Ein lustiges Bauchrednerstückchen

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Ein lustiges Bauchrednerstückchen ist ein Beitrag aus der Rubrik Allerlei der von Karl May redaktionell betreuten Zeitschrift Schacht und Hütte. Er wurde in Heft 44 abgedruckt.

Text[Bearbeiten]

Ein lustiges Bauchrednerstückchen.
Ein lockerer Studio kam hungermüde mit seinem „Siegel“, so nannte er eine fröhliche Bernhardiner Dogge, welche ihm lustig um die leeren Taschen herumsprang, nach Zürich. „Siegel“ hatte Appetit, sein Herr ditto, aber die Baarschaft hatte in der Freiheit der Natur – o, ihr bösen Hotelwirthe! – ein Ende genommen.
Für einen Studio hat dies weiter nichts zu bedeuten, und frisch, frei, froh, fromm setzte er sich an die table d’hote des seeumrauschten „Beau au lac.“ Neben ihm und um ihn herum Russen, Engländer, Franzosen und sonstige auf Reisen unvermeidliche Zwischenfälle, Herren und Damen. Die Suppe wird aufgetragen.
„Kellner! eine Flasche Sect,“ und Alles geht gut!
Da plötzlich knurrt „Siegel.“ „Die Bestie hat Hunger!“ denkt sich Meister Studio.
„Tout à l’heure, mon petit!“ ruft er dem Hunde zu und reicht ihm ein Stück Brod.
„Danke!“ tönt es vernehmlich von unten!
Wir wollen den Lesern sogleich das Räthsel verrathen.
Meister Studio verstand sich aufs Bauchreden! Verdutzt sehen Engländer und Russen unsern Freund an!
„Pagaloist!“ beginnt ein Russe, „das Hunde spreckte!“
„Allerdings! Monsieur,“ erwiederte auf diese Frage der vorbereitete Musensohn vergnügten Sinnes. „Diesen Hund hier habe ich schon drei Jahre, ich habe ihn vollständig ausgebildet. Nicht wahr?“
Stimme von unten:
„Allerdings!“
Ein Engländer fragte sodann:
„Would you sell me this dog? what is the price? Wolle Sie mich verkauf die Hund? Was kost?“
Stimme von unten:
„Is nich!“
„Sie hören, mein Herr, das Thier will nicht. Siegel hat mich seiner Zeit hundert Thaler gekostet, ich würde ihn nicht für 300 geben.“
„Pagaloist!“ ruft der Russe. „ich Ihnen geb‘ 350!“
„Goddam!“ ruft der Engländer, „ich zahl‘ 400, all right?“
Stimme von unten:
„Wat ich mir davor koofe!“
„500,“ brüllt der Russe, indem er 5 Scheine à 100 Thlr. dem Studenten hinschießt.
Stimme von unten:
„Auf keinen Fall! Ich verlasse meinen Herrn nicht!“
„I, dummes Zeug,“ antwortete ärgerlich der Student seinem Hunde, indem er ihn zum Russen unter den Tisch hinüberschiebt. „Da sehen Sie, mein Herr, wie treu das Thier ist. Apropos, er heißt „Siegel“, er ist außerdem recht gefräßig. Bellt oder spricht er ’mal zu laut, dann schlagen Sie ihm nur gehörig aufs Maul! Die Sache ist abgemacht! Er gehört Ihnen!“
Sprachs und steckte die 500 Thaler in das gähnend leere Portemonnaie! Aber da ertönte zum letzten Male von unten:
„Verkauft hat mich zwar mein Herr gegen meinen Willen, mit Jedem spreche ich aber nicht. Von heute ab spreche ich mit Niemand mehr!“

Herkunft[Bearbeiten]

Der Verfasser des Textes ist unbekannt. Karl May hat ihn aber mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nur aus einer Vorlage übernommen und nicht selbst verfasst.