Ein amerikanischer Scherz: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Karl-May-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
Zeile 17: Zeile 17:
  
 
== Herkunft ==
 
== Herkunft ==
Der Verfasser des Textes ist unbekannt. Karl May hat ihn aber mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nur aus einer Vorlage übernommen und nicht selbst verfasst.
+
Der Verfasser des Textes ist unbekannt. Karl May hat ihn aber mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nur aus einer Vorlage übernommen und nicht selbst verfasst. Die Anekdote geht auf eine ältere Vorlage zurück, in welcher der König als Heinrich II. bezeichnet wird, die Rolle des Philosophen übernimmt dort ein Hofastronom. Diese Fassung lässt sich bereits 1782 im <span style="letter-spacing: 0.2em;">''ABC Buch für grosse Kinder''</span> nachweisen.
  
 
<br>{{Navigationsleiste Allerlei (Schacht und Hütte)}}
 
<br>{{Navigationsleiste Allerlei (Schacht und Hütte)}}
  
 
[[Kategorie:Münchmeyer]]
 
[[Kategorie:Münchmeyer]]

Aktuelle Version vom 15. September 2020, 11:46 Uhr

Ein amerikanischer Scherz ist ein Beitrag aus der Rubrik Allerlei der von Karl May redaktionell betreuten Zeitschrift Schacht und Hütte. Er wurde in Heft 52 abgedruckt.

Text[Bearbeiten]

Jeder Präsident der Vereinigten Staaten ist in den ersten Momenten nach Antritt seines Amtes ein geplagter Mann, denn von Seiten der Partei, die ihn als ihren Candidaten aufgestellt hat, stell-en sich zahllose Bewerber um eine möglichst einträgliche Anstellung im Staatsdienste ein, die zu befriedigen eine Sache der Unmöglichkeit ist und die in Nordamerika selbst verspottet werden. In Bezug darauf theilt ein nordamerikanisches Blatt folgendes Geschichtchen mit:
Eine Zahl Politiker, welche sich sämmtlich um eine Anstellung bei der Regierung bewarben, saßen in einem Gasthause beisammen und unterhielten sich daselbst, als ein alter Becherheld, der, wenn er angetrunken, sehr gesprächig, dagegen nüchtern ganz das Gegentheil davon war, sagte, wenn die Gesellschaft nichts dagegen einzuwenden habe, so wolle er eine Geschichte erzählen. Er erhielt die verlangte Erlaubniß und begann sofort in folgenden Worten:
„Ein gewisser König – seines Namens erinnere ich mich nicht mehr – hatte einen Philosophen an seinem Hofe, auf dessen Urtheil er sich stets verließ. Nun ereignete es sich eines Tages, daß der König Lust bekam, auf die Jagd zu gehen, und nachdem er seine Edeln dazu aufgefordert und die nöthigen Vorbereitungen getroffen hatte, ließ er auch den Philosophen rufen und fragte ihn, ob es an dem Tage regnen werde. Der Philosoph versicherte ihm, es werde nicht regnen, und der König und sein Gefolge ritten fort. Als sie nun voranritten, begegneten sie einem Landmann, der auf einem Esel ritt. Dieser ertheilte ihnen den Rath, sie möchten umkehren, denn es würde sicher regnen. Sie lächelten ihn mit Verachtung an und ritten weiter. Ehe sie indessen einige Meilen zurückgelegt hatten, fanden sie Ursache, es zu bereuen, den Rath des Landmannes nicht befolgt zu haben, denn es erfolgte ein so heftiger Regen, daß sie bis auf die Haut durchnäßt wurden. Als sie in den Palast zurückgekehrt waren, machte der König dem Philosophen heftige Vorwürfe darüber, daß er ihm gesagt hatte, es werde ein heiterer Tag bleiben, was doch nicht der Fall gewesen sei. „Ich begegnete einem Landmanne,“ sagte er, „und dieser weiß mehr als Sie, denn derselbe sagte mir, daß es regnen würde.“
De[r König ga]b hierauf dem Philosophen seinen Laufpaß und schickte [nach dem Lan]dmanne, der sich auch bald einstellte.
„Sage mir,“ sagte der König, „wie Du es wußtest, daß es regnen würde?“
„Ich wußte es nicht,“ lautete die Antwort des Bauers, „mein Esel sagte es mir.“
„Wie so?“ fragte der ganz erstaunte König.
„Indem er seine Ohren spitzte, Ew. Majestät.“
Der König schickte hierauf den Landmann fort, sicherte sich den Esel desselben und stellte denselben (den Esel) an die Stelle, welche der Philosoph bekleidet hatte. „Und darin,“ bemerkte der Erzähler mit einem sehr weisen Gesichte, „ließ sich der König einen großen Mißgriff zu Schulden kommen.“
„Warum?“ fragte ihn sein Zuhörer.
„Ei, seit jener Zeit“ – erwiderte derselbe mit einem spöttischen Lächeln – „will jeder Esel eine Anstellung haben!“

Herkunft[Bearbeiten]

Der Verfasser des Textes ist unbekannt. Karl May hat ihn aber mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nur aus einer Vorlage übernommen und nicht selbst verfasst. Die Anekdote geht auf eine ältere Vorlage zurück, in welcher der König als Heinrich II. bezeichnet wird, die Rolle des Philosophen übernimmt dort ein Hofastronom. Diese Fassung lässt sich bereits 1782 im ABC Buch für grosse Kinder nachweisen.