In einem Dorfe Oberbayerns

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In einem Dorfe Oberbayerns ist ein Beitrag aus der Rubrik Allerlei der von Karl May redaktionell betreuten Zeitschrift Schacht und Hütte. Er wurde in Heft 13 abgedruckt.

Text[Bearbeiten]

In einem Dorfe Oberbayerns lag ein Bauer hoffnungslos an der Cholera krank, so daß er nach dem Sterbesakramente schickte. Der Pfarrer, welcher die Ansteckung fürchtete, zeigte ihm draußen vor dem Fenster die Hostie und sprach:
„Schau her, Naz! Wenn Du das im rechten Glauben anblickst, wirst Du ebenso selig, als hättest Du’s gegessen.“
Der Bauer gab sich damit nicht zufrieden und schickte nach dem Pfarrherrn des Nachbardorfes; dieser kam und that seine Pflicht ohne Furcht vor der Krankheit. Der Patient starb aber nicht, sondern wurde gesund. Als nun die Zeit kam, in welcher der Zehent fällig war, lud er einen Wagen voll der schönsten Garben und fuhr damit in den Hof des Pfarrgutes. Der geistliche Herr, welcher zum Fenster herausgukte, freute sich über die ungewöhnlich schöne und reiche Gabe und rief:
„Das ist brav, Naz, daß Du so hübsch an mich denkst. Wirf nur ab!“
„Abwerf’n?“ fragte der Gelobte. „Das is halt nit nöthig. Schauns nur amal den Rogg’n im rechten Glaub’n an, so is es halt ebenso gut, als wenn ’S ihn g’fressen hob’n!“
Sprach’s, lenkte um und brachte das Getraide zu dem Pfarrherrn des Nachbarortes, zu dessen Sprengel die Familie seit jener Zeit bis auf den heutigen Tag gehört.

Herkunft[Bearbeiten]

Der Verfasser des Textes ist unbekannt. Karl May hat ihn aber mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nur aus einer Vorlage übernommen und nicht selbst verfasst.