Kannst du noch beten? (Gedicht)

Aus Karl-May-Wiki
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Kannst du noch beten? ist ein Gedicht von Karl May.

Text

          Kannst du noch beten?
Kannst du noch beten? Sag, kannst du es noch?
Wenn nicht, so denk an deine Mutter doch,
  Wie sie so liebend über dir gewaltet
  Und dir die kleinen Händchen fromm gefaltet,
Damit der liebe Gott ihr Glück bewahre.
Und dieses Glück warst du – – wie viele Jahre?
Kannst du noch beten? Sag, kannst du es noch?
Wenn nicht, so denk an deine Kinder doch!
  Hältst du's für überflüssig, sie zu lehren,
  Den Herrn und Vater gläubig zu verehren?
Was kann der irdische von ihnen wollen,
Wenn sie den himmlischen nicht achten sollen?
Kannst du noch beten? Sag, kannst du es noch?
Wenn nicht, so fasse Muth; versuch es doch!
  Es wartet Gott wohl gar Zeit deines Lebens
  Nur auf ein kleines Wörtchen, doch vergebens.
Die Todesangst wird dieses Wort dir zeigen,
Vielleicht zu spät; die Antwort ist dann – – Schweigen![1]

Textgeschichte

Am 18. Dezember 1900 erschien ein Gedichtband Mays mit dem Titel Himmelsgedanken im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld.[2] In dieser Ausgabe ist das Gedicht auf Seite 136 enthalten. Der auf der gegenüberliegenden Seite abgedruckte Aphorismus lautet:

Irdische Liebe wird die Feindin der Gebenden und der Nehmenden, wenn nicht schützend die Hand des Verstandes über ihnen schwebt.[3]

aktuelle Ausgaben

Anmerkungen

  1. Karl May: Himmelsgedanken, S. 136.
  2. Hainer Plaul/Gerhard Klußmeier: Illustrierte Karl-May-Bibliographie, S. 244.
  3. Karl May: Himmelsgedanken, S. 137.

Weblinks