Gotthilf Ferdinand Döhner

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Dr. Gotthilf Ferdinand Döhner (* 8. August 1790; † 14. März 1866)[1] war Amtsprediger und Superintendent zu Freiberg sowie Kirchen- und Schulrat der Kreisdirektion Zwickau.

Leben[Bearbeiten]

Döhner wurde als Sohn von Christian Gotthold Döhner, dem Diakon der Zwickauer Marienkirche, geboren. Er war das jüngste von 13 Kindern. Er besuchte das Lyceum in Zwickau, studierte in Wittenberg Theologie und wurde 1813 zum Archidiakon an die Marienkirche in Zwickau berufen. Verheiratet war Döhner ab 1814 mit Henriette Friederike Casparie, mit der er acht Kinder hatte. 1815 gründete er eine Privatschule für Jungen und Mädchen.[2] Als Amtsprediger in Freiberg gründete er 1830 eine Kleinkinderbewahranstalt und eine katholische Schule in der Kreuzgasse.[3] Die 1834 eröffnete Knabenbürgerschule leitete er als Direktor.[4] In der 1835 errichteten Kreisdirection für das Erzgebirge und das Vogtland war Döhner als Kirchen- und Schulrat tätig.[5] Am 15. Juni 1860 wurde er Ehrenbürger von Annaberg-Buchholz,[6] ebenfalls 1860 wurde er auch Ehrenbürger Zwickaus und erhielt für seine 25-jährige Tätigkeit als Kirchen- und Schulrat das Comthurkreuz des Königl. Sächs. Verdienstordens. 1864 wurde Döhner zum Geheimen Kirchen- und Schulrat ernannt.[7]

In seinem Nachruf würdigte der Verein zur Verbreitung guter und wohlfeiler Volksschriften, zu dessen Gründungsmitgliedern Döhner gehörte und dessen Vorsitz er bis zu seinem Tod innehatte, den Verstorbenen und seine Tätigkeiten im Volksschriften-Verein im Rahmen des 25. Jahresberichtes: Der ehrwürdige Stifter des Vereins, der fast fünfundzwanzig Jahre lang an der Spitze seines Directoriums gestanden hat, der unvergeßliche Döhner ist am 14. März dieses Jahres gestorben. Er hatte ein Herz für den Verein, wie Niemand ein besseres; dieses Herz hat ausgeschlagen. Sein Auge war stets offen für die Angelegenheiten des Vereins, und erkannte scharf und klar, was ihm noth war; dieses Auge hat der Tod geschlossen. Die Hand ruht, die den Verein so sicher und so glücklich auf seiner Bahn leitete; und der Mund ist verstummt, der immer ein so herzliches und beredtes Wort hatte, wenn es galt, dem Vereine neue Freunde zuzuführen oder die alten zu erhalten. Wir haben zwar die verlassene Stelle wieder besetzt; ersetzt wird Döhner niemals wieder.[8]

Gotthilf Ferdinand Döhner und Karl May[Bearbeiten]

In seiner Funktion als Kirchen- und Schulrat in Zwickau ermittelte er in der "Onanie-Affäre" am Seminar in Plauen. Dazu begab er sich am 26. August 1860 nach Plauen, um am Seminar zu den aufgestellten Behauptungen Informationen einzuholen. Am 27. August 1860 erfuhr er dort ihm Rahmen seiner Erkundigungen, "daß das fragliche Übel in Höchst beklagenswerter Weise unter einer großen Menge der Seminaristen" herrschen solle. Mit dem Oberlehrer Kühn, der Direktor Wild vertrat, untersuchte er die Betten der Seminaristen und fand auch einige "befleckt" vor. Am 28. August erstattete Döhner der Kreisdirektion Zwickau Bericht über seine Erkenntnisse, am 3. September berichtete die Kreisdirektion, der Döhner angehörte, über den Vorgang an das sächsische Kultusministerium.[9]

Döhner war zudem bei den Prüfungen Karl Mays am Seminar anwesend: Die mündliche wissenschaftliche Prüfung der Seminaristen wurde am 14. März 1861 unter Vorsitz von Döhner abgehalten.[10] Zur außerordentlichen Schulamtskandidatenprüfung 1861 gehörte Döhner der Prüfungskommission an. Karl May wurde dabei am 9. und 12. September geprüft.[11] Mays Prüfungszeugnis vom 13. September 1861 trägt auch die Unterschrift Döhners.[12]

In einem Brief vom 30. Oktober 1861 an die Kreisdirektion Zwickau erwähnte der Plauener Seminar-Direktor Wild, dass ihm erinnerlich sei, dass Döhner bei seiner letzten Anwesenheit in Plauen dem Pastor Schmidt in Ernstthal geantwortet habe, dass May seiner Vaterstadt zur Verwendung als Vikar überlassen werde.[13]

Am 4. Juni 1863 informierte Döhner in seiner Funktion als Kirchen- und Schulrat das Kulturministerium über die Haftstrafe Mays wegen des Uhrendiebstahls.[14]

Mit den Werken des 1841 gegründeten Vereins zur Verbreitung guter und wohlfeiler Volksschriften, zu dessen Vorsitzenden Döhner gewählt wurde,[15] kam Karl May höchstwahrscheinlich während seiner Zwickauer Haftzeit in der Bibliothek der Strafanstalt Schloss Osterstein in Berührung.[16]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Denkmal Ehrenbürger der Stadt Zwickau an der Grabstätte Döhners. Abgebilder bei: Gotthold Leistner: Der Zwickauer >>Verein zur Verbreitung guter und wohlfeiler Volksschriften<< (1841 bis 1873). In: Sächsische Heimatblätter 1/1998, S. 24–33.
  2. Leistner: Der Zwickauer >>Verein zur Verbreitung guter und wohlfeiler Volksschriften<< (1841 bis 1873), S. 23 f.
  3. Chronik Freiberg, 19. Jhd.
  4. Ebd.
  5. Leistner: Der Zwickauer >>Verein zur Verbreitung guter und wohlfeiler Volksschriften<< (1841 bis 1873), S. 24.
  6. Persönlichkeiten der Stadt Annaberg-Buchholz bei Wikipedia.
  7. Leistner: Der Zwickauer >>Verein zur Verbreitung guter und wohlfeiler Volksschriften<< (1841 bis 1873), S. 24.
  8. Fünfundzwanzigster Jahresbericht über den Verein zur Verbreitung guter u. wohlfeiler Volksschriften, nebst der dem Vereins=Directorium vorgelegten Rechnung auf das Jahr vom 1. Juni 1865 bis 31. Mai 1866, S. 1.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik I, S. 90 f.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik I, S. 96.
  11. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik I, S. 98 f.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik I, S. 100.
  13. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik I, S. 104.
  14. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik I, S. 120.
  15. Verein zur Verbreitung guter und wohlfeiler Volksschriften. In: Eisenbergisches Nachrichtenblatt, 23. Februar 1841. (Onlinefassung)
  16. Hainer Plaul: "Besserung durch Individualisierung". In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1975, S. 167.

Literatur[Bearbeiten]

  • Robert Emil Leupold: Erinnerungen an Dr. Gotthilf Ferdinand Döhner... Zu Zwickau: Nebst 4 an seinem Grabe gehaltenen Reden, 1866.
  • Andreas Graf: Lektüre und Onanie. Das Beispiel des jungen Karl May, sein Aufenthalt auf dem Seminar in Plauen (1860/61) – und die Früchte der Phantasie. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1998, S. 84–151. (Onlinefassung)

Weblinks[Bearbeiten]