Großer Zab

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Großer Zab
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Durchs wilde Kurdistan
Von Bagdad nach Stambul
Christi Blut und Gerechtigkeit
nur erwähnt in:
Durch die Wüste
Im Reiche des silbernen Löwen II
Mater dolorosa
Maria oder Fatima
Merhameh
Der Kys-Kaptschiji

Der Großen Zab oberhalb von Lizan im 19. Jahrhundert

Der Große Zab oder Obere Zab ist ein Nebenfluss des Tigris. Er mündet etwa 40 Kilometer unterhalb von Mossul von links in den Tigris. Die Beinamen trägt er, um ihn von dem weniger bedeutenden, weiter abwärts in den Tigris mündenden Kleinen Zab, auch Unterer Zab genannt, zu unterscheiden.

Der Große Zab entspringt in der Türkei, im Distrikt Başkale der Provinz Van, direkt an der türkisch-iranischen Grenze. Zunächst fließt er rund 200 Kilometer in generell südwestlicher Richtung auf türkischem Gebiet bis zur irakischen Grenze. Auf den nächsten rund 50 Kilometer fließt er in südöstlicher Richtung und wechselt dann wieder auf die südwestliche Richtung, um nach weiteren rund 170 Kilometern in den Tigris zu münden.

Bis zum Völkermord an den Assyrern und Aramäern war der Oberlauf des Zab und das Gebiet östlich davon das Siedlungsgebiet der freien (keinen Tribut zahlenden) christlichen assyrischen Stämme. Im neunzehnten Jahrhundert kamen mehrere Foschungsreisende und vor allem viele Missionare in das Gebiet und reisten meist entlang des Großen Zab. Im Jahr 1829 wurde der deutsche Forscher Friedrich Eduard Schulz, ein Philosoph und Orientalist, auf Veranlassung des Kurdenführers Nur Ullah Bey[1] am Oberlauf des Großen Zab ermordet; in der Nähe der Ortschaft Baschkalaa (heute Başkale).

im Werk Karl Mays

Route über den Großen Zab im Orientzyklus

Der Große Zab spielt bei Karl May häufig eine Rolle und wird von ihm als Großer Zab, Oberer Zab, Zab ala, Berdizabi oder einfach nur als Zab bezeichnet.

Durchs wilde Kurdistan

Das letzte der drei im zweiten Band des „Orientzyklus“, „Durchs wilde Kurdistan“ erzählten großen Abenteuer ist die Vermittlung des Friedens zwischen dem kurdischen Stamm der Berwari unter dem Bey von Gumri und dem assyrischen Stamm der Tijari unter dem Melek von Lizan durch Marah Durimeh unter entscheidender Mitwirkung von Kara Ben Nemsi. Die damit verbundenen Ereignisse finden am Großen Zab und in dessen unmittelbarer Nähe statt.

Zum ersten Mal an den Zab gelangt Kara Ben Nemsi, nachdem er mit seinen Gefährten Halef, Sir David Lindsay, Mohammed Emin und Amad el Ghandur zusammen mit dem Bey von Gumri von den Tijari gefangengenommen wurden. Zwar konnten sie sich zunächst befreien und sind formal Gäste des Melek von Lizan; frei sind sie aber nicht, da sie durch ihr Ehrenwort gebunden sind. So werden sie nach Lizan am Zab gebracht:

Wir ritten vom Abhange des Gebirges in das hier sehr breite Thal des Zab hernieder. Fruchtfelder gab es hier gar nicht. Höchstens sah man in der Nähe eines einsamen Weilers ein wenig Gerste ihren Halm erheben. Der Boden ist außerordentlich fruchtbar, aber die ewige Unsicherheit benimmt den Bewohnern die Lust, eine Ernte für ihre Feinde heranzuziehen.
Dagegen kamen wir an prächtigen Eichen- und Walnußwäldern vorüber, die hier in einer Kraft und Frische gediehen, wie sie sonst nicht häufig anzutreffen ist.
[2]

Mit einer Friedensfeier in Lizan, am Großen Zab, endet der erste Band.

