Kurt Rudolph

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Ernst Kurt Wilhelm Franz Rudolph, auch Kurt Rudolf (* 21. Oktober 1870; † 7. August 1952[1]), war Turnlehrer in Radebeul und Bücherwart der dortigen Volksbücherei sowie Bezirksturnwart von Kötzschenbroda.

Kurt Rudolph und Karl May

In Volker Grieses Karl May – Personen in seinem Leben ist – leider ohne Quellenangabe – über das erste Zusammentreffen Kurt Rudolphs mit Karl May folgendes dargestellt:

Während seiner Hilfslehrerzeit, Ostern 1894 oder 1895, lernte Rudolf den Dichter Karl May in Lechlas Weinstube kennen. Er sah zu, wie May eine Rotweinflasche leerte, dabei genußvoll eine Zigarre rauchte. Beim Bezahlen beobachtete Rudolf, daß May ein ca. 5 cm dickes Bündel zusammengeschnürter Hundertmarkscheine aus seiner Rocktasche entnahm und ausgiebig vor den Augen der Kellnerin durchblätterte, um dann einen 50 Mark Schein herauszuziehen. Das Wechselgeld – May hatte etwas über 20 Mark zu zahlen – schob er der Kellnerin wieder als Trinkgeld zurück.[2]

Rudolph und May müssen sich in der Folgezeit näher kennengelernt haben, denn am 30. März 1896 schenkte Karl May der Volksbibliothek einem Kurt Rudolph gemachten Versprechen gemäß die 16 bisher erschienenen Bände seiner Gesammelten Reiseromane als einen gern gegebenen und später fortzusetzenden Beitrag. Die Bücherspende ging über den Gemeindevorstand Robert Werner. Der Radebeuler Ausschuss für die Volksbibliothek dankte May bereits zwei Tage darauf für das werthvolle Geschenk.[3]

Laut Grieses Angaben trafen sich Karl May und Kurt Rudolph nach 1900 [...] einmal im Radebeuler Hotel Vier Jahreszeiten.[4] Anfang 1903 bat der Lehrer den Schriftsteller um eine erneute Bücherspende. In seinen Erinnerungen schrieb Kurt Rudolph dazu:

Meine eifrigsten Leser waren Fortbildungs- und Gewerbeschüler, die nach nichts anderem verlangten, als nach Karl Mays Schriften. Die in der Bibliothek vorhandenen Bücher waren vollständig zerlesen, so daß ich die Bitte an Karl May wagte, seine Werke nochmals schenkungsweise zur Verfügung zu stellen.[5]

May antwortete am 9. Januar damit, dass er 33 Bücher für die Volksbibliothek zu Radebeul spendete und einen Begleitbrief an Kurt Rudolph schrieb:

Hier haben Sie die Erfüllung Ihres Wunsches! Wahrscheinlich besitzen auch Sie wenigstens eine kleine Kenntniß der giftigen Angriffe, welche ich grad dieser Werke wegen erleide. [...] Mögen tausend noch so buchdruckerschwarze Geisterwinzigkeiten gegen mich aufstehen, ich fürchte sie so wenig, daß ich ihnen nie ein Wort entgegnen werde. Ich lasse mich von ihnen weder aus meiner Aufgabe noch aus meinem Wohnorte hinauslügen.
Wir müssen durch den Sumpf der Erde waten,
Und wenn dabei die trüben Wasser spritzen,
So jammern über unsre Missethaten
Die Frösche alle, die im Schlamme sitzen![6]

Angeblich erhielt Kurt Rudolph kurz darauf vom Gemeindevorstand

die strikte Weisung [...], in Zukunft die Erzählungen Karl Mays nicht mehr auszuleihen. Rudolf hielt sich nicht daran und verlieh die Werke Mays auf eigene Verantwortung auch weiterhin.[7]

Angesicht der durchweg guten Beziehungen zwischen Robert Werner und Karl May erscheint eine solche Anweisung allerdings fraglich.

Am 3. Februar 1908 bedankte sich Karl May bei Kurt Rudolph für zwei Ehren-Eintrittskarten zum Maskenball des Turnvereins Kötzschenbroda mit dem Motto Mittelmeerfahrt:

Vielen Dank für Ihre freundliche Einladung. Leider ist es mir unmöglich, ihr zu folgen, weil der Montag [nämlich eben der 3. Februar] schon besetzt war, ehe sie kam. Hätten Sie doch nur zwei Tage eher geschrieben, so wäre es mir möglich gewesen, Ihnen zu Ihrer Aufführung Verschiedenes, was ich von meinen orientalischen Reisen mitgebracht habe, zur Verfügung zu stellen! Dennoch freut mich Ihre Einladung. Ich möchte Ihnen gern eine Gegenfreude machen. Hat Ihr Verein eine Bibliothek? Darf ich Ihnen für diese Bibliothek einige meiner Bücher schenken?[8]

Die von May genannte Aufführung bestand in einer pantomimischen Darbietung der Befreiung Senitzas aus Karl Mays Durch die Wüste unter dem Titel Eine Tschikarma. Kurt Rudolph schrieb darüber am 5. April 1936 in einem Brief an Euchar Albrecht Schmid:

Ich wählte diese Szene als Pantomime, weil sie zu mitternächtlicher Stunde lautlos erfolgen mußte. Große Schwierigkeiten und naheliegende Entgleisungen in sprachlicher Stoffbehandlung und Aussprache der Laienspieler waren dadurch vermieden. Nur das Durchschwimmen des Kanals (unter der Bühne durch Schwimmbewegungen in wassergefüllter Badewanne ausgeführt) und das endliche Zerbrechen des Eisengitters waren hörbar und steigerten die Spannung für die Entführungshandlung. Als ich Karl May bei späterer Gelegenheit traf und ihm davon erzählte, bedauerte er nochmals sein Nichtkommen, lachte herzlich und sagte: "Da können meine Erzählungen doch nicht so schlecht sein, wenn sie auf der Bühne vorgespielt werden!"[9]

Weitere Kontakte Kurt Rudolphs zu Karl May sind wahrscheinlich, aber nicht bekannt.

Anmerkungen

  1. Lebensdaten nach Sterberegistereintrag
  2. Griese: Personen, S. 281.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik I, S. 519.
  4. Griese: Personen, S. 281.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 173.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 174.
  7. Griese: Personen, S. 281.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 347 f.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 348.

Literatur

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.