Dschemma: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 31. Dezember 2012, 16:10 Uhr

Dschemma (arabisch: djema'a oder djemaa) bedeutet im Arabischen des Maghreb "Treffen" oder auch "Versammlung".

Dschemma um 1930

Allgemeines[Bearbeiten]

Die Dschemma war bei den Stämmen der westlichen Sahara die Versammlung der Ältesten und einiger ausgesuchter Stammesmitglieder. Sie beriet den Scheik bei Entscheidungen über Krieg und Frieden, Gesetzgebung, Verhandlungen mit anderen Gruppen und sonstige große Aktionen. Die genaue Zusammensetzung und Organisationsform der Dschemma variierte von Stamm zu Stamm, stützte sich jedoch im allgemeinen auf berberische Gebräuche, arabische Traditionen und Grundsätze des islamischen Rechtes. In einigen Gebieten waren in späterer Zeit sogar Frauen in der Dschemma vertreten.

Je nach Notwendigkeit trat manchmal eine größere Versammlung, die ait arbein (die "Beratung der Vierzig"), zusammen, die aus Ältesten und hervorragenden Kriegern verschiedener Stämme bestand. Ihre Aufgabe war die Organisation im Falle eines Angriffes von außen oder ähnlicher Vorfälle, die ein gemeinsames Vorgehen notwendig machten.

bei Karl May[Bearbeiten]

Dschemma
im Werk Karl Mays
KM 19060520 klein.jpg

Am Jenseits
Ardistan und Dschinnistan I
Ardistan und Dschinnistan II
(Der Mir von Dschinnistan)
Deutsche Herzen - Deutsche Helden
Die Liebe des Ulanen
Durch die Wüste
Im Reiche des silbernen Löwen III / IV
und weitere...


wichtige Mitglieder

Abd el Fadl
Abu Schalem
Dschirbani
Falehd
Hadschi Halef Omar
Kara Ben Halef
Kara Ben Nemsi
Krüger-Bei
Malek
Menalek
Merhameh
Mir von Ardistan
Mohammed Emin
Oskar Steinbach
Pedehr
Scheik der Tschoban
Tarik
und weitere...

in den Kolportageromanen[Bearbeiten]

  • In Karl Mays Kolportageroman "Deutsche Herzen - Deutsche Helden" wird bei einer Dschemma der Medscherdah der Targi Ben Hamalek für den Raub von Hiluja und Haluja sowie den Betrug an Krüger Bei angeklagt und verurteilt.
  • Im selben Roman beschließt die Dschemma der Beni Sallah, dass Falehd gegen Oskar Steinbach und Tarik um die Hand von Badija und die Würde des Scheiks kämpfen soll.
  • In "Die Liebe des Ulanen" tritt die Dschemma der Beni Hassan zusammen, um über Saadis Verbindung mit Liama, der Tochter von Scheik Menalek, zu beraten.

in den Erzählungen und Reiseromanen[Bearbeiten]

  • Im ersten Band der Gesammelten Reiseromane "Durch die Wüste" berät die Dschemma der Ateïbeh darüber, dass Hadschi Halef Omar mit Hanneh, der Tochter von Scheik Malek, verehelicht werden soll, damit sie an seiner Seite den Hadsch nach Mekka durchführen kann.
  • Die Dschemma der Haddedihn beschließt, dass Kara Ben Nemsi, dem Gastfreund von Scheik Mohammed Emin, der Oberbefehl beim Kampf gegen die feindlichen Stämme übertragen wird. Später nimmt diese Versammlung die aus Arabien weggezogenen Ateibeh in ihren Stammesverband auf.
  • Im Roman "Am Jenseits" wird Kara Ben Halef auf Vorschlag Kara Ben Nemsis trotz seiner Jugend in die Dschemma der Ältesten aufgenommen.
  • Im Alterswerk "Im Reiche des silbernen Löwen" muss sich Amineh vor der Dschemma der Dschamikun und dem Pedehr verantworten, weil sie den Peiniger ihres Gatten Hafis Aram getötet hat. In Vertretung des Ustad spricht Kara Ben Nemsi sie frei.
  • In vielen weiteren Werken Karl Mays spielt die Dschemma eine wichtige Rolle bei der Beratung eines Scheiks.

in "Ardistan und Dschinnistan II"[Bearbeiten]

In der Landenge Chatar beruft der Scheik der Tschoban eine Dschemma ein, nachdem er von Merhameh erfahren hat, dass seine Truppen von den Hukara umzingelt sind. Die Dschemma beschließt nach zähen Verhandlungen, ein Bündnis mit dem Dschirbani einzugehen.