Bei der Beschreibung von Land und Leuten und ihrer Geschichte hält May sich lose an die Fakten, die der englische Reisende Layard über seine Reise im Jahr 1846 niedergeschrieben hat.[3]

Von Bagdad nach Stambul

Nachdem die letzten zwei Kapitel des zweiten Bandes des „Orientzyklus“ am Oberlauf des Großen Zab gespielt hatten, setzten Kara Ben Nemsi, Halef, Lindsay, Mohammed Emin und Amad el Ghandur im dritten Band, „Von Bagdad nach Stambul“, ihren schwierigen und gefährlichen Weg nach Mesopotamien, zu den Weidegründen der Haddedihn fort. Dieser Weg führt sie eine lange Strecke den Großen Zab hinab und berührt den Fluss auch später noch einmal, bevor sie ihn endgültig verlassen:

Wir hatten am Zab den Entschluß gefaßt, den Fluß entlang bis zu den Schirban- und dann den Zibar- Kurden zu reiten. Bis zu den Schirbani hatten wir Empfehlungen vom Bey zu Gumri und von dem Melek in Lizan erhalten, und von da aus hofften wir auf weitere Unterstützung. Die Schirbani nahmen uns gastfreundlich auf, von den Zibari aber wurden wir sehr feindselig empfangen; doch gelang es mir später, mich ihrer Teilnahme zu versichern. Wir kamen glücklich bis zum Akrafluß, stießen aber hier bei der wilden Bergbevölkerung auf eine so große Böswilligkeit, daß wir nach verschiedenen schlimmen Erfahrungen uns nach Südost wenden mußten. Wir überschritten den Zab östlich des Ghara Surgh, ließen Pir Hasan links liegen und sahen uns genötigt, da wir den dortigen Kurden keineswegs trauen durften, längs des Dschebel Pir Mam nach Südost zu halten, um dann nach rechts umzubiegen und irgendwo zwischen dem Diyaleh und kleinen Zab den Tigris zu erreichen.[4]

Christi Blut und Gerechtigkeit

Diese Erzählung spielt im Grenzgebiet zwischen den Stämmen der Zibar-Kurden und der Schirwan-Kurden. Dieses war am mittleren Lauf des Großen Zab; dort, wo er in südöstliche Richtung fließt. Kara Ben Nemsi und Halef sind auf dem Weg Richtung Nordwesten von den Schirwani zu den Zibari:

Wir hätten nämlich das Schirwan-Dorf bereits beim ersten Tagesgrauen verlassen und waren von dem Scheich desselben eine Strecke weit begleitet worden. Nun hatte sich der Osten allmählich mehr gelichtet, und eben jetzt schoß der erste Strahl der aufsteigenden Sonne an uns vorüber, um die Fluten des Zab mit brillierenden Lichtern zu überschütten.[5]

weitere Werke

Nur erwähnt wird der Große Zab in „Durch die Wüste“, „Im Reiche des silbernen Löwen II“ und in den MarienkalendergeschichtenMater dolorosa“, „Maria oder Fatima“ und „Merhameh“, wobei es bei letzterer unsicher ist, ob May möglicherweise statt des Großen Zab den Kleinen Zab gemeint hat. Er schreibt nur „Zab“, und weitere geografische Angaben sind nicht vorhanden.

Die Marienkalendergeschichte „Der Kys-Kaptschiji“ spielt zwar fast vollständig am Kleinen Zab, der Große Zab ist aber in einer beigefügten Karte angegeben. Interessant ist dabei, dass diese 1895 veröffentlichte Karte einen Verlauf des Flusses darstellt, der außer auf den letzten Kilometern nicht im Geringsten mit der Wirklichkeit übereinstimmt und der zuletzt in Karten des achtzehnten Jahrhunderts zu finden war. Nach dieser Karte floss er von Quellen nahe der persischen Grenze ziemlich geradlinig in südwestlicher Richtung, etwa parallel zum Kleinen Zab. Spätestens seit den ersten Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts war der tatsächliche Verlauf des Großen Zab zumindest in groben Zügen in Europa bekannt und in Karten zu finden.

Anmerkungen

  1. Nur Ullah Bey wird von Karl May in „Durchs wilde Kurdistan“ erwähnt
  2. Karl May: Durchs wilde Kurdistan, Band 2 der Gesammelten Reiseromane, Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 509.
  3. Layard, Austen Henry: Niniveh und seine Ueberreste, Neue wohlfeile Ausgabe Dyk'sche Buchhandlung, Leipzig 1854, S. 105.
    Inventar-Nr. KM0689 in Karl Mays Bibliothek.
  4. Karl May: Von Bagdad nach Stambul Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 8.
  5. Karl May: Christi Blut und Gerechtigkeit., In: Vom Fels zum Meer - Spemann’s Illustrirte Zeitschrift für das Deutsche Haus. Erster Band., W. Spemann, Stuttgart 1883, S. 344.

Weblinks