Kolutschin

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Kolutschin
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Der Schut

Reiseroute über Kolutschin

Kolutschin ist ein Ort, über den Karl May im Orientzyklus die Reiseroute seiner Helden Kara Ben Nemsi, Halef, Omar Osko und David Lindsay führt. Letzeren hatte Kara Ben Nemsi kurz zuvor in der Juwelenhöhle aus den Fängen des Schut befreit. Sie befinden sich auf dem Weg nach Rugova, um dort den Schut dingfest zu machen.

Der zurückgelegte Weg war uns durch die mitgenommenen Pferde doppelt beschwerlich gewesen. Jetzt hatten wir große Mühe, sie über den Fluß zu bringen. Wir mußten sie einzeln hinüberreiten. Erfreulicherweise bot von da an der Weg keine Schwierigkeiten mehr. Es ging über eine grasige Ebene und dann sanft bergan, bis wir angebaute Felder erreichten und dann Kolutschin am Fuß des dort beginnenden Bergzuges liegen sahen. Von Gurasenda und Ibali kam linker Hand die Straße herab, an welcher das Dorf lag.[1]

May hat diesen Ort, wie alle anderen in den letzten drei Bänden des Orientzyklus —mit Ausnahme von Bu-kiöj—, der „Karte der Balkanländer“ von Friedrich Handtke aus dem Jahr 1878 entnommen,[2] wo er allerdings als Kolastschin bezeichnet ist. In den meisten anderen Karten heißt er Kolatschin. Gegenwärtig ist an der durch diese Karten bezeichneten Stelle kein Ort zu finden, der als Kolatschin zu identifizieren wäre.

Nach v. Hahn[3] setzt sich der Ortsname Koladschin[4] aus des Teilen Kola für Nikolaos und Dschin für Johann zusammen, in der Bedeutung Nicolaos, Johanns Sohn. Es ist offensichtlich, dass dies auch für Kolatschin zutrifft und ebenso für Kolesjan. Letzteres ist ein Dorf im Nordosten Albaniens, das etwa 10 Kilometer von der durch die alten Karten bezeichneten Stelle entfernt liegt.[5] Wegen der Namesübereinstimmung darf angenommen werden, dass es sich um Mays Kolutschin handelt.

Die Tatsache, dass es sich auf der anderen Seite des Schwarzen Drin befindet als das Kolastschin aus Handtkes Karte, kann nicht gegen diese Identifizierung sprechen. Die geografische Expedition von Hahns fand im Jahre 1863 statt, weil das gesamte Gebiet des Drin aus westeuropäischer Sicht vollkommen unerforscht war. Kolastschin/Kolatschin war jedoch schon vorher in der Karte an genau der gleichen Stelle eingetragen. Der Karteneintrag ist demnach vollkommen bedeutungslos,[6] er weist lediglich darauf hin, dass es im weiteren Umkreis ein Dorf dieses oder ähnlichen Namens gegeben haben wird.

Anmerkungen

  1. Karl May: Der Schut. Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 345-346.
  2. Handtke, Friedrich: Generalkarte der Balkanhalbinsel. C. Flemming, Glogau 1878. (Inventar-Nr. KK041 in Karl Mays Bibliothek)
    Schönbach, Ralf: „Zu einem guten Kartenleser gehört schon Etwas...“. Die Quellen der Balkan-Romane Karl Mays. In: Dieter Sudhoff/Hartmut Vollmer (Hrsg.): Karl Mays Orientzyklus. Karl-May-Studien Band 1. Igel Verlag Paderborn 1991, S. 202–218. (Onlinefassung)
  3. Johann Georg von Hahn: Reise durch die Gebiete des Drin und Wardar, Kaiserliche Akademie der Wissenschaften Wien 1867 S. 53
  4. Leider wird der Ort hier nur als Beispiel angeführt und deswegen seine Lage nicht angegeben
  5. siehe hierzu den Abschnitt Geografische Aspekte im Artikel Orientzyklus
  6. Der Verfasser der Karte, die damals als die beste galt, Heinrich Kiepert, war selbst dieser Ansicht. Er bezeichnet seine eigene Karte im Anhang zu von Hahns Reisebericht als so unzuverlässig, dass es ein „irrationelles Verfahren“ sei, eine Kopie der Karte anzufertigen und darin Ergänzungen einzutragen.

Weblinks