Im Maha-Lama-See in der Stadt der Toten befindet sich die Dschemma der Toten.

Als wir in die >Dschemmah der Toten< traten, sahen wir uns von einem mystischen Halbdunkel umfangen, welches uns zwar erlaubte, Gestalten zu sehen, nicht aber auch, ihre Umrisse unterscheiden zu können. Der Saal war groß, sehr groß und auch sehr hoch. Durch die kleinen Fenster konnte nicht genug Licht herein, um die nötige Helle zu geben; aber es waren Kandelaber aufgestellt, deren Arme viele, starke Lichter trugen. Wir brannten sie an, und nun wurde es mehr als hell genug, so daß wir alles nicht nur deutlich sehen, sondern auch genau betrachten konnten. Man hatte beim Aushauen des Saales riesige Säulen und Pfeiler stehen lassen, auf denen die hochgewölbte Decke ruhte.[1]

Hier sitzen die versteinerten Gestalten der Ahnen des Mir von Ardistan mit ihren "Schuldbüchern". Sie müssen so lange verbleiben, bis ein Mir alle Schuld der Vorfahren auf sich nimmt. Auf dem Platz des Vorsitzenden thront der Maha-Lama Abu Schalem.

Die Dschemma der Lebenden wird im benachbarten Saal einberufen, um über die Schuld des Mir von Dschinnistan sowie seines Vaters und Großvaters zu urteilen.

Es geschah etwas vollständig Unerwartetes, etwas geradezu Wunderbares. Nämlich in diesem Augenblicke stand Abu Schalem, der berühmteste, gerechteste und gütigste aller Maha-Lamas, von seinem Sitze auf, öffnete die Lippen und sprach:
"Sie werden lebendig! Finsternis auf Erden; Licht über den Sternen! Ich gehe euch voran. Kommt alle; kommt mit mir!"
Er nahm das große Schuldbuch vom Tisch und kam mit ihm langsam und feierlich die Stufen herabgestiegen. Sein langgeflochtenes, silbernes Haar bewegte sich, wie er die Füße bewegte. Sein Bart, dessen Ende unter dem Tisch verborgen gewesen war, wallte bis auf die Knie herab. Seine großen, weit geöffneten Augen waren auf uns gerichtet und schienen uns mit ihrem Blicke durchdringen zu wollen. So ging er mitten zwischen den anderen Maha-Lamas hindurch, die unbeweglich sitzen blieben. So schritt er auch durch die ganze Zahl der angeschuldigten Herrscher von Ardistan. Vor den beiden letzten, dem Vater und dem Großvater des jetzigen 'Mir, blieb er stehen, hob die Hand und forderte sie auf: "Ihr kommt mit eurem Sohne!"
"Wir kommen!" antwortete der Großvater und stand auf. "Wir kommen!" antwortete auch der Vater und stand auf.
Sie nahmen den 'Mir zwischen sich und folgten dem voranschreitenden Vorsitzenden nach dem Saal der lebenden Dschemmah. Dort stieg Abu Schalem nach seinem hohen Stuhl empor, legte das Schuldbuch auf den Tisch vor sich hin und setzte sich. Der 'Mir war seinen Voreltern wie im Traume gehorsam gewesen! Er hatte sich von ihnen nach den drei Plätzen der Angeklagten führen lassen und setzte sich zwischen ihnen in einer Weise nieder, als ob er geistig vollständig abwesend sei. Und wir andern? Wir Richter? Ich kann nur von mir sprechen und da muß ich gestehen, daß ich mich ganz und gar nicht als Richter fühlte, sondern als ein Mensch, der in Beziehung auf die gegenwärtige Situation und auf seine heutige Aufgabe überhaupt nicht wußte, woran er war.[2]

Da der Mir als sein eigener Ankläger und auch als der seines Vaters und Großvaters agiert sowie die Schuld von Generationen seiner Vorgänger auf sich nimmt, werden alle von Abu Schalem und den Richtern Abd el Fadl, Merhameh, Kara Ben Nemsi, Haschi Halef Omar und dem Dschirbani entsühnt.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Der Mir von Dschinnistan. In: Deutscher Hausschatz 1908/10, 7. Kap., S. 260 f.
  2. Karl May: Der Mir von Dschinnistan. In: Deutscher Hausschatz 1908/10, 8. Kap., S. 276 f.

Weblinks[Bearbeiten]