Joseph Russegger

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Joseph Russegger nach der Verleihung des Ritterstandes

Joseph Russegger (* 18. Oktober 1802 in Salzburg, † 20. Juni 1863 in Schemnitz), auch „Rußegger“ geschrieben, ab 1853 Joseph Ritter von Russegger, war ein Forschungsreisender und Naturwissenschaftler.

Die erste wissenschaftliche Vorbildung erhielt Russegger am Lyceum in Salzburg, wo sein Vater Magistratsrat war. Die Alpenlandschaft seiner Heimat und der Einfluss des Salzburger Berg- und Salinendirektors Schroll ließen ihn sich frühzeitig für das Bergwesen interessieren. Während seiner höheren, philosophischen Studien war der Einfluss des Historikers Fidelis Filz und des Mathematikers Strampfer entscheidend. Nach Abschluss dieser Studien ging Russegger 1822 an die Bergakademie in Schemnitz, wo bekannte Wissenschaftler wie Schitko, Wehrle, Wilkens und Lang Edler von Hamstadt lehrten. 1826 schloss er sein dortiges Studium mit großem Erfolg ab und fand eine Anstellung bei dem Berg- und Hüttenamt im Oberpinzgau. Hier erforschte er aus eigenem Antrieb die ganze Umgebung und legte den Grundstein zu seiner geologischen Sammlung.

Im September 1827 wurde Russegger als Praktikant an die k. k. Gold- und Silberbergwerke in Böckstein im Gasteinertal versetzt und wurde ein Jahr später zum provisorischen Controleur und Betriebsbeamten befördert. Parallel setzte er seine schon im Pinzgau begonnene wissenschaftliche Arbeit fort, die 1831 in den Aufsatz „Ueber das Vorkommen des Goldes im salzburgischen Erzgebirge“ und 1832 in den Aufsatz „Ueber den Bau der Central-Alpenkette im Herzogthum Salzburg“ mündete. In diese Zeit fiel der Tod seines Vaters, der ihn bis dahin finanziell unterstützt hatte. Da Russeggers Vergütung von 200 Gulden für seine vielfältigen Tätigkeiten nicht ausgereicht hätte, erwog er ein Ausscheiden aus dem Dienst, konnte aber eine Verdoppelung seiner Vergütung erreichen und damit seine wissenschaftlichen Arbeiten durch den Kauf von Instrumenten sogar intensivieren. Insbesondere führte er barometrische Höhenbestimmungen zahlreicher Alpengipfel und sonstiger markanter Punkte durch.

Der Besuch einer amtlichen Kommission in Böckstein, wo Russegger inzwischen etliche Missstände beseitigt und verschiedene zweckmäßige Erneuerungen im Betrieb durchgesetzt hatte, führte zu seiner Beförderung zum Werksverwalter und Amtsvorstand in Böckstein im Jahre 1831, wozu später noch die Leitung der Bergwerke auf dem Hohen Goldberg im Rauriser Tal kam. Dabei hatte Russegger in Sigmund von Helmreichen, dem Bruder des Reisenden Virgil von Helmreichen, einen Amtskollegen, der ihn in allen Arbeiten und Unternehmungen wirksam unterstützte. Einem Ruf nach Brasilien leistete Russegger nicht Folge, da die Regierung nicht auf Russeggers Bedingungen einging.

Im Jahre 1834 erbat sich Muhammad Ali Pascha, der Vizekönig von Ägypten, von Österreich bergmännisch gebildete Leute, die sein Land geologisch untersuchen sollten. Russegger wurde 1835, im Alter von nur 33 Jahren, zum Chef der österreichisch-ägyptischen Bergwerksexpedition ernannt.

Am 20. Dezember 1835 verließ Russegger Wien mit seiner Expedition, an der auch Theodor Kotschy teilnahm, und kehrte erst nach fünfjähriger Abwesenheit am 21. April 1841 wieder dorthin zurück. Seine Vorstellung bei Muhammad Ali Pascha, seinen Aufenthalt in Alexandrien und Kairo , seine Expedition nach Tharsus und in die Hochtäler der Tauruskette, seinen Besuch der Steinkohlengruben und Eisenbergwerke am Libanon, die Nilreise in das Innere von Afrika (Dezember 1836), den Aufenthalt in Khartum, die dortige Begegnung mit dem Fürsten von Pückler-Muskau, die Erforschung des Inneren Afrikas bis zum Dorf Roserres, den Krieg mit den südlichen, um das Gebirge Fassokl lebenden Völkern, die Erforschung von Dongola, den Besuch der heiligen Orte des Jordantales, des Toten Meeres, des Sinai, die Rückkehr nach Europa über Griechenland und Sizilien, den Besuch von Paris, von London, Schottlands, Irlands, Skandinaviens, alle Begegnungen mit interessanten Menschen wie mit Prokech, Ritter, Leonhard, Nöggerath, Cockerill u . a. hat Russegger in seinem siebenbändigen Reisewerk ausführlich geschildert.

