Im Lande des Mahdi I (Schneider)

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Deckelbild Im Lande des Mahdi I

Im Lande des Mahdi I ist das Deckelbild Sascha Schneiders für Karl Mays gleichnamige Reiseerzählung.

Entstehung der Deckelbilder zur Mahdi-Trilogie

Die Deckelbilder zur Mahdi-Trilogie schuf Sascha Schneider im Jahre 1905. Gelesen hatte er die Reiseerzählung allerdings bereits im Jahr zuvor, was sich in seinem Brief an Karl May vom 31. März 1904 zeigt:

Im Lande des Mahdi:
das Buch des Aberglaubens: furchtbar! Möge es Licht werden.[1]

Schneider hatte 1905 zunächst geplant, nur eine Zeichnung als Deckelbild für alle drei Bände von Im Lande des Mahdi zu gestalten, was im Brief vom 9. Januar an Karl May zum Ausdruck kommt:

[...] I will make only one leaf. [...] The same with "Im Reiche des Mahdi".[2][3]

Am 14. Januar überließ Schneider brieflich die Entscheidung darüber dem Autor:

Bleibe ich dabei fortgesetzt weiter im grösseren Maassstabe, [...] Im Lande des Mahdi 3 [Blätter zu zeichnen] and so on,[4] so kann ich nichts weiter sagen als: Geduld! [...]
Sagen Sie mir wie Sie denken: Kurz und bündig. Soll ich für verschiedene Bände eine Zeichnung machen [...] oder soll es dabei bleiben: [...] für im Lande des Mahdi 3 [...][5]

Zwei Tage später teilte der Maler Mays Frau Klara brieflich mit, dass er nur 1 Blatt für die Trilogie zeichnen will.[6]

Diesem Entschluss blieb Sascha Schneider allerdings nicht treu, sondern zeichnete tatsächlich eigene Titelbilder zum ersten, zweiten und dritten Band. An Klara May schrieb er nämlich am 2. Juni in einem Brief:

Ich arbeite an mehreren Blättern zugleich u[nd] will erst 4 Stück fertig haben[7] u[nd] sende sie zusammen zu Ihnen. Ach, es ist so furchtbar viel zu erledigen![8]

Am 23. Juni kündigte Schneider auf einer Postkarte an Karl May seinen Besuch in der Villa "Shatterhand" in Radebeul folgendermaßen an:

Ich beabsichtige d[en] 28ten nachmittags ¼ 5 Uhr zu Ihnen zu kommen u[nd] wenn es passt auch abends zu bleiben. Überbringe Ihnen 4 Zeichnungen.[9]

Im gleichen Jahr erschienen dann alle drei Mahdi-Bände erstmals mit den Deckelbildern Sascha Schneiders.[10]

Kritiken

In der Einleitung zur Sascha-Schneider-Mappe ordnet Johannes Werner die Bilder zur Mahdi-Trilogie der zweiten Gruppe zu. Zu Im Lande des Mahdi I (Blatt 14) heißt es da:

Blatt 14, wie die Nacht, die Finsternis, als dämonisches Weib aufgefaßt, das Verderben in Gestalt widerlichen, kriechenden Gewürms mit der Geißel in der Hand gegen das ruhig schlummernde Dorf der Schwarzen herantreibt und auf sie hetzt. Es sind die sich heranschleichenden, fressenden, sich festbeißencen Leidenschaften und Laster, die den friedlich ohne Bewußtsein der ihm drohenden Gefahr dahinlebenden Menschen überfallen.[11]

Arno Schmidt äußert sich in seinem Aufsehen erregenden Buch Sitara und der Weg dorthin unter § 35 kurz zu verschiedenen Blättern der Sascha-Schneider-Mappe, darunter auch zu den Titelbildern zu Im Lande des Mahdi I-III:

14-16, Im Lande des Mahdi, ist insofern interessant, als Schneider, in innigster U[nter]B[e]W[ußtseins]-Konkurrenz, die gleiche schnakische Verwandlung von Vokabelstoff in Bildeindrücke betrieben hat, wie der Meister-selbst: 'Mahdi ?' : gleich kriechen unten 'Maden' herum ! (Vgl. auch H[alef]'s Traum von den 'Maden', Silberlöwe III, 488 u[nd] 632). Auch recken sie Alle die Köpfchen empor – die Satanella führt die Peitsche dazu – und machen sich dann an die, in allerlei Positionen am Boden Weilenden, 'ran.[12]

Annelotte Range schreibt in ihrer Dissertation über Sascha Schneider zu diesem Titelbild:

Auf dem Deckel zu Band I [...] treibt eine peitschenbewehrte, hörnertragende (sollten die Hörner die Halbmonde des Islam sein?) weibliche Figur ein im Staube kriechendes merkwürdiges Gebilde vor sich her, das aus sechs langgestreckten, wurmförmigen Gliederfüßlern besteht, die alle an einem Strick zu ziehen scheinen. Das Ganze ist einem Dressurakt nicht unähnlich. Die Tausendfüßler gehorchen der Dompteuse blindlings, denn ihre Köpfe sind mit dunklen Kappen verhüllt. [...] ihrer Identität und Würde beraubte, austauschbare und manipulierbare Wesen unter der Knute des nach mohammedanischer Lehre dem Menschen bestimmten unabwendbaren Schicksals.[13]

Hans-Gerd Röder und seine Tochter Christiane Starck äußern sich in ihrer Jubiläumsausgabe über diese Zeichnung:

Die Teufelin auf dem Buchdeckel von Im Lande des Mahdi I ist aus emanzipationsgeschichtlichen Gründen interessant und zeigt ein dem Symbolismus typisches Darstellungsmuster des Weiblichen, welches effektvoll mit dem aus dem Impressionismus bekannten Sujet der Frau als Teil der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts kontrastiert. Diese Spaltung des Femininen in die femme fatale und die femme fragile wird als Reaktion auf die ersten emanzipatorischen Bewegungen gedeutet. Im Spiegelbild der symbolistischen Kunst werden weibliche Figuren poetisiert und damit wieder beherrschbar.[14]

Anmerkungen

  1. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 67.
  2. [Ich] werde nur ein Blatt machen. [...] Dasselbe bei "Im Reiche des Mahdi".
  3. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 130 f.; dort auch die vorige Anmerkung.
  4. Englisch: und so weiter.
  5. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 132 f.
  6. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 134.
  7. Gemeint sind wohl Im Lande des Mahdi I-III und Am Jenseits.
  8. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 154.
  9. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 156.
  10. Hainer Plaul: Illustrierte Karl-May-Bibliographie. Unter Mitwirkung von Gerhard Klußmeier. Lizenzausgabe bei K. G. Saur München 1989, S. 206, Nr. 276.6 (Band I), S. 208, Nr. 279.6 (Band II) und S. 210, Nr. 280.6 (Band III). ISBN 3-5980-7258-9.
  11. Zitiert nach: Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 499.
  12. Arno Schmidt: Sitara und der Weg dorthin. Eine Studie über Leben, Werk & Wirkung Karl Mays. Reprint der Erstausgabe von 1963. S. Fischer Verlag Frankfurt am Main 1985, S. 332. ISBN 3-10-070620-X
  13. Range: Zwischen Max Klinger und Karl May, S. 83.
  14. Starck/Roeder: Sascha Schneider und Karl May, S. 11.

Literatur