Ein Wiedersehen

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Karton Ein Wiedersehen

Ein Wiedersehen ist ein früher Karton von Sascha Schneider.

Geschichte

Das Bild ist 1894 mit Kohle und Blei auf Karton in den ungefähren Maßen 240 x 183 cm gezeichnet worden. Links unten findet sich die Signatur A. Schneider 94.

Im gleichen Jahr präsentierte Sascha Schneider das Bild – zusammen mit zehn anderen Kartons – in seiner ersten, erfolgreichen Einzelausstellung im Kunstsalon Lichtenberg in Dresden.

1896 erschienen in der Verlagsbuchhandlung J. J. Weber in Leipzig erstmals die Zwölf Zeichnungen von Sascha Schneider als Heft 3 in der Neuen Reihe der Meisterwerke der Holzschneidekunst. Die zweite und die dritte Auflage erschienen – um sechs Bilder erweitert – im Jahr darauf; die vierte und letzte Auflage wurde 1900 herausgegeben. In dieser Mappe war der Karton Ein Wiedersehen enthalten.[1]

Heute befindet sich Sascha Schneiders Ein Wiedersehen im Kulturhistorischen Museum (früher: Kaiser-Friedrich-Museum) in Magdeburg.[2]

Kritiken

Die Kritik der Theologin D. Hanna Jursch (* 1902; † 1972) gibt Annelotte Range ist ihrer Dissertation (1996) wie folgt wieder:

Der Bildgedanke, daß der Verräter sein Unrecht vor dem Opfer bekennt, ist eine Erfindung Sascha Schneiders, die zu einer Zeit eine Würdigung erfuhr, als der Künstler ganz und gar vergessen schien. In ihrem Aufsatz[3] über Judasbilder, die Wendepunkte in der Kunst markieren (wie die des Naumburger Meisters), bezeichnet Hanna Jursch Schneiders Interpretation als „Vorstoß in Neuland", da er „über die psychologischen Möglichkeiten hinausgegangen sei".[4]

Die erste Nummer der Schriftenreihe des Karl-May-Museums äußert sich Rolf Günther zu diesem Bild:

Judas kniet verzweifelt vor dem Weltenrichter, der angetan mit einer Toga, auf der die Dornenranken als Hinweis auf seine Passion gedruckt sind, auf einem Thron sitzt. Der Sünder reicht verzweifelt die Silberlinge des Verrats dem Herrn entgegen. Der Engel der Vergeltung legt mehr begütigend, denn zwingend die Hand auf die linke Schulter des Sünders, während sich in die rechte die gräßliche Tatze des Teufels schlägt, der seines Opfers gewiß. Fast könnte man Mitleid mit diesem Judas spüren, wie auch aus dem Antlitz Jesu Verzeihung spricht.[5]

Annelotte Range führt in ihrer Doktorarbeit aus:

Dargestellt ist die fiktive Begegnung des vom Tode auferstandenen Christus [...] mit dem reuigen Judas. Auf einem erhöhten Sitz links im Bild thront Christus, das Haupt nimbiert, das Gewand mit Dornenreisern bedruckt. Vornübergebeugt, die Hände im Schoß gefaltet, betrachtet er sinnend und forschend sein Gegenüber. [...] Dem Auferstandenen zur Seite stehen zwei schöne, geflügelte Jünglingsgestalten, Leidenswerkzeuge – Kreuzstamm mit Titulus und Dornenkrone – präsentierend. Christus gegenüber kniet Judas. Den Kopf weit zurückgeworfen und so den Blickkontakt mit dem von ihm Verratenen meidend, die Arme indessen bis zum Äußersten von sich gestreckt, Christus entgegen, ihm mit verzweifelter Gebärde den empfangenen Lohn, den Beutel mit den Silberlingen, hinhaltend. Auch Judas ist von zwei Assistenzfiguren begleitet, einem Engel und einem Teufel, beide in Erwartung des Urteilsspruches; im Hintergrund finster drohend und sprungbereit der Teufel, traurig-ernst der Engel, der seine Hand schon auf die Schulter des Unglückseligen gelegt hat, eine Geste, aus der wohl auf von Christus gewährte Vergebung geschlossen werden darf. Der Rock des Engels ist mit Augen übersät.[6]
Parodie auf Sascha Schneider

Sonstiges

Deckelbild Old Surehand
  • Ein Ausschnitt aus dem Bild Porträtgalerie moderner Meister – Wie sie sich das Publikum nach ihren Werken vorstellt (in: Lustige Blätter, 18. Jg. 1903, Nr. 25), das die Initialen WJW trägt, parodiert Werke Sascha Schneiders. Der Maler ist unbekannt. Das Bild zeigt ein Porträt Schneiders anstelle des Jünglings (Das Gefühl der Abhängigkeit), von vorn gesehen und mit dem gleichen Rock wie der rechts stehende Engel in Ein Wiedersehen bekleidet.
  • Ein ähnliches Gewand trägt auch der Engel auf Sascha Schneiders 1904 entstandenen Titelbild zu Karl Mays Surehand-Trilogie.

Anmerkungen

  1. Range: Zwischen Max Klinger und Karl May, S. 15.
  2. Range: Zwischen Max Klinger und Karl May, S. 16, Anm. 51.
  3. Judas Ischariot in der Kunst In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jg. 1952/53, S. 104.
  4. Range: Zwischen Max Klinger und Karl May, S. 17.
  5. Günther/Hoffmann: Karl May & Sascha Schneider, S. 7 f.
  6. Range: Zwischen Max Klinger und Karl May, S. 16 f.

Literatur