Gleich nach seiner Rückkehr wurde Russegger als „Bergrat in außerordentlicher Dienstleistung“ an das Departement für Salzburg und Tirol der k . k. Hofkammer im Münz- und Bergwesen versetzt und noch im selben Jahr mit einer Kommissionsreise nach dem Banat und Siebenbürgen beauftragt.

Im Jahre 1843 erhielt Russegger von dem damals regierenden Herzog Franz von Modena den Auftrag, sein Land geologisch und bergmännisch zu bereisen. Noch während er seine Forschungsergebnisse bearbeitete, wurde Russegger im Juni 1843 zum Vizedirektor der k. k. Berg- und Salinendirektion zu Hall in Tirol ernannt. Am 2. Mai 1846 wurde er zum k. k. Gubernialrat, Salinen-Administrator und Distriktual-Bergrichter in Wieliczka befördert und am 24. Mai 1850 zum Ministerialrat, Berg-, Forst- und Güterdirektor in Nieder-Ungarn und Direktor der Berg- und Forstakademie in Schemnitz in Ungarn.

1852 verlieh ihm der Kaiser das Ritterkreuz des Leopold-Ordens und in Folge dessen im Jahr 1853 den erbländischen Ritterstand.

In Schemnitz verstarb Russegger im Alter von 61 Jahren. Seine auf den Reisen erworbene Sammlung von Waffen und ethnografischen Gegenständen vermachte er dem Salzburger Museum Carolino-Augusteum (heute Salzburger Museum).

Russegger war zweimal verheiratet. 1832 heiratete er die Salzburgerin Elise Gasparotti, die bei der Geburt des zweiten Kindes verstarb. Nach ihrem Tod trat Russegger seine fünfjährige Expedition an. 1842 heiratete er Wilhelmine von Salzgeber, die Tochter eines k. k. Ministerialrats, die ihn überlebte.

Joseph Russegger und Karl May

Karl May besaß drei Bände aus Russeggers Werk Reisen in Europa, Asien and Afrika, mit besonderer Rücksicht auf die naturwissenschaftlichen Verhältnisse der betreffenden Länder, unternommen in den Jahren 1835-1841.
Neben einem Band mit Abbildungen waren dies ein Band, der den Beginn der Reise von Triest über Griechenland, Ägypten, Libanon und Syrien in die südliche Türkei umfasste[1] und ein zweiter, der daran anschließend die Türkei und die Rückreise nach Ägypten schilderte.[2]

Im letztgenannten Band beschreibt Russegger den vom 23. bis zum 25. Oktober 1836 zurückgelegten Abschnitt seiner Reise von Baalbeck über Sorcheia, Schijit,[3] Sebdani, Es Suk, Dümar, die Kubbet en Nassr und Salehiëh nach Damaskus.

In „Von Bagdad nach Stambul“, dem dritten Band des „Orientzyklus“ lässt May seine Helden den umgekehrten Weg zurücklegen. Dabei nennt er genau dieselben Stationen wie Russegger; und auch aus der teils ganz, teils fast wörtlichen Übernahme von Russeggers Beschreibungen sowie der Wiederholung zweier Fehler Russeggers wird deutlich, dass May sich hier ausschließlich auf dessen Reisebeschreibung gestützt hat. Nur bei der Beschreibung der Stadt Damaskus hat er anderen Quellen den Vorzug gegeben.

Schriften Russeggers

  • Der Aufbereitungsprocess gold- and silberhaltiger Pocherze im salzburgischen Montanbezirke. Als Beitrag zur Aufbereitungslehre der Pocherze überhaupt. E. Schweizerbart, Stuttgart 1841.
  • Reisen in Europa, Asien and Afrika, mit besonderer Rücksicht auf die naturwissenschaftlichen Verhältnisse der betreffenden Länder, unternommen in den Jahren 1835-1841 (7 Bände in 4 Teilen) E. Schweizerbart, Stuttgart 1841 bis 1846.
  • 56 wissenschaftliche Aufsätze in unterschiedlichen Fachzeitschriften:
    • Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefakten-Kunde
    • Monatsberichte der geographischen Gesellschaft in Berlin
    • Zeitschrift für Physik
    • Wiener Zeitschrift für Physik, Chemie und Mineralogie
    • Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien
    • Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde
    • Vereinsberichte des montanistisch-geognostischen Vereins zu Innsbruck
    • Marine-Zeitung

Literatur

  • von Wurzbach, Constant: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Siebenundzwanzigster Theil. K. k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874, S. 292-296.

Anmerkungen

  1. Inventarnummer KM0491a in Karl Mays Bibliothek
  2. Inventarnummer KM0491b in Karl Mays Bibliothek
  3. Hier unterliegt Russegger einem Irrtum; er hat anhand der von ihm verwendeten Karte von Syrien H. Berghaus angenommen, an Nebbi Schjit vorüberzureiten.Diese Karte ist jedoch grob fehlerhaft; Nebbi Schjit liegt an einer ganz anderen Stelle.

Weblinks