Größe unserer Ranunkeln, geschmückt war. 10 Minuten vom Wege erhob sich in der flachen Gegend eine einsam stehende, hohe Säule. Zeller und die Engländer ritten schnell zu ihr hin, und berichteten uns, sie sei eine corinthische, wohl 60 Fuß hohe Säule, mit einem viereckigen, flachen Raum für eine Inschrift versehen, die aber verloschen wäre, oder nie dagestanden habe.''<ref>Schulz, Eduard Wilhelm ''Reise in das gelobte Land'' Zweite Auflage, F. H. Nieten, Mühlheim an der Ruhr&nbsp;1853, S.&nbsp;302.</ref>
  
Bei der Schreibweise des Ortsnamens hat May sich nach Seetzen gerichtet, der sowohl die Säule als auch das Dorf erwähnt.<ref>Kruse, Fr., Hinrichs, Müller, et.al. (Hrsg.): ''Ulrich Jasper Seetzen's Reisen durch Syrien, ... Erster Band'' G. Reimers, Berlin&nbsp;1854, S.&nbsp;181.</ref> Dabei hat er aber den Irrtum begangen, den Namen ''Jeâd'' der deutschen Aussprache anpassen zu wollen, entsprechend ''Dschebel'' (Berg) statt ''Jebel'' oder ''[[Wadi Dschehennem]]'' statt ''Wadi Jehennem''. Wie er mangels anderer Quellen nicht wissen konnte, hatte aber Seetzen die sonst übliche Schreibweise, zum Beispiel ''Ye-ad'' oder ''Yead'' bereits eingedeutscht, so dass das ''J'' in ''Jeâd'' wie im Deutschen und nicht etwa wie im Englischen oder wie im Französischen auszusprechen ist.
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Bei der Schreibweise des Ortsnamens hat May sich nach Seetzen gerichtet, der sowohl die Säule als auch das Dorf erwähnt.<ref>Kruse, Fr., Hinrichs, Müller, et.al. (Hrsg.): ''Ulrich Jasper Seetzen's Reisen durch Syrien, ... Erster Band'' G. Reimers, Berlin&nbsp;1854, S.&nbsp;181.</ref> Dabei hat May aber den Irrtum begangen, den Namen ''Jeâd'' der deutschen Aussprache anpassen zu wollen, entsprechend ''Dschebel'' (Berg) statt ''Jebel'' oder ''[[Wadi Dschehennem]]'' statt ''Wadi Jehennem''. Wie er mangels anderer Quellen nicht wissen konnte, hatte aber Seetzen die sonst übliche Schreibweise, zum Beispiel ''Ye-ad'' oder ''Yead'' bereits eingedeutscht, so dass das ''J'' in ''Jeâd'' wie im Deutschen und nicht etwa wie im Englischen oder wie im Französischen auszusprechen ist.
  
 
== Anmerkungen ==
 
== Anmerkungen ==

Version vom 19. Mai 2020, 14:12 Uhr

Route von Baalbek über Dschead (Yeid), Aïn Ata (Ainette) und Tripolis nach Beirut

Îaât (arabisch: ايعات, alternative Schreibweisen Ay‘āt, Ī‘āt, Ya'ad) ist ein Dorf in der Bekaa-Ebene im Libanon
Es liegt im Distrikt Baalbek des Gouvernorats Baalbek-Hermel, gute 4 km nordwestlich von Baalbek, 65 km nordöstlich der Hauptstadt Beirut und 15 km von der auf dem Antilibanon verlaufenden syrischen Grenze entfernt.
Îaât hat knapp 2.500 Einwohner.

Die wesentliche Sehenswürdigkeit Îaâts ist eine drei Kilometer nordwestlich des Dorfes auf freiem Feld stehende einzelne, achtzehn Meter hohe antike Säule. Es gibt unterschiedliche Überlieferungen zu dieser Säule, aber weder ihr Zweck noch ihr genaueres Alter sind bekannt.

Im neunzehnten Jahrhundert gibt es einige Erwähnungen Îaâts in europäischen Reiseberichten, jedoch erheblich weniger als der Orte zwischen Baalbek und Damaskus. Zum einen gab es hier in der Bekaa-Ebene mehr unterschiedliche Wege als in den Bergen, und nicht alle führten durch Îaât. Zum anderen erschien das Dorf denjenigen Reisenden, die es sahen, als völlig uninteressant. Mehrere Reisende erwähnen nur die Säule, aber nicht das Dorf.

Unter den Namen Ajjâd, Ei'àt, Eiath, Ey'at, J'ât, Jeâd, Yà-àt, Ya'ath, Ye-ad, Yead oder Yeid wird es jedoch in einigen Reisebeschreibungen genannt, aber wir erfahren nur, dass es klein und von Schiiten bewohnt war.[1]

bei Karl May

Dschead
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Von Bagdad nach Stambul

Das Dorf Dschead wird im dritten Band des Orientzyklus von der Route Kara Ben Nemsis und Halefs berührt. Von Damaskus aus verfolgen sie zusammen mit Jacub Afarah und den Dienern Sir David Lindsays, Bill und Fred den Juwelendieb Abrahim Mamur. In Baalbek treffen sie auf den bis vor kurzem totgeglaubten Lindsay, der Abrahim Mamur inzwischen die gestohlenen Juwelen abgenommen hat. Der aber kann sie erneut stehlen und in Richtung Tripolis fliehen, so dass die Verfolgung, jetzt unter Lindsays Mitwirkung, weitergeht:

Sobald wir die grüne Ebene Baalbeks hinter uns hatten, mußten wir durch eine weite, unfruchtbare Ebene, in welcher es aber einige hübsche Weinberge gab. Von der Einfriedung dieser Weinberge blickten uns weiße Heckenrosen und Blutstropfen Christi entgegen. Dann erreichten wir das Dorf Dschead.
Hier erkundigten wir uns und hörten, daß gestern kein Fremder übernachtet habe, daß aber ein von Aïn Ata kommender Bewohner des Dorfes einem einsamen Reiter begegnet sei, welcher jedenfalls nach diesem Orte gewollt habe.
[2]

Von Damaskus bis Baalbek hatte May sich ganz auf die Reisebeschreibung Russeggers stützen können,[3] dieser hat aber für den Rest des Wegs von Baalbek über Tripolis bis zur Einschiffung in Beirut kaum noch Anhaltspunkte geliefert. Insbesondere gehört er zu den Reisenden, die zwar die einsam stehende Säule nennen, nicht aber das Dorf.

