Einsicht (Gedicht)

Aus Karl-May-Wiki
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Einsicht ist ein Gedicht von Karl May.

Text

          Einsicht.
Schau nicht, schau nicht so um dich her,
  Als ob da deine Welt sich breite.
Die Erde nicht und nicht das Meer,
  Zieh deinen Blick hinaus ins Weite.
Du wohnst hier nur im Wanderzelt;
  Die Heimath fordert all dein Sinnen,
Und suchst du   d e i n e   w a h r e   W e l t,
  So richte deinen Blick nach innen.
Bau nicht, bau nicht ein festes Haus
  Als Heim auf irdschem Grund und Boden;
Man trägt dich doch dereinst hinaus
  Und legt als todt dich zu den Todten.
D e i n   w a h r e s   H e i m,   es ist nur dort,
  Wohin du lebst und denkst, zu schauen,
Und jede That und jedes Wort
  Trägst du ihm zu, um es zu bauen.
Trau nicht, trau nicht dem eb'nen Weg,
  Den Tausende durchs Leben wandern.
Weich ab, weich ab zum steilen Steg,
  Und laß sie lächeln, all die Andern.
Sieh auf die Thoren nicht zurück,
  Und achte nicht auf ihre Stimmen;
Denn wisse wohl,   d e i n   w a h r e s   G l ü c k
  Liegt hoch und läßt sich nur erklimmen.[1]

Textgeschichte

Am 18. Dezember 1900 erschien ein Gedichtband Mays mit dem Titel Himmelsgedanken im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld.[2] In dieser Ausgabe ist das Gedicht auf den Seiten 76 und 77 enthalten. Der auf der folgenden Seite abgedruckte Aphorismus lautet:

Die irdische Gesetzgebung macht mit dem Einzelnen zuweilen sehr langen, mit den Völkern aber oft sehr kurzen Prozeß.[3]

Vertonungen

2006 wurde in Dresden Günter Neuberts Oratorium Wo der Herr nicht das Haus baut uraufgeführt. Es enthält eine Komposition zu Einsicht mit dem Titel Ermahnung.

aktuelle Ausgaben

Anmerkungen

  1. Karl May: Himmelsgedanken, S. 76 f.
  2. Hainer Plaul/Gerhard Klußmeier: Illustrierte Karl-May-Bibliographie, S. 244.
  3. Karl May: Himmelsgedanken, S. 78.

Weblinks