Josefine Kößler

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Josefine "Josepha" verwitwete Kößler geborene Meyer, fälschlich Josepha Roeßler genannt, war die Vermieterin der Pension "Villa Lener" in Bozen. Sie hatte eine Tochter, Maria Kößler.

Josefine Kößler, Karl und Emma May[Bearbeiten]

Emma Mays Wirtsleute[Bearbeiten]

Josefine Kößler wurde im November 1902 Emma Mays Zimmerwirtin in Bozen nach deren Trennung von Karl May. Zunächst hatte Emma im Hotel Schwarzer Greif gewohnt, zog aber dann auf Anraten Maria Schrotts in die billigere Pension. In ihrer Zeugenaussage vom 9. April 1908 äußerte sich Frau Kößler über Emma:

Die geschiedene May schwärmte förmlich für ihre Freundin [Klara] Plöhn, und auch jetzt noch, nach der Ehescheidung, schwärmte sie für ihre Freundin. Die geschiedene May schien mir ziemlich beschränkt zu sein. denn sie konnte es nicht fassen, daß ihr Mann sich lediglich von ihr habe scheiden lassen, nur um die Plöhn zu heiraten. [...] Die May huldigte abergläubischen und spiritistischen Ansichten. Sie legte jeder Absonderlichkeit (einem unaufgeklärten Lärm und dergleichen) gleich besondere Bedeutung bei.[1]

Am 26. und 27. November 1902 war Klara Plöhn bei Emma May in der Villa Lener zu Besuch. In ihrem Tagebuch schrieb sie dazu:

Ich fand Emma in der Villa Lehner. [sic!] Einer prachtvollen Wohnung. Sie hätte sehr liebe Wirthinnen, die ihr Alles an den Augen absehen. Mit der Tochter [Maria] hatte sie "Bettfreundschaft" geschlossen. Emma sagte, aus dem Mädchen sauge sie neue Lebenskraft. Spiritistische Sitzungen halte sie auch mit ihr, wie wir sie früher gehabt hätten. Leider wären die Leute sehr dumm. Sie gingen zu viel zur Kirche. –[2]

Auf den 15. Januar 1903 datiert eine kryptische Notiz Karl Mays, die sich möglicherweise auf Josefine oder Maria Kößler bezieht:

Kößler fängt an.[3]

Am 2. Februar 1903 erhielt Emma May in Bozen das Scheidungsurteil zugestellt. Maria Kößler äußerte sich dazu in ihrer Zeugenaussage vom 9. April 1908:

Als die Scheidungsschrift anlangte, war [die May] betrübt. Wir gingen dann zusammen ins Theater, und die Betrübniß verschwand![4]

Josephine Kößler schrieb am 1. März 1903 einen Brief an Karl May, in dem es heißt:

Daß sie [nämlich Emma] selbst daran schuld ist, sehe ich jeden Tag mehr ein.[5]

Am 9. März zog Emma May aus der Villa Lener aus. Josefine Kößler dazu in ihrer Aussage vom 9. April 1908:

Als die geschiedene May von Bozen wegzog, blieb sie mir 120 Kronen schuldig, welches Geld mir die Plöhn selbst zuschickte. Gleich vor ihrer Abfahrt bekam ich ein Telegramm aus Radebeul mit der Frage, ob die geschiedene May schon abgefahren wäre.

Und am 23. November 1910 sagte Frau Kößler als Zeugin aus:

Es mag sein, daß ich auf eine frühere Äußerung der Frau May sie wolle abreisen erwähnte, sie solle noch nicht gehen, es beginne hier erst die bessere Jahreszeit, aber gegen ihren Willen sie hier zurückzuhalten, lag mir sehr ferne, weil ich froh wäre, wenn sie gegangen wäre.