May zieht hier zwei weitere Werke zu Rate, die er in seiner Bibliothek besitzt: Seetzen,[4] der die Reise im Jahr 1805 gemacht hat, und Harnisch.[5] Aber auch in ihnen konnte nicht mehr so durchgängige, lebendige Reiseberichte für die beabsichtigte Route finden. Die Beschreibung des immerhin rund 150 Kilometer langen Wegs von Baalbek nach Beirut bleibt daher ungewöhnlich detailarm und farblos.

Verwendet hat er aber die folgende Textpassage Harnischs:

Nachdem wir die grüne Umgebung Bâlbecks verlassen, ritten wir durch eine lange unfruchtbare Ebene, in der uns der Anblick einiger Weingärten überraschte. Die von Steinen zusammengelegte Einfriedigung war mit blauen Verbenen und Blutstropfen Christi (Gnaphalium sanguineum), letztere groß wie Ranunkeln, umblüht; auch weiße Heckenrosen winkten darüber hinaus. Etwa zehn Minuten links von der Straße macht sich eine einsam stehende Säule bemerklich. Ihr Piedestal hat fünf Steinlagen, sie selbst fünfzehn Lager, und sie ist wahrscheinlich nur ein großartiger römischer Meilenstein. – Innerhalb drei Stunden hatten wir das Thal der Beqâa oder Cölesyrien in westlicher Richtung durchschnitten und befanden uns nun am Fuße des Libanon. Wir schlugen unsere Zelte in der Nähe des Dorfes Ain-Ata auf (...).[6]

Aber auch Harnisch hat diese Reise nicht selbst gemacht, sondern seine Beschreibung aus den Texten unterschiedlicher Autoren gewonnen. Folgendes hat er bei Schulz unter dem Tagebucheintrag vom Samstag, dem 24. Mai 1851 gefunden:

Um 10 Uhr Morgens setzten wir mit den Engländern unsere Reise fort, und ritten durch eine lange, sterile Ebene, in der wir aber unerwartet einige Weingärten fanden, über deren von Steinen zusammengelegten Einfriedigung, weiße, in voller Blüthe stehende Heckenrosen, mit kleinen, grünen Blättern, wie unsere Hybriden, freundlich uns zuwinkten, und die mit vielen blauen Verbenen und Blutstropfen (Gutta christi), letztere von der Größe unserer Ranunkeln, geschmückt war. 10 Minuten vom Wege erhob sich in der flachen Gegend eine einsam stehende, hohe Säule. Zeller und die Engländer ritten schnell zu ihr hin, und berichteten uns, sie sei eine corinthische, wohl 60 Fuß hohe Säule, mit einem viereckigen, flachen Raum für eine Inschrift versehen, die aber verloschen wäre, oder nie dagestanden habe.[7]

Bei der Schreibweise des Ortsnamens hat May sich nach Seetzen gerichtet, der sowohl die Säule als auch das Dorf erwähnt.[8] Dabei hat May aber den Irrtum begangen, den Namen Jeâd der deutschen Aussprache anpassen zu wollen, entsprechend Dschebel (Berg) statt Jebel oder Wadi Dschehennem statt Wadi Jehennem. Wie er mangels anderer Quellen nicht wissen konnte, hatte aber Seetzen die sonst übliche Schreibweise, zum Beispiel Ye-ad oder Yead bereits eingedeutscht, so dass das J in Jeâd wie im Deutschen und nicht etwa wie im Englischen oder wie im Französischen auszusprechen ist.

Anmerkungen

  1. Diese Angabe ist nicht ganz uninteressant in einer Region, in der Sunniten, Schiiten, Maroniten, Drusen oder Katholiken jeweils in eigenen Dörfern lebten und in der sich die Religionen nur in größeren Orten mischten.
  2. Karl May: Von Bagdad nach Stambul Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 446.
  3. Siehe Artikel Kubbet en Nassr, Dümar, Sebdani, Schijit und Sorheïr
  4. Kruse, Fr., Hinrichs, Müller, et.al. (Hrsg.): Ulrich Jasper Seetzen's Reisen durch Syrien, ... Erster Band G. Reimers, Berlin 1854.
  5. Harnisch, Wilhelm (Hrsg. von Friedrich Heinzelmann): Reisen in den Ländern der asiatischen Türkei und des Kaukasus Friedrich Fleischer, Leipzig 1854.
  6. Harnisch, Wilhelm (Hrsg. von Friedrich Heinzelmann): Reisen in den Ländern der asiatischen Türkei und des Kaukasus Friedrich Fleischer, Leipzig 1854, S. 184-185.
  7. Schulz, Eduard Wilhelm Reise in das gelobte Land Zweite Auflage, F. H. Nieten, Mühlheim an der Ruhr 1853, S. 302.
  8. Kruse, Fr., Hinrichs, Müller, et.al. (Hrsg.): Ulrich Jasper Seetzen's Reisen durch Syrien, ... Erster Band G. Reimers, Berlin 1854, S. 181.