Ferdinand Pfefferkorn

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Bild aus Mays Leseralbum: Ferdinand und Therese Pfefferkorn
Die Pfefferkorns auf der Passagierliste

Ferdinand Carl Ludwig Pfefferkorn (* 5. August 1841; † 8. März[1] 1916) war ein Ernstthaler Schulfreund von Karl May, mit dem ab 1895 wieder engerer Kontakt bestand.

Leben

Ferdinand Pfefferkorn, der von 1847 bis 1855 wie May ein Jahr später die Ernstthaler Knabenschule besuchte, war 1855 mit seinem Vater (Ferdinand Pfefferkorn, * 1808), dessen zweiter Frau Wilhelmine sowie den Geschwistern (Auguste, Marie, Lina, Hermann, Louis und Ernst) in die USA ausgewandert, kam jedoch 1858 mit dem Vater und fünf Geschwistern (vorübergehend) zurück.[2]

1863 heiratete der als Barbier in Oberlungwitz lebende Pfefferkorn Ida Amalie Schultze in Ernstthal.

Er wanderte 1866 endgültig aus. Die Ehe mit Ida wurde geschieden, und Pfefferkorn, ein überzeugter Spiritist, lebte mit seiner zweiten Frau Therese Johanna (* 1845; † 1919) zunächst wieder als Barbier in Lawrence, Massachusetts, wo er sich vermutlich nebenbei auch als Homöopath betätigte. Ab 1883 bezeichnete sich Pfefferkorn dann laut Adressbuch als Physician (Arzt) und führte einen Doktortitel (M. D. = Doctor of Medicine oder Medicinae Doctor),[3] über dessen Herkunft nichts bekannt ist, aufgrund dessen er jedoch auch chirurgische Eingriffe durchführte.[4] In ihren Erinnerungen an Amerika[5] schrieb Klara May über ihn:

Auch er war ein armer Weberssohn, hatte aber [...] mit eisernem Fleiß studiert und ein glanzvolles Doktorexamen bestanden, jetzt ist er ein gesuchter und wohlhabender Arzt.[6]

"Dr." Pfefferkorn soll laut Klara May die Absicht gehabt haben,

seinen Lebensabend in Deutschland zu verbringen, unterließ es aber, als er hörte, daß er hier nur als "Kurpfuscher" angesehen werden würde.[7]

In den USA lebten auch seine Geschwister Lena Hubert (in Goff Falls), Christiane Wilhelmine Ebert, Lawrence, die während Mays Aufenthalt starb, Auguste Beck, Mary Braun, Dr. Hermann Pfefferkorn (East Weymouth), Professor Otto Pfefferkorn (Georgia) und Elisabeth Yohmann (Chicago).[8]

Ferdinand Pfefferkorn und Karl May

Im Spätsommer oder Herbst 1895 besuchte das Ehepaar Pfefferkorn Karl May in Radebeul. Bei den in der "Villa Agnes" stattfindenden spiritistischen Sitzungen waren auch Klara und Richard Plöhn zugegen. Den Besuch und auch die Sitzungen erwähnt May in der Pollmer-Studie.[9] Selma vom Scheidt erklärte 1909, Emma May habe ihr gesagt, dass das Ehepaar Pfefferkorn den Spiritismus im Hause May eingeführt habe.[10]

Auf Mays Amerikareise 1908 stattete das Ehepaar Dr. and Mrs. May[11] vom 5. bis 24. Oktober dem Ehepaar Dr. and Mrs. F. Pfefferkorn in Lawrence einen Gegenbesuch ab. Klara May war beeindruckt:

Ein Mediciner, der wie ein kleiner Fürst lebt. Ein schönes, amerik[anisches] Heim, eigenes Haus, Garten, Pferde, Auto, Diener etc., kurz alles, was sich hier nur recht reiche Leute leisten können.[12]

Pfefferkorn, der bereits einige Jahre zuvor seine gutgehende Arztpraxis etwas reduziert und Chirurgie, Entbindungen sowie Nachtbesuche aufgegeben hatte,[13] fand ausreichend Zeit, sich seinen Gästen zu widmen, und die beiden Ehepaare machten mit Pfefferkorns Automobil etliche gemeinsame Ausflüge, die sich später in Winnetou IV spiegelten (Canobie Lake, Devil's Pulpit, Den Rock).

Sonstiges

Er soll das Vorbild für die Figur des Dicken Jemmy (d. i. Jakob Pfefferkorn) sein. Ein Verwandter Ferdinands, Karl Robert Pfefferkorn (* 1849; † 1934), ein Ernstthaler Unternehmer,[14] erkannte allerdings sich im Dicken Jemmy und war "not amused".[15]

Anmerkungen

  1. lt. Grabstein
  2. Auch die Geschwister lebten später wieder in den USA.
  3. Sudhoff: Karl May in Amerika, S. 350.
  4. Sudhoff: Karl May in Amerika, S. 354.
  5. Klara May: Mit Karl May durch Amerika. Radebeul 1931.
  6. Zitiert nach Sudhoff: Karl May in Amerika, S. 350.
  7. Zitiert nach Sudhoff: Karl May in Amerika, S. 350.
  8. Sudhoff, Amerika, S. 385
  9. Karl May: Frau Pollmer, eine psychologische Studie, S. 867–869.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik I, S. 506.
  11. The Evening Tribune, Lawrence, vom 19. Oktober 1908; zitiert nach Sudhoff: Karl May in Amerika, S. 384, 421.
  12. Zitiert nach Sudhoff: Karl May in Amerika, S. 354.
  13. Sudhoff: Karl May in Amerika, S. 354.
  14. Firma Pfefferkorn, Briefkopf; das Grabmal der Unternehmerfamilie befindet sich auf dem Ernstthaler Friedhof an der Lindenstraße.
  15. Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik I, S. 497.

Literatur

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.