Unter Umständen war Josefine Kößler die lesbische Beziehung Emmas zu Maria nicht verborgen geblieben. Später schrieb Emma Pollmer aus Weimar mehrere Briefe an das liebe, gute Mariechen:

Ich flehe dich an, mein Liebs, setze Alles in Bewegung, um so bald wie möglich zu mir zu kommen. Meine Sehnsucht nach Dir ist unbeschreiblich. Du wirst es gewiß auch fühlen, wie oft ich an Dich denke und Dich im Geiste küsse.[6]

Briefwechsel und Zeugenaussagen[Bearbeiten]

Einen weiteren Brief an Karl May schrieb Frau Kößler am 14. März 1903 und berichtet ihm, dass Emma in der Nähe von ihm und Klara Plöhn leben und wie früher mit den beiden verreisen wolle.[7]

An Klara, die nunmehrige zweite Ehefrau Karl Mays, schrieb Frau Kößler am 4. April:

Spiritistisch zu sein, das gab sie [nämlich Emma] zu, wollte auch uns dazu überreden, sagte auch Frau Plöhn u[nd] Herr Dr wären ganz begeisterte Spiritisten. Wir gingen nicht darauf ein, deßhalb waren wir dumme, beschränkte Menschen. Sie schimpfte meine Tochter weil sie täglich früh in die Messe geht, also nicht bei ihr blieb. [...] Frau Plöhn, ich sage Ihnen ganz offen, Comedie, nichts als Comedie, sie will nicht vernünftig sein, Frau Dr hat hier einmal eine solche aufgeführt, von da an durchschaute ich sie. Uns erzählt sie immer von Banden, die Sie drei verbinden, es sei garnicht möglich, daß sie getrennt werden, es sei ein Geheimniß.[8]

Josefine Kößler schrieb am 23. August eine weiteren Brief an Karl May, in dem sie meinte, Emma käme sicher noch in eine Nervenheilanstalt.[9]

Am 9. April 1908 wurden vor dem Kreisgericht Bozen neben Maria und Henriette Schrott auch Josefine und Maria Kößler wegen der Meineidsuntersuchung gegen Karl May und Genossen als Zeugen vernommen.[10]

Die 4. Ferienstrafkammer des Berliner Landgerichts III beschloss am 1. August 1910, in der Privatklagesache Karl May ./. Rudolf Lebius (geborener Verbrecher) zahlreiche Zeugen zu vernehmen. Darunter waren auch Maria, Henriette und Walther Schrott sowie Josefine und Maria Kößler, die befragt werden sollten

darüber, ob die jetzt geschiedene Frau Emma May geb. Pollmer von August 1902 bis März 1903 allein auf der Mendel im Hotel Penegal und dann in Bozen geweilt hat, während der Privatkläger mit der Witwe Plöhn, die er später geheiratet hat, abreiste, um die Ehescheidungsklage gegen seine Frau einzureichen, ob der Privatkläger und Frau Plöhn die Zeugin Frau Schrott und die anderen Zeugen vor ihrer Abreise angewiesen haben, die jetzt geschiedene Frau May auf der Mendel und in Bozen festzuhalten und jeden Gedanken, abzureisen, in ihr zu unterdrücken, in welcher Weise dies geschehen ist und aus welchem Grunde sie dort festgehalten werden sollte, [...] und ob sie den Zeugen erklärt hat, sie sei an den ehelichen Zerwürfnissen schuld, sie habe dem Ehemanne 15000 Gulden heimlich entwendet, habe ihm wichtige Dokumente und Verträge unterschlagen und vernichtet, die Gründe der Scheidung entsprächen der Wahrheit.[11]

Am 23. November fand die Vernehmung der genannten Zeugen vor dem Kreisgericht Bozen statt. Mutter und Tochter Kößler sagten zu Karl Mays Gunsten aus.[12]

Weitere Kontakte zwischen Kößlers und Mays sind nicht bekannt.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 137 f.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 142.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 178.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 198.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 215.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 216.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 219.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 238 f.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 264. Dies geschah tatsächlich im Jahre 1914.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 377.
  11. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 238 f.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 360–362.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.